Biografie Wladimir Putin Lebenslauf
Die dominierende
Persönlichkeit in der russischen Politik am Anfang des
21. Jahrhunderts, Wladimir Wladimirowitsch Putin, wurde
am
7. Oktober 1952 in der russischen, seit 1991 (wieder)
in „Sankt Petersburg“ umbenannten, Ostsee-Metropole
Leningrad geboren. Seine Eltern Maria Iwanowa Putina
(1911-1998) und Wladimir Spiridonowitsch Putin
(1911-1999) waren Fabrikarbeiter. Der Vater war
begeisterter Anhänger der KPdSU. Großvater Spiridon I.
Putin (1879-1965), Kommunist der ersten Stunde, war
sogar als Koch bei
Lenin angestellt gewesen.
Die dreiköpfige Familie Putin (zwei ältere Brüder von
Wladimir W. Putin waren früh gestorben)
lebte in
beengten Verhältnissen und teilte sich in Leningrad eine
Wohnung mit mehreren anderen Familien. Der junge, zu
Prügeleien neigende Putin galt als schwierig. Putin
kanalisierte seine Gewalttätigkeit durch intensive
Beschäftigung mit Kampfsportarten wie Boxen, Ringen und
Judo. Putin hat auch als Staatsmann nie mit dem
Kampfsport aufgehört.
Angeregt durch sowjetische „Kundschafter“-Kinofilme
wollte Putin bereits in früher Jugend Agent werden. Nach
der Schule studierte Putin bis zum erfolgreichen
Abschluss 1975 Rechtswissenschaften in Leningrad.
Während der Studienzeit trat er der KPdSU bei.
Unmittelbar nach dem Studium machte er eine Ausbildung
an der 401. KGB-Schule in Leningrad. Nach einem kurzen
Zwischenspiel in der Gegenspionage-Abteilung der
Leningrader Geheimdienst-Zentrale wurde er in die Erste
Hauptabteilung (Spionage) versetzt, wo er unter anderem
zur Überwachung von ausländischen Konsular-Angehörigen
eingesetzt wurde. Von 1985 bis 1990 gehörte der fließend
Deutsch sprechende Putin, der 1983 die Deutschlehrerin
Ljudmila Alexandrowna
Schkrebnew
(geb. 1958) geheiratet
hatte, zum KGB-Stab in
Dresden. Nach der Auflösung der
DDR kehrte er nach
Russland zurück und arbeitete als vom
KGB delegierter Hochschullehrer für Wirtschaftsrecht an
der Leningrader Staatsuniversität.
KGB-Oberst Putin, der inzwischen Vater von zwei Töchtern
geworden war, schloss sich während seiner
Hochschullehrerzeit dem Politiker Anatolij Sobtschak
(1937-2000) an, der sein Mentor wurde. Sobtschak war als
Oberbürgermeister von Sankt Petersburg (1991-1996) einer
der einflussreichsten Schlüsselfiguren in der
politischen Umbauphase Russlands nach dem Ende der
Sowjetunion. Bereits 1992 stieg Putin zum
Vize-Bürgermeister auf und schied aus dem aktiven
KGB-Dienst aus. Nach Sobtschaks
Abwahl wechselte Putin
aus dem Leningrader Rathaus zum Stab von Präsident Boris
Jelzin (1931-2007) und gehörte bald als hochrangiges
Mitglied der Präsidialverwaltung zum engsten
Beraterkreis des Kreml-Chefs. Der 1997 zum Doktor der
Wirtschaftswissenschaften promovierte Karriere-Politiker
Putin stand 1998/1999 an der Spitze der
KGB-Nachfolgeorganisation FSB und wurde 1999 Sekretär
des mächtigen Sicherheitsrats der Russischen Föderation.
Am
9. August 1999 wurde Putin von Jelzin zum
Ministerpräsidenten ernannt. Der jetzt zweitmächtigste
Mann in Russland machte sich durch sein hartes
Durchgreifen im beginnenden Zweiten Tschetschenienkrieg
einen Namen. Im Dezember 1999 legte Jelzin seine
Präsidentschaft nieder und Putin avancierte
verfassungsgemäß zu kommissarischen Staatschef.
Der unter anderem wegen der Tschetschenien-Aktion und
wegen Anti-Korruptions-Maßnahmen populäre Putin gewann
2000 die Präsidentschaftswahl. Putins erste reguläre
Amtszeit als Präsident war bestimmt durch eine
Wiederbetonung der sowjetischen Vergangenheit als Erbe
des Nationalstolzes, das erfolgreiche Zurückdrängen der
Bedeutung der milliardenschweren Wirtschaftkapitäne („Oligarchen“),
den Tschetschenien-Konflikt sowie den Untergang des
Atom-U-Bootes „Kursk“.
Putin baut seine Macht aus
In seiner zweiten Präsidentschafts-Periode (2004-2008)
baute Putin seine Macht durch die Entmachtung der
Gouverneure weiter aus, förderte die Wirtschaft und
sorgte für eine relativ stabile Verbesserung der
allgemeinen Lebensverhältnisse. Daneben ging Putin mit
rabiaten, oft
gegen die Presse- und Meinungsfreiheit
verstoßenden, Mitteln gegen Oppositionelle vor.
Da Putin nach der Verfassung nur zweimal hintereinander
als Präsident amtieren durfte, stellte die „Einiges
Russland“-Regierungspartei (Vorsitzender: Putin) den
Putin-Anhänger Dimitri A. Medwedew (geb. 1965) zur Wahl
auf. Medwedew ging mit der Ankündigung in den Wahlkampf,
Putin als künftigen Ministerpräsident bestimmen zu
lassen. Nach dem erwartungsgemäßen Wahlsieg begann Putin
2008 unter Medwedew seine zweite Amtszeit als
Ministerpräsident. Putin, formal lediglich der zweite
Mann im Staate, hat keine Zweifel darüber aufkommen
lassen, wer tatsächlich de facto die Macht in Russland
hatte.
Das Bruttoinlandsprodukt wurde in der Periode der
zweiten Ministerpräsidentschaft gesteigert. Auf der
anderen Seite musste sich Putin mit einem wachsenden
Widerstand aus den Reihen der erstarkenden Mittelschicht
auseinandersetzen. Zwar gelang es ihm weiterhin, sich
und seine Partei als einzige Alternative zu den von der
Mehrheit der Russen als zu extrem abgelehnten
Nationalisten und Altkommunisten zu positionieren, doch
bekam Putin zunehmend Schwierigkeiten, die noch
zersplitterte liberale Opposition mit den bisher
bewährten Mitteln der Repression und Ausgrenzung zu
neutralisieren. Putin stellte daher eine gewisse
Bereitschaft zum Dialog mit den liberal-demokratischen
Kräften im Lande in Aussicht.
2012 trat der Machtpolitiker Putin erneut zur Wahl an.
Jetzt wieder als Präsidentschaftskandidat. Am 4. März
2012 wurde er nach amtlichen, von der Opposition
angezweifelten Angaben mit 64% der Stimmen zum dritten
Mal zum Präsidenten gewählt.
Putins dritte Amtszeit von 2012 bis 2018 war von
vielfältigen oppositionellen Kundgebungen und
Bestrebungen begleitet. So kam es unmittelbar nach der
Wahl zu Protesten in Moskau. 2017 fanden große
Kundgebungen gegen Korruption im Staatsapparat statt.
Diese wurden staatlicherseits mit der Verhaftung von
über 1000 Personen beantwortet. 2018 folgten
Demonstrationen in ganz Russland gegen die Anhebung des
Renteneintrittsalters.
Hinzu kam die außenpolitische Verschärfung des Konflikts
mit dem amerikanisch geführten Westen. So wurden die
Kiewer Maidan-Unruhen, die zum Sturz des
russlandfreundlichen ukrainischen Präsidenten Wiktor
Janukowytsch im Februar 2014 führten, von der russischen
Regierung mit außenpolitischen Aktionen beantwortet. Die
1954 von Russland an die ukrainische Sowjetrepublik
übertragene Halbinsel Krim wurde im
März 2014 von
russischen Truppen besetzt und in den russischen Staat
eingegliedert. Zuvor hatte Putin den Russischen
Föderationsrat zum Truppeneinsatz um Erlaubnis gebeten,
da auf der Krim russischstämmige Bürger durch die
ukrainische Politik bedroht seien. Westliche Politiker
verurteilten dieses Vorgehen auf das Schärfste. Die
deutsche
Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte hierzu
2014 am Rande des G20-Gipfels in Australien, dass die
"völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland"
die "staatliche Souveränität der Ukraine" verletze. Das
stelle "nach den Schrecken zweier Weltkriege und dem
Ende des Kalten Krieges die europäische Friedensordnung
insgesamt infrage". Im April 2014 wurden im Osten der
Ukraine von pro-russischen Separatisten zwei selbstverwaltete Gebiete ausgerufen, die für eine
Abspaltung von ihrem Mutterland eintraten. Umgehend trat
Russland als Schutzmacht dieser neu gebildeten
Volksrepubliken Lugansk und Donezk auf. Wladimir Putin
unterzeichnete schließlich im Februar 2017 ein Dekret,
nach dem Pässe der Volksrepubliken vom russischen Staat
als gültig anerkannt werden. Dies kam de facto einer
Anerkennung der abgespaltenen Gebiete gleich. Zudem
engagierte sich Putin im Nahen Osten. Im syrischen
Bürgerkrieg unterstützte die russische Luftwaffe ab
September 2015 die Seite des syrischen Präsidenten
Assad.
Bei der Präsidentschaftswahl am
18. März 2018 gewann
Putin erneut. Mit einem Ergebnis von 76,6 Prozent der
Stimmen konnte er seine vierte Amtszeit antreten. Im
März 2020 verabschiedete das Parlament eine
Verfassungsänderung, die Putin mehr Rechte zuerkannte.
Eine nachfolgende Volksabstimmung billigte die
Verfassungsänderungen mit 77,9 Prozent der abgegebenen
Stimmen. Unter anderem wurde rechtlich ermöglicht, dass
er bei zukünftigen Wahlen erneut kandidieren kann.
Trotzdem Putin bemüht war, seine Macht innenpolitisch zu
festigen, war seine vierte Amtszeit überschattet durch
den zunehmenden Konflikt mit den USA und dem westlichen
Europa um die politische Kontrolle der Ukraine. In einem
Aufsatz "Über die historische Einheit der Russen und
Ukrainer", der vom Kreml veröffentlicht wurde,
kritisierte Putin im
Juli 2021 die Ukraine als ein
derzeit vom Westen kontrolliertes Land. Der Streit um
die Hegemonie in der Region eskalierte am 21. Februar
2022, als Putin in einer Fernsehansprache die
abtrünnigen Volksrepubliken Lugansk und Donezk offiziell
als unabhängige Staaten anerkannte, und am
24. Februar
2022, als er den militärischen Angriff auf die Ukraine
befahl. Als Ziel wurde an die russische Armee
ausgegeben, den Präsidenten der Ukraine,
Wolodymyr
Selenskyj, zu stürzen. Dies war der Beginn des zäh
verlaufenden russisch-ukrainischen Krieges.
Im
Mai
2024 trat Putin seine Präsidentschaft für weitere 6
Jahre an.