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Das Musikjahr 1938 – Dreiklang in der deutschen Musik
1938 eröffnete im Deutschen Reich die Ausstellung „Enartete
Musik“ ihre Pforten, eine Anlehnung an die bereits
1937 von den Nazis in München gezeigte Ausstellung
„Entartete Kunst“, die Werke von beispielsweise Max
Ernst, Ernst Ludwig Kirchner, George Grosz, Paul
Klee und vielen anderen zeigte. Alles, was sich
gegen das Ideal des NS-Regimes richtete, galt als
„entartet“. Das schloss Strömungen wie den
Expressionismus, Dadaismus, Kubismus, Surrealismus
oder Impressionismus mit ein.
Die Neugestaltung der arisch deutschen Kulturszene
sollte ebenso in ihren Kriterien dargestellt sein,
damit sichtbar wurde, was gegen die Reinheit
gerichtet war, was zerstörerisch wirkte, was im
Widerspruch zueinander stand, wie, nach den Nazis,
deutsche Musik und das Judentum Gegensätze bildeten,
die nicht miteinander vereinbar waren.
Für die deutsche Musik galt der Dreiklang und eine
eingängige, unterhaltsame Melodie als
richtungsweisend. Nicht nur war auf einmal die
Herkunft der Musiker und Komponisten, Künstler und
Schriftsteller fragwürdig, auch der Versuch, zu
experimentieren oder nach neuen Möglichkeiten zu
suchen, galt als krank, als „entartet“. Swing,
„Nigger-Jazz“ oder Blues fielen unter die abwertende
Bezeichnung „Musikbolschewismus“.
Dagegen brachten die Reichsmusiktage im Mai 1938
neben der Ausstellung auch deutsche Unterhaltung mit
sich, die den Ansprüchen genügte, z. B. die Werke
von Richard Strauss.
In Amerika gab Benny Goodman sein berühmtes Konzert
in der Carnegie Hall. Künstler wie Count Basie,
Harry James, Lester Young oder Duke Ellington waren
mit von der Partie. Das Konzert war auch deshalb so
beeindruckend, da in der Carnegie Hall vor dem eher
„höhere Kunst“ gezeigt wurde, also hauptsächlich
klassische Musik. Jazz galt zu dieser Zeit, auch
wenn die Swing-Ära bereits alle erfasst hatte,
dennoch als roh und anrüchig.
Alle Musiker waren furchtbar aufgeregt, Goodman trat
blass auf die Bühne, die anderen mussten einander
Mut machen. Die Aufregung war bis in die hintere
Ecke des Saals zu spüren, eine elektrische Spannung
lag in der Luft, die sich dann aber mit dem ersten
entfalteten Ton löste. Der Auftritt wurde ein
bombastischer Erfolg und fand als Aufnahme und
Erinnerung an diese Zeit auf ein angesagtes
Doppelalbum.
Glenn Miller hatte 1938 seinen nächsten Hit mit „Every
Day’s a Holiday“, ein Song aus dem Musical „Mae
West“.
Der Trompeter Larry Clinton, der sein Spiel und die
anderen Instrumente autodidaktisch erlernt hatte,
kam mit „Cry, Baby, Cry“ und „My Reverie“ zweimal
auf den ersten Platz der Charts. Gleiches gelang
Jimmy Dorsey mit „Change Partners“.
Louis Armstrong zeigte sich mit „Basin Street
Blues“, einer Jazzballade, die bald zum Klassiker
werden sollte und von etlichen Musikern
interpretiert wurde, darunter z. B.
Miles Davis oder
Glenn Miller. Den Text schrieb der Komponist und
Pianist Spencer Williams und setzte damit einer
Straße aus seiner Kindheit ein Denkmal, die sich im
Rotlicht-Milieu und inmitten von
Bordellen
abspielte. Seine Mutter war früh verstorben, so dass
Williams bei seiner Tante aufwuchs, die nun einmal
eine Bordellbesitzerin war. Die besungene Straße im
Song hieß „Basin Street“.
Unterhaltsam und außergewöhnlich war auch das Duo „Slim
and Slam“. Der eine war Bulee „Slim“ Gaillard und
der andere Leroy „Slam“ Stewart, der durch sein
eigenwilliges Gebrumm beim Bass-Spielen auffiel,
während Slim wiederum mit Slangausdrücken,
Nonsens-Texten und komischen Vokaleinlagen
arbeitete. Das Duo erreichte durch die eigenen
Improvisationen Kultstatus. 1938 erschien der Song „Flat
Foot Boogie“ von ihnen.
Gaillards Vater war Steward auf einem
Kreuzfahrtschiff und nahm seinen Sohn ab und an mit,
der später erzählte, sein Vater hätte ihn gar auf
Kreta vergessen. Bevor die Musik sein Lebensinhalt
wurde, schlug sich Gaillard als Boxer,
Leichenbestatter und, während der Prohibition, auch
als Alkohol-Schmuggler durch. Irgendwann griff er
dann zur Gitarre und wollte auf der Straße
auftreten, indem er dazu steppte. Die Verbindung mit
Stewart war eine bessere Idee und brachte großen
Erfolg mit sich.
Country-Musik 1938
In Farmont, West Virginia (USA) ging der "WMMN
Sagebrush Roundup" zum ersten Mal auf Sendung. Die
Barn Dance Show wurde im Studio des Senders anfangs
unter der Leutung des Musikers "Uncle" Nat Royster
und Murrel Poor abgehalten. Zu den Country-Top-Hits
in diesem Jahr gehörten "Hi-Yo, Silver" von Roy
Rogers, "Meet Me Tonight in Dreamland" von Jimmie
Davis und "Red Hot Fannie" von den Hoosier Hot Shots.
Außerdem zählten Roy Acuffs "Wabash Cannon Ball" und
Cliff Carlisles "You'll Miss Me When I'm Gone (Just
Because)" zu den nationalen Hits in diesem Jahr .
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