Chronik Die Linken Geschichte
Am 16. Juni 2007 fusionierte die Linkspartei.
PDS aus
dem Osten Deutschlands, mit der WASG (Wahlinitiative
Arbeit & Soziale Gerechtigkeit) aus dem Westen
Deutschlands zur neuen Partei Die Linke, die seitdem
bundesweit zu Wahlen antritt. Davor waren beide
Parteien im Bundestagswahlkampf 2005 bereits ein
Wahlbündnis eingegangen. Die (Vor)Geschichte der
neuen Partei besteht aus zwei sehr unterschiedlichen
Gruppierungen, was deren Werdegang und Sozialisation
angeht. Demzufolge wurde es immer wieder schwierig,
die Ansichten der unterschiedlichen Flügel und
Gruppierungen innerhalb der neuen Partei zu
synchronisieren.
Die Linkspartei.PDS war eine unmittelbare
Nachfolgepartei der kommunistischen Staatspartei der
DDR, der Sozialistische Einheitspartei Deutschland
(SED). Als die Herrschaft der SED als Folge der
Ereignisse 1989 zusammenbrach, wurde auf einem
außerordentlichen Parteitag die weitere Zukunft der
Partei diskutiert. Die Alternative, die sich
stellte, war Auflösung oder grundlegende Erneuerung.
Letzteres wurde beschlossen - unter dem neuen Namen
Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS).
Zu dieser Erneuerung von innen heraus gehörten unter
anderem die Lossagung vom Stalinismus, ein
Bekenntnis zum demokratischen Sozialismus sowie eine
Entschuldigung für das begangene Unrecht der
ehemaligen SED-Führung. Der neuen PDS traten damals
weniger als fünf Prozent der ehemaligen
SED-Mitglieder bei. Trotzdem wurde die PDS den
Nimbus der SED-Nachfolgepartei nie ganz los - was
immer wieder zu einer erheblichen Belastung für die
Partei führte. Wo die restlichen SED-Ehemaligen ihre
neue parteipolitische Heimat fanden, wurde nie
untersucht oder bekannt.
Hatte die SED noch rund 4.000 hauptamtliche
Mitarbeiter, waren im neuen PDS-Vorstand nur noch
200 hauptamtliche Mitglieder tätig. Der erste
Vorsitzende der PDS war von 1989 bis 1993
Rechtsanwalt Gregor Gysi. Von 1993 bis 2000 folgte
Lothar Bisky und von 2000 bis
2003 Gabi Zimmer.
Danach übernahm wieder Lothar Bisky die
Parteiführung bis 2007.
Bei den Volkskammerwahlen der DDR im
März 1990 kam
die PDS auf den dritten Platz mit 16,4 Prozent der
Stimmen. Die Partei landete hinter dem Wahlbündnis
„Allianz für Deutschland“ - einem Zusammenschluss
aus
CDU, dem Demokratischen Aufbruch und der
Deutschen Sozialen Union - sowie der SPD. Bei den
ersten gesamtdeutschen Wahlen zum Bundestag 1990
erreichte die PDS im Osten 11,1 Prozent und
bundesweit 2,4 Prozent. Der PDS kam zu Gute, dass
die Fünf-Prozent-Klausel für Ost und West bei dieser
Wahl getrennt gewertet wurde. Damit konnten sie
trotzdem mit 17 Mandaten in den gesamtdeutschen
Bundestag einziehen.
Vier Jahre später, 2004, war die
Fünf-Prozent-Klausel wieder bundesweit gültig und
die PDS erreichte in Ost und West nur 4,4 Prozent.
Aufgrund von vier Berliner Direktmandaten waren sie,
diesmal über die Grundmandatsklausel, trotzdem im
Bundestag mit einer Gruppe von 30 Abgeordneten
vertreten.
Erst im Jahr 1998 erreichte die PDS 5,1 Prozent und
war somit in der Lage, im neuen Bundestag eine
eigene Fraktion zu bilden. Bei den Wahlen im Jahr
2002 fiel ihr bundesweiter Stimmanteil jedoch wieder
auf vier Prozent zurück und weil sie gleichzeitig
nur zwei Direktmandate gewinnen konnten, war die PDS
diesmal nur mit zwei Bundestagsabgeordneten
vertreten.
Seit 1994 nahm die PDS an allen Landtagswahlen im
Westen sowie an den Europawahlen teil. Während sie
im Westen eine Splitterpartei blieb, erzielte die
PDS bei den Landes- und Kommunalwahlen im Osten des
Landes durchaus größere Erfolge und beteiligte sich
teilweise in unterschiedlicher Form an der
Regierungsarbeit. So tolerierte sie von 1994 an eine
rot-grüne Minderheitsregierung und von 1998 bis 2002
eine SPD-Minderheitsregierung in Sachsen-Anhalt.
In
Mecklenburg-Vorpommern übernahm die PDS von 1998
bis 2006 in einer Koalition mit der
SPD erstmals
direkte Regierungsmitverantwortung. In Berlin war
die PDS seit 2001 an der Regierung der Stadt
beteiligt. Auf kommunaler Ebene wurde die
Verankerung der Partei in der ehemaligen DDR
besonders deutlich. Auf dieser Ebene stellte sie
zahlreiche Amtsträger, darunter auch
Oberbürgermeister und Landräte.
Anfangs von vielen Kritikern als Übergangsphänomen
nicht ernst genommen, hatte Die Linke seit ihrem
Zusammenschluss mit der WASG im Jahr 2005 eine
gewisse Kontinuität gezeigt, auch wenn ihr Anteil im
Osten nach wie vor ungleich höher war als im Westen
des Landes: Erreichte die PDS - die sich jetzt
Linkspartei.PDS nannte - im Bundestagswahlkampf 2005
bundesweit 4,9 Prozent der Stimmen, so waren es im
Osten Deutschlands immerhin 25,3 Prozent.
Die Geschichte der WASG ist dagegen gänzlich anders:
Sie wurde im
Januar 2005 von ehemaligen
SPD-Mitgliedern, die vom Schröder-Kurs enttäuscht
waren, sowie von Gewerkschaftlern gegründet.
Vorausgegangen war
2004 die Gründung des Vereins
„Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit
e.V.“, der seinerseits ein Zusammenschluss der
"Initiative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit", einer
bayerischen Gewerkschaftsgruppierung sowie der
„Wahlalternative“ aus Nord- und Westdeutschland war.
Am Bundestagswahlkampf 2005 nahm die neu gegründete
Partei nicht eigenständig teil. Stattdessen handelte
sie mit der Linkspartei.PDS ein Bündnis aus und
diese öffneten ihre Listen für WASG-Kandidaten,
während die WASG ihre Anhänger zur Wahl der
Linkspartei aufrief. Nach Beginn der
Fusionsverhandlungen mit der Linkspartei.PDS trat
der ehemalige SPD-Vorsitzende
Oskar Lafontaine unter
großem Medienecho der WASG bei und erklärte sich
bereit, als deren Spitzenkandidat zu fungieren.
Sowohl die WASG als auch die Linkspartei.PDS
versprachen sich dadurch einen erheblichen
Stimmenzuwachs, besonders im Westen Deutschlands.
Sie konnten ihren Stimmenanteil zwar gegenüber 2002
verdoppeln, aber zum Überspringen der
Fünf-Prozent-Hürde reichte es wider Erwarten doch
nicht. Nach dem Wahlbündnis waren die eigentlichen
Fusionsverhandlungen im
Juni 2007 abgeschlossen,
nachdem sich beide Parteien auf gleichzeitigen, aber
getrennten Parteitagen für eine Fusion ausgesprochen
hatten. Das erste Führungsduo der neuen Partei Die
Linke bildeten Lothar Bisky und Oskar Lafontaine.
Bei Landtags-, Bundestags- und Europawahlen konnte
sich Die Linke nun in den Jahren 2008 und 2009 -
neben CDU/CSU, SPD, Grüne und FDP - als fünftes
beständiges Mitglied der Parteienlandschaft in
Deutschland positionieren. Zu den Erfolgen auf
Kommunal- und Landesebenen kamen auch bei den großen
Wahlen überzeugende Ergebnisse hinzu: Bei der
Bundestagswahl 2009 erreichte Die Linke 11,9 Prozent
der Zweitstimmen, bei den Europawahlen waren es 7,5
Prozent.
Zum Jahreswechsel
2009/2010 gab Oskar Lafontaine
seinen Rücktritt aus der Bundespolitik aufgrund
einer Krebserkrankung bekannt. Neue
Bundesvorsitzende wurden Gesine Lötsch und Klaus
Ernst. Da Die Linke bei den Landtagswahlen in
Nordrheinwestfalen ins Landesparlament einzog,
verpassten dort SPD und Grüne knapp die benötigte
Mehrheit. Als die Koalitionsverhandlungen
scheiterten, wurde eine „lose Zusammenarbeit“ mit
der Regierungskoalition vereinbart.
Durch das glücklose Agieren der neuen Vorsitzenden
kam es ab
2010 zu heftigen Turbulenzen und
Richtungsstreitigkeiten in der Partei, was von den
Wählern nicht goutiert wurde. Die Linke verlor bei
diversen Landtagswahlen Stimmanteile. Zur gleichen
Zeit bot sich mit den Piraten eine Alternative für
Protestwähler an.
2012 übernahmen Katja Kipping und
Bernd Riexinger den Bundesvorsitz und
Gregor Gysi
ist seit dem Rücktritt
Oskar Lafontaines alleiniger
Vorsitzender der Bundestagsfraktion der Linken.
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