Länderinfo Zentralafrikanische Republik Geschichte
Die Zentralafrikanische Republik ist ein junger Staat, der aus einer ebenso
jungen Geschichte heraus entstanden ist und deswegen noch mit vielen
Identitätsproblemen zu kämpfen hat. 1960, nach der Unabhängigkeit, hat sich der
Staat erst bilden können. Jahrelange Zerreißproben in Form von Putschversuchen
haben den Staat mittlerweile an die Grenze des Erträglichen getrieben. Seit
2003
war ein neuer Machthaber jedoch bereit, erste Reformen durchzuführen, dem Land
ein wenig Ruhe zu gönnen und ihm auch eine Identität zu geben.
Frühzeit
Das Gebiet der Zentralafrikanischen Republik wurde bereits vor mehr als 20 000
Jahren vom Menschen aufgesucht. Eine dauerhafte Besiedelung fand aber erst seit
dem 7. Jahrhundert n. Chr. statt. Die Gbaya und Manjida gehörten zu den
einheimischen Völkern, die für diese Zeit nachgewiesen sind. Im 8. Jahrhundert
entstand das Reich Kanem, das erste wichtige Impulse für die Region aussandte.
Es kommt zu weiteren Staatengründungen, z. B. das Reich von Baguirmi. Mit der
Ausbreitung des Islam im Norden Afrikas ab dem 9. Jahrhundert gelangt
der Islam
auch nach Süden, ins Innere Afrikas, ohne jedoch nennenswerte Übertritte zu
bewirken. Die nördlichen Sultanate beeinflussten das Gebiet jedoch erheblich.
Die arabischen Sultane wirkten vor allem am Sklavenhandel mit, der sich ab dem
14. Jahrhundert hier etabliert hatte. Ab 1635 hatte das Ouaddai-Reich in Tschad
einen erheblichen Einfluss auf Zentralafrika genommen. Nomadisierende Gruppen
wie die Azande kamen erst im
17. Jahrhundert hierhin. Sie gründeten kleine
Reiche wie Rafai oder Bangassou. 1875 herrschte der Sultan von Oubangui über das
Gebiet. In dieser Zeit kamen auch die ersten Europäer nach Zentralafrika.
Kolonialzeit
1885 trafen sich Abgeordnete und Regierende in Berlin zur Kongokonferenz, bei
der die Aufteilung des zentralafrikanischen Gebietes, insbesondere des Kongo,
diskutiert und beschlossen wurde.
Frankreich erreichte mit einem Freistaat Kongo
ein Abtreten eines großen Gebietes vom Königreich Kongo, zu dem nun auch das
Gebiet der Zentralafrikanischen Republik gehörte. 1887 hatte der Beamte de
Brazza das Gebiet als französisches Interessengebiet ausgewiesen und 1889 einen
Stützpunkt errichtet. 1910 wurde das bereits vier Jahre zuvor erworbene Gebiet
von Oubangi-Chari mit Tschad vereinigt und in die Kolonie
Französisch-Äquatorialafrika aufgenommen. Die Franzosen bauten die Infrastruktur
aus, errichteten Schulen und Krankenhäuser und förderten die Bildung.
Gleichzeitig sicherten sie sich das Monopol im Handel und bei dem Rohstoffabbau.
1911 trennte sich Frankreich von einigen Gebieten, die an die deutsche Kolonie
Deutsch-Kamerun überführt wurden. Nach dem Versailler Vertrag
1919 gingen diese
Gebiete an Frankreich über. Die französische Herrschaft war zwar streng, aber
nicht im mindesten brutal. Als sich weltweit die ersten
Unabhängigkeitsbestrebungen bemerkbar machten, sicherten sich die Franzosen
durch Reformen ab. 1946 erhielt Französisch-Äquatorialafrika einen Sitz in der
französischen Nationalversammlung und Parteien wurden gegründet, darunter die
MESAN, die Mouvement d'Évolution Sociale de l'Afrique Noire, die bereits 1957
einen Großteil der Sitze bei den lokalen Parlamentswahlen auf sich vereinigen
konnte.
1958 erkannte Frankreich Zentralafrika eine innere Autonomie zu. Die
Wirtschaftlichkeit der Kolonien war in den Augen der Franzosen nicht mehr
tragbar, so dass sich Frankreich von seinen Kolonien zu trennen begann. Vor
allem das Trauma in Indochina bewirkte einen Verdruss auf koloniale Ambitionen.
Frankreich entließ die Kolonie
1960 in die Unabhängigkeit.
Moderne
1960 gab sich das Land den Namen Zentralafrikanische Republik. Präsident wurde
David Dacko. Im gleichen Jahr gründete sich die Partei MEDAC – Mouvement pour 'Évolution
Démocratique de l'Afrique Centrale. Die MEDAC wurde jedoch sofort verboten und
die MESAN als einzige Partei zugelassen. Für alle Bürger wurde die
Mitgliedschaft verpflichtend. Die weiteren Jahre der Präsidentschaft Dackos
waren durch Radikalisierung in der Politik geprägt. 1966 putschte Jean-Bedel
Bokassa gegen Dacko und errichtete ein Terrorregime. Er ließ viele
Oppositionelle umbringen.
1972 wurde er zum Präsidenten auf Lebenszeit, 1976 gar
zum Kaiser gekrönt. Damit wandelte sich das Land in eine Monarchie
(Zentralafrikanisches Kaiserreich). Der Terror ging jedoch weiter. Expräsident
Dacko kehrte
1979 zurück, als Kaiser Bokassa im Ausland weilte, setzte diesen ab
und rief erneut die Republik aus. Bokassa wurde gefangengenommen. Bei den Wahlen
von
1981 gewann David Dacko, jedoch putschte Kommandeur André Kolingba gegen
ihn. Er regierte zehn Jahre autoritär. 1991 wurden wieder Parteien zugelassen
und eine Generalamnestie verhängt. 1993 fanden Wahlen statt, bei denen
Ange-Felix Patassé als Sieger hervorging. Unter Patassé fand das Land ein wenig
Ruhe, doch
1996 brachen erneut Unruhen aus. Sie gipfelten 1998 in einem
UNO-Einsatz in der Region. 1999 wurde Patassé erneut gewählt und setzte seinen
Reformkurs fort. 2000 zog sich die UNO aus dem Land zurück.
2003 putschte
Francois Bozizé gegen Patassé. Bozizé ist seitdem Präsident. Die für 2010
geplanten Wahlen wurden abgesagt.
Das Land ist derzeit stabil, aber sowohl Expräsident Patassé als auch Anhänger
von Kolingba stellen noch ein großes Problem dar, vor allem letztere, da sie im
Süden zu Revolten aufrufen. Seit Bozizé ist das Land jedoch ruhig und führt
Reformen durch. Wirtschaftlich wie sozial steht es jedoch immer noch vor
erheblichen Problemen.