Literatur 1989 Das literarische Jahr
Wende, Ende und Neubeginn
Das Jahr 1989 markiert für die Literatur wie auch für
die Kunst im Allgemeinen einen markanten Wendepunkt,
zumindest im deutschsprachigen Raum. In diesem Jahr fiel
die Mauer, die als Trenn- und Grenzlinie zwischen der
Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik
Deutschland fungierte und eine Trennung der deutschen
Literatur in zwei unterschiedliche deutsche Literaturen
mit sich gebracht hatte.
Nach langen Jahren und Jahrzehnten der inneren
Zerrissenheit, die im Prinzip zwei voneinander
unabhängige Kulturbetriebe hervorgebracht hatte, sahen
sich die Deutschen wieder als ein Volk und in einer
Literatur vereint. Diese neuartige Situation sorgte vor
allem anfangs für große Verunsicherung und weckte das
Bedürfnis nach einer künstlerischen Neudefinition.
Der Einzug der Postmoderne
Totalitäre Ideologien und Regime waren gescheitert,
Wertsysteme waren zusammengebrochen und konventionelle
Ordnungen mussten aufs Neue hinterfragt werden. Im Zuge
der zunehmenden Unsicherheit in der Gesellschaft, die
nach neuen Werten Ausschau hielt, begann sich die
Literatur mehr und mehr in einen ästhetischen
Elfenbeinturm zurückzuziehen. In Nachfolge der Neuen
Subjektivität der 70er Jahre wurde das tagespolitische
Geschehen mehr und mehr aus dem künstlerischen Schaffen
verdrängt und ausgeschlossen: Die Postmoderne hielt
Einzug in die deutsche Literatur.
„Das Foucaultsche Pendel“ als Prototyp des
postmodernen Romans
So wurde auch „Das Foucaultsche Pendel“ des
italienischen Schriftstellers und Gelehrten Umberto Eco
im literarischen Jahr 1989 in deutscher Übersetzung
veröffentlicht. Der Roman gilt als typisches Werk der
Postmoderne, da er keiner Gattung mehr einheitlich
zugeordnet werden kann. Wie schon im einige Jahre zuvor
veröffentlichten Buch „Der Name der Rose“ verbinden sich
die verschiedenen Handlungsstränge durch Motive, die
Abenteuerromanen ebenso entlehnt sind wie dem Genre des
historischen Romans oder des Kriminalromans. Zahlreiche
Rekurse auf Themen, die naturwissenschaftlichen
Gebieten, aber auch religiösen und mystischen Bereichen
entstammen, entziehen Ecos Roman einem einfachen
Handlungsmuster und verwehren den oberflächlichen Zugang
zum Werk.
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