Geschichte der Elektrizität
Als Elektrizität werden gemeinhin alle Vorgänge
bezeichnet, die sich ursächlich auf bewegte elektrische
Ladungen zurückführen lassen. Der Begriff erfährt keine
strenge Abgrenzung und reicht vom Blitz am Himmel bis
zum modernen Windpark.
Der Blitz zählt zu den ältesten im Zusammenhang mit
Elektrizität genannten Begriffen. Bereits die alten
Ägypter im zweiten Jahrtausend
vor Christus
beobachteten, wie sich Fische des elektrischen Schocks
bedienten, um Beute zu machen. Die alten Griechen
stellten fest, dass sich
Bernstein elektrostatisch
aufladen kann. Diese Entdeckung geht auf den Philosophen
Thales von Milet zurück, welcher um 600 v. Chr.
Bernstein an einem Tierfell zu reiben begann und dessen
Haftungseigenschaften beobachtete. Wenn auch der
Naturphilosoph damals keine Erklärung für dieses
Phänomen fand, so wird er doch als Pionier der
Elektrizität angesehen.
Für Aufsehen sorgt auch die "Bagdad-Batterie". Die
Konstruktion wurde in den
1930er Jahren
entdeckt. Die Verwendung geht auf das 1. Jahrhundert v.
Chr. zurück. Es handelte sich um Tongefäße, welche mit
einem Kupferzylinder und einem Eisenstab versehen waren.
Neuzeitliche Versuchsanordnungen lassen den Schluss zu,
das es sich um den Vorläufer einer Batterie handelte.
Wurde Traubensaft als Elektrolyt genutzt, konnte eine
Spannung von 0,5 Volt aufgebaut werden.
Um
1600 wurden
die Untersuchungen am Bernstein wieder aufgenommen. Der
Brite William Gilbert verwendete bei seinen
Untersuchungen, die sich auf die Ladefähigkeit
verschiedener Stoffe bezogen, erstmals die Bezeichnung
"elektrisch". Auch hier wurden Grundlagen geschaffen,
welche als Meilensteine der Elektrizitätsforschung
gelten. Im Jahre
1672 machte sich der Bürgermeister von Magdeburg
um die Elektrizität verdient. Otto von Guericke entwarf
eine Apparatur zur Erzeugung elektrischer Ladung. Die
drehbare Schwefelkugel wurde von ihm als
"Elektrisiermaschine" bezeichnet. Durch die bewegliche
Anordnung der Kugel konnten Funken erzeugt werden.
Charles du Fay gewann eine weitere bahnbrechende
Erkenntnis. Der französische Naturforscher wies im Jahre
1733 nach,
dass zwei unterschiedliche Formen von elektrischer
Ladung vorliegen. Was er damals als Harz- und
Glaselektrizität bezeichnete, nennen wir heute positive
und negative Spannung.
Der erste Stromspeicher
Der erste Kondensator, welcher in der Lage war,
elektrische Spannung zu speichern, wurde Mitte des 18.
Jahrhunderts von zwei Wissenschaftlern entwickelt,
welche unabhängig voneinander arbeiteten. Das Prinzip
der "Leidener Flasche" und der "Kleistschen Flasche"
unterschied sich dabei nicht voneinander. Ein Nagel
wurde in eine mit Alkohol gefüllte Flasche eingeführt.
Nach dem Kontakt mit einer Stromquelle, war die
Stromerzeugung möglich.
1752 kam Benjamin Franklin auf den Blitz zurück und
startet sein berühmtes Drachenexperiment. Er ließ einen
Drachen bei Gewitter aufsteigen und beobachte, wie sich
zwischen der Drachenschnur und einer am Boden
aufgestellten Metallschüssel Funken entwickelten. Im
Zuge dessen erfand Franklin den Blitzableiter.
Die Entwicklung von Kräften zwischen elektrischer Ladung
machten Ende des
18. Jahrhunderts mehrere
Wissenschaftler zum Gegenstand ihrer Untersuchungen. Den
Zusammenhang zwischen elektrischem Strom und
elektrischer Spannung verdeutlichte Georg Simon Ohm
anhand linearer elektrischer Widerstände. Dieser
Zusammenhang ist heute Gegenstand des Ohmschen Gesetzes.
Die Elektrodynamik wurde unter anderem von Michael
Faraday begründet. Er stellte das Induktionsgesetz auf
und befasste sich auch mit den Zusammenhängen der
Elektrolyse. Damit war der Grundstein für die Erfindung
der Telegraphie gelegt.
Die Elektrizität im Aufschwung
Die Elektrizität begann, in den 1830er Jahren einen
Aufschwung zu nehmen. Alle Grundlagen waren nun
hinreichend bekannt und wurden durch zahlreiche
innovative Erfindungen praktisch umgesetzt.
1834 wurde
die erste elektrische Lokomotive patentiert. Der erste
Schreibtelegraph wurde ein Jahr zuvor von Samuel F. B.
Morse entwickelt. Das Morseabhabet legte
1844 den
Grundstein für die elektrische Kommunikation. Thomas
Alpha Edison gilt als Vater der modernen
Glühlampe und
entwickelte nicht nur den ersten Filmprojektor, sondern
auch Kraftwerke, welche die Beleuchtung von Städten
sicherstellen sollten. Dabei gab es allerdings Probleme,
da Edison damals mit Gleichstrom arbeitete.
1882 floss Strom erstmals über eine größere Entfernung.
Beinahe 60 Kilometer reichte die Stromleitung zwischen
München und Miesbach.
1912 wurde ein erster Stromtarif
mit Grundgebühr veranschlagt. Während des Deutschen
Reiches waren bereits mehr als 2.300 Elektrizitätswerke
in Betrieb.
1966 ging mit Gundremmingen A das erste Kernkraftwerk
der Bundesrepublik in Betrieb. Die ersten
Sonnenkraftwerke nahmen Anfang der
1980er Jahre in
Spanien und auf Sizilien den Betrieb auf. Der bislang
schwerste Reaktorunfall ereignete sich im Jahre 1986 in
Tschernobyl. Dabei wurden große Mengen an radioaktiven
Stoffen frei. Seit
1990 sind in Deutschland mehrere
große Windkraftanlagen in Betrieb und bis 2022 sollen
alle Kernkraftwerke abgeschaltet sein.