Das Modejahr 1980 – Breite Schultern auf dem
Vormarsch
Das 1980er Modejahr brachte einige Verrücktheiten
hervor. Doch Mode ist nun einmal veränderlicher
Zeitgeschmack. Wer sich für die Trendvorgaben des Jahres
entschied, wurde wahrgenommen, keinesfalls aber
verlacht. Was aus Amerika kam, wurde zumeist sofort und
ohne Wenn und Aber nachgeahmt.
Einer dieser Mode-Importe waren die extremen
Schulterpolster. Wer damit seinem Äußeren nicht die
nötige Breite gab, der hatte entweder noch nie „Dallas“
oder „Denver Clan“ gesehen oder er gehörte zu den
Modeverweigerern. Der Vorteil der breiten
Schulterpolsterung lag auf der Hand: Eine nicht perfekte
Figur konnte gut kaschiert werden, der Blick wurde zu
Gunsten der Trägerin auf die obere Körperhälfte gelenkt.
Man sah sie überall, im Alltag, im Büro und in der
Freizeit: Blusen aus seidigen, leichten Stoffen
in
Pastelltönen, weit gefältelt und natürlich in modischer
Schulterbreite. Praktischerweise konnte Frau
Kleidungsstücke, die sie einstmals ohne diese
Verbreiterung erworben hatte, nachbessern. Und Frau tat
es. Dazu kam die Verspieltheit der Blusen, die sich
durch Schleifen, Jabots, plissierte Stehkragen,
asymmetrische Rüschen-Anordnung oder auch nur durch weit
fallende Schnitte ausdrückte. Diese moderne Eleganz
erhielt durch die Kombination zu Jeans und Lederhosen
eine gewollte Lässigkeit. Blazer, Mäntel und Jacken
boten ebenfalls Schulterpartien, die natürlich nur in
modischer Breite von der breiten Masse akzeptiert
wurden.
Die Haute Couture bot alles auf, was an Schönheit kaum
zu übertreffen war. Über die Pariser Laufstege bewegten
sich historische Bekleidung und Kreationen, die an
Bühnenkostüme klassischer Gestalten erinnerten. Auch der
Orient war in Europa angekommen, jedenfalls die
märchenhaft inspirierte Kleidung aus 1001 Nacht.
Genialität und Eigenwilligkeit widersprachen sich nicht,
wenngleich Yves Saint-Laurents Design mit Barett und
Federschmuck den Alltag nicht erreichte. Die
Abendkleidung der Haute Couture war mit viktorianischem
Glanz überhäuft, erinnerte an die Jahrhundertwende und
brillierte mit Pailletten und Goldbrokat. Wer dazu die
passenden Accessoires trug, konnte modisch zum Stern des
Abends avancieren.
Cocktailkleider für das Leben neben dem Laufsteg waren
besonders in gerader Schnittform und
mit
duftigen
Volants gefragt. Sie waren schlicht und üppig zugleich.
Tragbare Abendgarderobe waren Hosen mit viel bequemer
Weite und Blusen mit Strass auf dunklem Chiffon.
Die internationalen Shows schlugen kürzere Röcke vor,
die 1980 von den Konsumentinnen zwar begutachtet wurden,
aber die gewohnte Länge bis zu den Waden noch nicht
verdrängen konnten. Die breiten Schultern der
Oberbekleidung dominierten den Alltag hingegen
zusehends. Hosen durften sich in einer großen Schnitt-
und Formenvielfalt modern nennen. Sogar die Pagenhose
verlieh der Trägerin etwas sehr Adrettes, besonders in
Kombination mit einem Männer-Jackett.
Die wichtigsten Teile der Herrenmode schienen alle mit
einem K zu beginnen: Kaschmir-Blazer, Kamelhaar-Mantel,
Krawatte, Karriere und Klassik. Dabei wurden
dunkelblaue, gedeckte Farben bevorzugt. Seidenstoffe
verliehen den gestreiften Hemden Leichtigkeit und in
Kombination mit einer pastellfarbenen Weste war Mann
perfekt angezogen.
Vor allem die Damen liebten es: anschmiegsames, weiches
Leder. Ein Material-Favorit, der die Weiblichkeit
unterstrich. Velours-Leder wurde auch in knalligen
Farben getragen. Die Bandbreite reichte von Blousons
über Kleider bis zu T-Shirts. Nappa-Leder war ein Hit
geworden.
Was immer man trug; solange die optisch verbreiterten
Schulterpartien alles überragten, war man auf dem
neuesten Stand.