Das Literaturjahr 2014 - Erinnern war angesagt
Im Frühjahr zog die Leipziger Buchmesse vom 13. bis 16.
März die Aufmerksamkeit aller an Literatur
interessierten Menschen auf sich. Diese Publikumsmesse,
die alljährlich im März stattfindet, ist für den
Büchermarkt ein wichtiger Impuls. Im Jahr 2014 hat diese
Messe mit 175.000 Besuchern einen neuen Rekord
aufgestellt. Aus 42 Ländern waren 2.194 Aussteller
präsent, die ihre Neuerscheinung vorstellten. Im
zentralen Fokus der Leipziger Buchmesse stand die
Schweiz, die populäre und intellektuell überzeugende
Literatur mitgebracht hatte. Auf der Grundlage der
Sympathie zwischen Sachsen und Schweizern wurde auf
diese Weise eine literarische Freundschaft vertieft.
Während die Leipziger Buchmesse als zweitgrößte der
Bundesrepublik Deutschland rangiert, ist
die Frankfurter
Buchmesse, die im Herbst 2014 vom 8. bis zum 12. Oktober
in Frankfurt am Main stattfand, Deutschlands
bedeutendste und gleichermaßen eine renommierte
internationale Buchmesse. Neben regionaler Literatur
wurden wie in jedem Jahr Neuerscheinungen aus aller Welt
vorgestellt. Als Gastland wurde
Finnland 2014 besonders
herausgestellt. Die Messe wurde von etwa 270.000
Besuchern frequentiert. Den Friedenspreis des Deutschen
Buchhandels erhielt der amerikanische Internetpionier,
Schriftsteller und Musiker, Jaron Lanier (*1960), der
als einer der wichtigsten Kritiker der digitalen Welt
gilt. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wurde dem
Künstler in der Frankfurter Paulskirche im Rahmen der
Buchmesse verliehen.
Mit dem
Nobelpreis für Literatur wurde 2014 der
französische Schriftsteller Patrick Modiano (*
1945)
geehrt. In der Begründung dazu hieß es: „ Für die Kunst
des Erinnerns, mit der er die unbegreiflichsten
menschlichen Schicksale wachgerufen und die Lebenswelt
während der (deutschen) Besatzung sichtbar gemacht hat.“
Das Buchclub-Geschäft, das Bertelsmann jahrzehntelang
betrieben hatte, war einer Mitteilung von Bertelsmann
zufolge, eingestellt worden. Bis März 2015 würden dann
auch die letzten Filialen geschlossen sein. Im
Buchgeschäft ging es hoch her. Die deutsche
Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff (*1954), die 2013
mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet worden war,
hatte im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Dresdner Reden“
für einen Eklat gesorgt und mit ihrem Vortrag heftige
Proteste ausgelöst. Sie war unter anderem auf die
künstliche Befruchtung und die Leihmutterschaft
eingegangen. Lewitscharoff hatte geäußert, dass ihr das
„drastische biblische Onanieverbot“ heutzutage „geradezu
als weise“ erscheinen würde
hermetisch wie kühn und ausbrechend.
angesichts der ihr grotesk
und widerwärtig erscheinende Vorstellung, dass ein Mann
mit einer Samenspende an einer Zeugung beteiligt werde.
Weite Passagen ihrer Rede stießen auf heftige Kritik.
Die Verlagsgruppe Weltbild, die sich seit Januar 2014 in
Insolvenz befand, war mehrheitlich an den Münchener
Finanzinvestor Paragon Partners verkauft worden.
Für Schlagzeilen sorgte auch die Beschwerde des
Börsenvereins des Deutschen Buchhandels gegen den
Online-Versandhändler amazon.com bein Bundeskartellamt
mit seinem Vorwurf des „erpresserischen Vorgehens
gegenüber Verlagen“ und des „Missbrauchs seiner
Marktmacht“. Das war im Juni 2014. Im August war noch
einmal amazon der Grund für Proteste.
In den USA hatten
909 Autoren einen offenen Brief gegen die
Vermarktungsstrategien des Online-Versandhändlers
verfasst. In Deutschland folgten diesem Beispiel kurz
darauf mehr als 1.000 Autoren.
International wurde des 100. Todestages von Ambrose
Bierce (1842-1914). Der amerikanische Journalist und
Schriftsteller, der in Mexiko gestorben war, gilt neben
Edgar Allen Poe und H. P. Lovecraft als Erfinder der
modernen Horrorliteratur. Seine größtenteils zynischen
Inhalte wie beispielsweise in „Des Teufels Wörterbuch“
brachten ihm nicht nur Lob ein.
Keine Horrorliteratur, sondern beeindruckende
Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur war es, die sich mit
dem Namen Siegfried Lenz (1926-2014) verbinden. Lenz
gehörte zu den bekanntesten und bedeutendsten
deutschsprachigen Erzählern. Sein wichtigstes Werk ist
der Roman „Deutschstunde“, der in viele Sprachen
übersetzt und auch verfilmt wurde. Siegfried Lenz starb
am 17. Oktober 2014.
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