Gebrüder Grimm Lebenslauf
Jacob Grimm wurde am
4. Januar 1785 in Hanau geboren
und verstarb am
20. September 1863 in Berlin. Sein
Bruder Wilhelm wurde am 24. Februar 1786 in Hanau
geboren und verstarb am
16. Dezember 1859 in Berlin.
Beide wurde bekannt als Sammler von Märchen – den so
genannten
„Grimms Märchen“ – sowie als
Sprachwissenschaftler. Mit Georg Friedrich Benecke
und Karl Lachmann gemeinsam gelten sie als die
Gründungsväter der Germanistik beziehungsweise der
Deutschen Philologie.
Beheimatet war die Familie Grimm in Hanau, der
Großvater sowie Urgroßvater der Brüder Grimm waren
Geistliche und gehörten dem calvinistischen Glauben
an. Ihre Eltern, Dorothea und Phillipp hatten
insgesamt neun Kinder. Drei von ihnen starben
bereits als Säuglinge.
Der jüngere Bruder von
Wilhelm und Jacob, Ludwig Emil, erlangte große
Bedeutung als Maler.
Das Geburtshaus der Gebrüder
Grimm befand sich in Hanau am alten Paradeplatz.
Ihre Jugend verbrachten die Geschwister in Steinau,
wo ihr Vater eine Tätigkeit als Amtmann ausübte.
Ihre Mutter schickte die beiden Söhne im Jahr
1798
zu ihrer Tante nach Kassel, weil sie ihren ältesten
Söhnen eine gute Bildung ermöglichen wollte. Zudem
sollte ihnen hier auch der Grundstein für eine
etwaige spätere Laufbahn als Juristen gelegt werden.
Zunächst studierte Jacob Rechtswissenschaft an der
Philipps-Universität in Marburg, und ein Jahr später
folgte ihm sein Bruder Wilhelm.
Friedrich Carl von
Savigny, einer der Lehrer der Brüder, gewährte den
wissenshungrigen Studenten
Zugang zu seiner
Privatbibliothek und brachte ihnen die Werke der
Romantik und des Minnesangs näher, da sie mit den
Werken von
Schiller und
Goethe bereits vertraut
waren. Wesentlichen Einfluss auf Wilhelm und Jacob
Grimm übte auch Johann Gottfried Herder aus.
Die
Brüder wurden jedoch Realisten und nicht vom
gotischen Mittelalter geprägte Romantiker. Sie sahen
ihre Wurzeln in der nahen Vergangenheit für
zeitgenössische Zustände. Die Brüder Grimm
erforschten die geschichtliche Entwicklung der
deutschsprachigen Literatur wie Sagen, Dichtung und
Urkunden.
Hiermit schufen sie für die
wissenschaftliche Behandlung dieses Arbeitsfeldes
wichtige Grundlagen und
beschränkten sich hierbei
keinesfalls auf deutschsprachige Urkunden – ganz im
Sinne von Herder. Da zu ihrer Zeit irische,
schottische und englische Quellen bereits in Mode
waren, dehnten die Brüder ihr Arbeitsgebiet auf
Spanien, Serbien, Skandinavien, die Niederlande und
Finnland aus.
Der Beginn ihrer bekannten Sammlung von Sagen und
Märchen ist auf das Jahr
1806 datiert und ist heute
eines der bekanntesten Hauptwerke der Gebrüder
Grimm. Die auf Veranlassung von Clemens Brentano und
Achim von Arnim gesammelten Märchen entstammten
nicht der Fantasie von Wilhelm und Jacob, sondern
wurden nach alten und vorwiegend in mündlicher Form
überlieferten Geschichten zusammen getragen und von
den Brüdern überarbeitet und geformt.
Die
Märchen,
welche die aus einer hugenottischen Familie
stammende Dorothea Viehmann ihnen erzählte, war eine
der wichtigsten Quellen der Brüder. Wilhelm Grimm
kommt der bleibende Verdienst zu, mit seiner
Bearbeitung zu einer weiten Verbreitung sowie der
kritischen Untersuchung zur Entwicklung und Quellen
beigetragen und die Entwicklung und Entstehung der
Märchenkunde als anerkannte Wissenschaft begründet
zu haben.
Im Jahr
1808 verstarb ihre Mutter und Jacob Grimm
bekam bei dem westfälischen König Jérome Bonaparte
eine Anstellung als Privatbibliothekar. Die Brüder
Grimm veröffentlichten im Jahr
1812 den ersten Band
„Grimms Märchen“, eine Sammlung von Kinder- und
Hausmärchen. Hauptsächlich wollten sie mit dieser
Publikation altes Volksgut bewahren, jedoch auch
tief verwurzelte Ängste von Kindern ansprechen und
dazu beitragen, diese zu überwinden. Der erste Band
deutscher Sagen erschien vier Jahre später.
Wilhelm Grimm heiratete
1825 Henrietta Dorothea,
eine Apothekerstochter, da die Schwester Lotte
heiratete und nicht länger für ihre Brüder sorgen
konnte. Dorothea beziehungsweise „Dortchen“ führte
von nun an den gemeinsamen Haushalt.
Jacob Grimm wurde nach dem Ableben des Kasseler
Oberbibliothekars nicht befördert, und somit zogen
sein Bruder und er im Jahr 1829 nach Göttingen.
Am 1. November 1837 hob König Ernst August II. von
Hannover das Grundgesetz seines Staates, welches
vier Jahre zuvor erlassen wurde, auf. „Die Göttinger
Sieben“, welchen auch Jacob und Wilhelm Grimm
angehörten, protestierten hiergegen und am 11.
Dezember
desselben Jahres wurden die Professoren
aufgrund dessen ihrer Ämter enthoben. Die Brüder
Grimm kehrten daraufhin nach Kassel zurück.
Friedrich Carl von Savigny, Bettina von Arnim, Karl
Lachmann und
Alexander von Humboldt setzten sich für
Jacob und Wilhelm ein und konnten durch ihr
Engagement eine Einladung des Königs Friedrich
Wilhelm IV. von Preußen erreichen. Die Brüder kamen
am 2. November 1840 nach Berlin und ein Jahr später
nahm man sie in die Akademie der Wissenschaften auf.
Die Brüder lebten rund zwanzig Jahre in Berlin in
gesicherten existenziellen und finanziellen
Verhältnissen. In ihren „Kleineren Schriften“
veröffentlichten sie viel Interessantes über ihre
Interessen, ihre Forschungen sowie ihre politischen
Ansichten. In derselben Zeit entstand auch die
„Geschichte der deutschen Sprache“. Das Werk stellte
einen ersten Versuch der Verknüpfung von Sprach- und
Sozialgeschichte dar.
Im Jahr 1859 verstarb Wilhelm Grimm und sein Bruder
1863. Beide wurden auf St. Matthäus-Kirchhof in
Berlin beigesetzt.
Zu ihren gemeinsamen Werken zählen:
- Deutsche Sagen,
- Kinder- und Hausmärchen,
- Deutsches Wörterbuch,
- Deutsche Mythologie,
- Irische Elfenmärchen.
Jacob Grimm brachte „Deutsche Grammatik“ in vier
Bänden heraus.
In Hanau wurde im Jahr 1896 das Brüder Grimm
Nationaldenkmal geschaffen, und zur Erinnerung an
ihr Leben und Wirken wurden die Brüder-Grimm-Preise
errichtet. Die im Jahr 1991 letzte aufgelegte Serie
von DM-Banknoten zeigt auf dem Tausenderschein die
Abbildung der Brüder Grimm. Das Brüder Grimm-Museum
in Kassel widmet sich der Dokumentation und Sammlung
der wissenschaftlichen Erforschung zu ihrem Leben
und Werk. In der Staatsbibliothek zu Berlin befindet
sich der größte Teil ihres Nachlasses.