Biographie Walter Scheel Lebenslauf

Der vierte Bundespräsident Walter Scheel wurde am 8. Juli 1919 im Solinger Stadtteil Höhscheid als Sohn eines Handwerkers geboren. Im Gegensatz zu vielen Politikern seiner Zeit, studierte Scheel nicht Rechtswissenschaften, sondern entschied sich zu einer Ausbildung zum Bankkaufmann, die er in den Jahren 1938 und 1939 absolvierte. Kurz nach seiner Ausbildung begann der Zweite Weltkrieg, in dem Scheel in Frankreich und Russland als Soldat der Luftwaffe eingesetzt wurde. Ein Jahr nach dem Krieg trat Scheel in eine liberale Partei ein, aus der Ende 1948 die Freie Demokratische Partei Deutschlands hervorging. Zwar war er nach Kriegsende bis etwa 1953 hauptberuflich in verschiedenen Industrieunternehmen tätig, dennoch hatte er von 1948 bis 1950 sein erstes politisches Amt inne und war Stadtrat Solingens. Anschließend wurde er zum Abgeordneten in den Landtag Nordrhein-Westfalens gewählt. Ab 1953 war Scheel über 20 Jahre Mitglied des deutschen Bundestages und führte während dieser Zeit verschiedenen Funktionen aus. So war er unter Bundeskanzler Konrad Adenauer der erste Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Deutschland. Allerdings führte er dieses Amt nur ein Jahr aus, denn die Spiegel-Affäre führte nicht nur zu einem riesigen Skandal in Westdeutschland, sondern auch zu einer drastischen Umbildung der damaligen Kabinetts. Doch mit nur einem Monat Unterbrechung, wurde Scheel wieder für dasselbe Amt eingesetzt und hatte dieses auch noch unter der Regierung Ludwig Erhards inne. 1966 trat er allerdings mit allen anderen FDP-Ministern zurück und die Regierung Erhards wurde damit gestürzt. Dennoch wurde Scheels politische Karriere durch diesen Vorfall nicht ausgebremst. Während beider Amtszeiten von Willy Brandt (1969 bis 1974) war Walter Scheel der Außenminister und Vizekanzler der sozialliberalen Koalition. Gemeinsam mit Brandt setzte er sich stark für eine Aussöhnung der Nationen und für eine Entspannung des Ost-/Westkonflikts ein. 1970, im selben Jahr, in dem Willy Brandt durch seinen Kniefall, die Opfer des Warschauer Ghettos um Verzeihung bat, unterschrieb Walter Scheel, gemeinsam mit dem Bundeskanzler, den Moskauer Vertrag. Dieser setzte fest, dass Deutschland, 25 Jahre nach Kriegsende, die Oder-Neiße-Linie als Westgrenze Polens akzeptierte. Die Sowjetunion und Westdeutschland verpflichteten sich, Konflikte friedlich zu lösen, und die innereuropäischen Grenzen anzuerkennen. Nach dem Ende der Regierung Erhard, wurde Scheel am 01. Juli 1974 zum vierten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Während dieser Zeit, tauchten durch den die Zeitschrift "Der Spiegel" Gerüchte darüber auf, Scheel sei Mitglied der NSDAP gewesen. Scheel selbst sagte dazu, dass er niemals den dafür nötigen Aufnahmeantrag gestellt habe. Dennoch geriet er aus diesem Grund immer wieder in Kritik und bis heute ist seine Rolle als Parteimitglied nicht wirklich geklärt. Zu einer zweiten Wahl trat Scheel allerdings nicht an, und wurde so nach fünfjähriger Amtszeit von Karl Carstens abgelöst. Nach seiner politischen Karriere fungierte er als Aufsichtsrat bei der Thyssen AG und bei der deutschen Entwicklungsgesellschaft. Scheel ist bis heute übrigens der einzige ehemalige Bundespräsident, der mit seiner Aufnahme des Volksliedes "Hoch auf dem gelben Wagen" aus dem Jahr 1973, die deutschen Charts erreichte.
Der frühere Bundespräsident Walter Scheel starb im Alter von 97 Jahren in einem Pflegeheim in Bad Krozingen (Baden-Württemberg), in dem er seit mehreren Jahren gelebt hatte. 
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