Februar 1994 - Frisch gestylt zum Rücktritt
Die Affäre um ihre Friseurkosten musste die
FDP-Landesvorsitzende Carola von Braun mit ihrem Amt
bezahlen. Das war ganz sicher kein Kavaliersdelikt,
denn der brave Bürger, bzw. die brave Bürgerin
müssen ihre Friseurbesuche auch sofort bezahlen und
zwar selbst. Dass die Figaro-Affäre mit dem
Rücktritt verbunden war, ist nur gerecht. Wenigstens
das. Doch es gab wesentlichere Schlagzeilen im
Weltgeschehen. Während in Bosnien noch Unruhe
herrschte, konnten immerhin die letzten deutschen
Soldaten aus Somalia abziehen und in die Heimat
zurückkehren. Die Vereinigten Staaten hoben ihr
Handelsembargo gegen Vietnam auf. Der Krieg war
immerhin seit 1975 zu Ende. Und in Berlin waren die
Filmfestspiele das cineastische Ereignis des Monats.
Wichtige Ereignisse im
Februar 1994
1. Februar
Die FDP-Landesvorsitzende Carola von Braun (*1942) trat wegen der sogenannten
Figaro-Affäre um die Bezahlung ihrer Friseurkosten von ihrem Amt zurück.
1. Februar
Der ecuadorianische Politiker und Jurist José Ayala Lasso (*1932) und
UN-Botschafter von Ecuador wurde der erste UN-Hochkommissar für Menschenrechte.
2.Februar
Die Ministerpräsidentin der Türkei, Tansu Ciller (*1946) und ihre Amtskollegin
aus Pakistan, Benazir Bhutto (*1953), kamen aus Solidarität mit den bosnischen
Muslimen zu einem Kurzbesuch in die bosnische Hauptstadt Sarajewo.
3. Februar
Aus gesundheitlichen Gründen trat Bildungsminister Rainer Ortleb (*1944) von der
FDP von seinem Amt zurück.
3. Februar
Das seit 19 Jahren geltende Handelsembargo gegen Vietnam wurde von US-Präsident
Bill Clinton (*1946) aufgehoben.
3. Februar
Die US-Raumfähre „Discovery“ startete vom Kennedy Space Center zur Space
Shuttle-Mission STS-60. An Bord befand sich zum ersten Mal mit Sergej
Konstantinowitsch Krikaljow (*1958) auch ein russischer Raumfahrer.
4. Februar
Im weltweit einzigen Wahlkönigreich Malaysia wurde der Sultan des Bundesstaates
Negri Sembilan, Tuanku Jaafar Abdul Rahman (1922-2008), zum König des Landes
gewählt.
5. Februar
Bei einem vermutlich serbischen Artillerieangriff in der Altstadt der bosnischen
Hauptstadt Sarajewo kamen 68 Menschen ums Leben.
5. Februar
Zum neuen Staatspräsident von Burundi wurde Cyprien Ntaryamira (1955-1994)
gewählt.
6. Februar
In
Finnland ging der Sozialdemokrat Martti Ahtisaari (*1937) aus der Stichwahl
um das Amt des Staatspräsidenten hervor. Mit 53 Prozent gewann er gegen die
Politikerin Elisabeth Rehn (*1935) von der Schwedischen Volkspartei.
7. Februar
Zum Nachfolger für den entlassenen Generalbundesanwalt Alexander von Stahl
(*1938) wurde der parteilose Jurist und bisherige Richter am Bundesgerichtshof,
Kay Nehm (*1941), ernannt.
8. Februar
In Japan beschloss die Regierung ein Konjunkturprogramm in der Rekordhöhe von
15,25 Billionen Yen (245 Milliarden DM).
9. Februar
Die Innenminister des Bundes und der Länder vereinbarten eine zeitliche
Streckung bei der Abschiebung von rund 100.000 kroatischen Kriegsflüchtlingen.
Die Abschiebung sollte auch nach Härtegraden gestaffelt werden. Ursprünglich war
die Rückführung der Flüchtlinge für den Mai 1994 geplant gewesen.
9. Februar
Im sogenannten Satansmord-Prozess verurteilte das Landgericht Mühlhausen
(Thüringen) drei Schüler, die im April 1993 einen Mitschüler erdrosselt hatten,
zu Haftstrafen zwischen sechs und acht Jahren.
9. Februar
Den Serben Bosnien-Herzegowinas drohten die NATO-Staaten mit Luftangriffen oder
mit der Übergabe an die Blauhelm-Soldaten der UNO, wenn sie nicht bis zum 21.
Februar 1994 ihre schweren Geschütze im Umkreis von 20 km um die bosnische
Hauptstadt Sarajewo abziehen würden.
10. Februar
Der Inselstaat Vanuatu im Südpazifik wurde Mitglied der UNESCO.
10. Februar
In Berlin begannen die 44. Internationalen Filmfestspiele. Sie dauerten bis zum
21. Februar.
11. Februar
Wegen des am 9. Februar gestellten NATO-Ultimatums begannen die bosnischen
Serben mit dem Abzug ihrer schweren Geschütze rund um Sarajewo. Der Rückzug
machte eine zeitweilige Waffenruhe möglich, die den Bewohnern der Hauptstadt
erstmals seit April 1992 eine Pause im Bürgerkrieg der von
Serbien und Kroatien
unterstützten verfeindeten Volksgruppen verschaffte.
12. Februar
In München wurde ein 38-jähriger Serbe als mutmaßlicher Kriegsverbrecher
verhaftet. Er soll 1992 Gefangene in einem Lager im bosnischen Omarska
misshandelt haben.
12. Februar
Im norwegischen Lillehammer eröffnete der König des Landes, Harald V. () die
XVII. Olympischen Winterspiele. Sie dauerten bis zum 27. Februar. Zur besseren
Vermarktung wurden die Winterspiele nicht im selben Jahr wie die Sommerspiele
veranstaltet. Es waren die ersten Spiele, nachdem das Internationale Olympische
Komitee (IOC) den „normalen“ Zyklus geändert hatte.
13. Februar
Der Harvestehuder THC Hamburg wurde durch ein 9:8 gegen den Dürkheimer HC
Deutscher Hallenhockeymeister.
14. Februar
Das Militärregime von Birma gestattete zum ersten Mal ausländischen Journalisten
eine Zusammenkunft mit der Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi (*1945). Die
Politikerin stand seit fast fünf Jahren unter Hausarrest.
14. Februar
Das in allen Industrienationen geltende metrische System wurde nun auch in den
Vereinigten Staaten eingeführt. Es löste Maßeinheiten wie Meile, Fuß, Unze und
Pfund ab.
15. Februar
Auf der indonesischen Insel Sumatera kamen bei einem Erdbeben 207 Menschen ums
Leben. Das Beben hatte eine Stärke von 6,9.
15. Februar
Für 9,75 Milliarden US-Dollar (17,25 Milliarden DM) übernahm der US-Sender
Viacom 74,6 Prozent der Anteile an der Filmgesellschaft Paramount
Communications. Damit war Paramount-Viacom der drittgrößte Medien- und
Unterhaltungskonzern der Welt geworden.
16. Februar
Der CSU-Politiker Peter Gauweiler (*1949) trat wegen seiner Verstrickungen in
verschiedene Affären von seinem Amt als bayerischer Umweltminister zurück.
16. Februar
Griechenland stellte sämtliche Handelsbeziehungen zu Mazedonien ein und sperrte
den Seezugang zu der ehemals jugoslawischen Republik.
16. Februar
In Hamburg-Billstedt wurde der erste Fixerraum in Deutschland eingerichtet.
16. Februar
Im russischen Nowotscherkassk wurde der Serienmörder Andrej Romanowitsch
Tschikatilo (1936-1994) durch Genickschuss hingerichtet. Er hatte von 1978 bis
1990 nachgewiesenermaßen 53 Menschen ermordet. Er wurde von einem Gericht dafür
zu dreifacher Todesstrafe und 86 Jahren Haft verurteilt.
17. Februar
Belgien wurde durch eine Verfassungsänderung in einen Bundesstaat umgewandelt,
der aus je drei Regionen (Flandern, Wallonien und Brüssel-Hauptstadt) und
Gemeinschaften (flämische, französische und deutschsprachige) besteht.
17. Februar
Der Diskontsatz wurde von der Deutschen Bundesbank um ein halbes Prozent auf
5,25 Prozent gesenkt. Der Lombardsatz blieb bei 6,75 Prozent. Dies war der
niedrigste Stand seit Mitte 1989.
18. Februar
Bei der nordrhein-westfälischen Landtagswahl 1995 verzichtete
Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (*1935) von der CDU auf eine erneute
Spitzenkandidatur. Er schlug als Nachfolger den Fraktionsvorsitzenden des
Landtags, Helmut Linssen (*1942), vor.
19. Februar
Jüdische Siedler protestierten mit Straßenblockaden gegen den Mord an einer
schwangeren Israelin durch die palästinensische Untergrundorganisation Hamas im
Westjordanland.
20. Februar
In Bern, der Hauptstadt der Schweiz, sprachen sich 52 Prozent der Stimmbürger
für die sogenannte Alpen-Initiative aus, die eine Warenbeförderung auf Straßen
durch die Schweiz verbietet. Die Initiative soll dem Schutz der Alpen dienen.
21. Februar
Bei den 44. Berliner Filmfestspielen, die am 10. Februar begonnen hatten, wurde
der irisch-britische Film „Im Namen des Vaters“ von Jim Sheridan (*1949) mit dem
„Goldenen Bären“ ausgezeichnet.
21. Februar
In einem Haus in der Nähe von Washington wurden Aldrich Ames (*1941), ein
Mitarbeiter des US-Geheimdienstes CIA, und seine Frau wegen Spionage für die
Sowjetunion und Russland verhaftet.
22. Februar
Den öffentlich-rechtlichen Sendern wurde vom Bundesverfassungsgericht das Recht
auf ausreichende Rundfunkgebühren bestätigt. Diese sollen von einem unabhängigen
Sachverständigengremium ermittelt werden.
22. Februar
Die Stadtratswahl von 1990 wurde vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof für
ungültig erklärt, weil die CSU-nahe „Junge Liste“ unzulässigerweise nicht
zugelassen worden war.
22. Februar
In Düsseldorf starb die Kabarettistin Lore Lorentz an den Folgen einer
Lungenentzündung. Sie war am 12. September 1920 in Mährisch-Ostrau (heute
Ostrava in Tschechien) geboren worden.
23. Februar
Trotz des Einspruchs von Präsident Boris Jelzin (1931-2007) sprach sich das von
Nationalisten und Kommunisten beherrschte russische Parlament für eine Amnestie
der Putschisten vom August 1991 und Oktober 1993 aus.
23. Februar
In der kroatischen Hauptstadt Zagreb unterzeichneten die Befehlshaber der
bosnischen und kroatischen Truppen in Bosnien-Herzegowina eine Waffenstillstand,
der am 25. Februar in Kraft trat.
24. Februar
Laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks hatten die beiden früheren
Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (1915-1988) und Alfons Goppel (1905-1991)
von der CSU als Testamentsvollstrecker der Friedrich-Baur-Stiftung jährlich
Nebeneinnahmen in Höhe von mehreren 100.000 DM gehabt.
25. Februar
Der Bundestag sprach sich mehrheitlich für das Projekt des Verpackungskünstlers
Christo (*1935) aus, den Berliner Reichstag mit Stoff zu umhüllen. Bei der
Abstimmung votierten 292 vom Fraktionszwang befreite Abgeordnete für die
Verhüllung.
25. Februar
In Hebron, im israelisch besetzten Westjordanland, erschoss ein israelischer
Siedler mindestens 50 Palästinenser in einer Moschee.
25. Februar
Ein 52-jähriger Bauarbeiter wurde in der englischen Stadt Gloucester verhaftet.
Er wurde verdächtigt, ein Serienmörder zu sein.
26. Februar
Nach einjährigen Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten stimmte Nordkorea ab
März der Inspektion von sieben seiner neun Atomanlagen zu.
27. Februar
Das israelische Kabinett reagierte auf das Massaker vom 25. Februar 1994 und
erklärte alle besetzten Gebiete zu geschlossenen Militärzonen.
28. Februar
Die letzten deutschen Soldaten und der Kommandeur Oberst Holger Kammerhoff
(*1945) verließen das Bundeswehrlager in Somalia.
28. Februar
Bei ihrem ersten NATO-Kampfeinsatz seit der Gründung 1994 schossen zwei
F-16-Maschinen vier serbische Militärmaschinen ab, die in die Flugverbotszone
über Bosnien eingedrungen waren.