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Das Musikjahr 1937 – Jazz war in Deutschland entartete Kunst
In der Sowjetunion litten die Menschen weiter unter
Stalins Größen- und Verfolgungswahn. Der „große
Terror“ begann 1937 und erreichte in seiner
Grausamkeit einen Höhepunkt. Menschen wurden ohne
Grund verhaftet, verurteilt und hingerichtet,
darunter auch hohe Offiziere und Politiker, denen
Stalin nicht mehr traute. Schauprozesse fanden
statt.
Innerhalb eines Jahres wurden 1,5 Millionen Menschen
verhaftet. Wer nicht erschossen wurde, landete im
Gulag, worüber erst viel später die Literatur
Aufschluss gab, die zu dieser Zeit im so
bezeichneten „Samisdat“ kursierte und für
denjenigen, der über diese verbotenen Manuskripte
verfügte, eine große Gefahr bedeuteten.
Erste Aufklärungsversuche machte später der
russische Schriftsteller Alexander Solschenizyn, auf
dessen mutige Veröffentlichungen etliche weitere
Berichte folgten. Andere Dichter und Schriftsteller,
wie z. B. Ossip Mandelstam oder Isaak Babel,
verloren unter diesen Bedingungen ihr Leben und
hinterließen, gerettet durch Menschen, die sich ihre
Zeilen einprägten, ein unvergessliches Werk.
In Spanien wiederum tobte der Bürgerkrieg, samt dem
Luftangriff auf Guernika, und in Deutschland wurde
die Schau „Der ewige Jude“ eröffnet, eine
Wanderausstellung, die hervorragend die
antisemitische Rassenideologie der Nazis untermalte.
Der Jazz, der im Dritten Reich unter die Rubrik
„Entartete Kunst“ fiel und verboten war, wurde
andernorts ein Massenphänomen und brachte
erfolgreiche Musiker und Big Bands hervor, die die
Swing-Ära zum Schwingen brachten. Der Kompromiss
dabei blieb, die Improvisationen so zu gestalten,
dass darauf getanzt werden konnte, daraus sogar
verschiedene Tanz-Moden hervorgingen. Ein wichtiger
Begleiter des Jazz' war der Rundfunk, der nicht nur
Interpretationen und Konzerte übertrug, sondern auch
Radio-Shows ermöglichte, aus denen wiederum
verschiedene Stilrichtungen hervorgingen.
Der Swing war 1937 so aktuell, dass die kommerzielle
Vermarktung ein Massenpublikum befriedigte und
Swing-Musik wie am Fließband produziert wurde. Die
Beliebtheit dieser Jazz-Richtung als Tanzmusik
brachte mit sich, dass die afroamerikanische Musik
immer häufiger von weißen Interpreten gespielt
wurde. Erst mit der Weiterentwicklung Richtung
„Bebop“ und „Cool Jazz“ kamen die Schwarzen wieder
zu ihrem eigenen Sound zurück, der neue Varianten
ermöglichte.
Ein wichtiger Jazz-Vertreter dieser Zeit war
natürlich Glenn Miller, der den typischen
Big-Band-Sound hervorbrachte, bestehend aus
Saxophonen und Klarinetten. „In the Mood“ oder die
Interpretation der „Moonlight Serenade“, „Chattanooga
Choo Choo“ oder „Little Brown Jug“ waren einige von
Millers angesagten Hits, der 1937 große Popularität
genoss.
1937 setzte sich auch Count Basie an einen Song, den
er „One O’Clock Jump“ nannte und der schon bald zum
Jazz-Klassiker werden sollte, zumal er den Beginn
des Erfolgs für die Big Band von Basie darstellte.
Der Musiker, Pianist und Komponist brachte in diesem
Jahr zum ersten Mal Platten unter dem eigenen Namen
heraus. Basie war einer der wenigen, der seine Big
Band, trotz vieler finanzieller Schwierigkeiten,
aufrechterhalten konnte, auch wenn diese sich 1949
kurz auflösen musste.
„Count“ bedeutete „Graf“, eine Bezeichnung, die in
den Anfangsjahren des Jazz' noch sehr
beliebt war,
ähnlich wie „King“ oder „Duke“. Basie selbst wollte
von Musikern und Freunden „Bill“ oder „Base“ genannt
werden. Die Besonderheit des Musikers war sein
Minimalismus in der musikalischen Umsetzung. Sein
Swing war locker und ohne komplizierte Tonfolgen. Am
Klavier war er für die Big Band der „rhythmische
Katalysator“.
Wie Basie arbeitete auch Benny Goodman mehrfach mit
Ella Fitzgerald zusammen und brachte 1937 den
Nummer-Eins-Hit „Goodnight My Love“ heraus, eine
Platte, die später nicht mehr erhältlich war, da es
rechtliche Probleme zwischen den Plattenfirmen gab.
Ebenso erfolgreich war Billie Holiday, begleitet
durch den Pianisten Teddy Wilson. Sie waren mit „Carelessly“
drei Wochen lang auf dem ersten Platz der Charts.
Richtung Country-Musik taten sich 1937 „The Hoosier
Hot Shots“ mit dem Song „Breezin' Along With The
Breeze" hervor. Sie hatten bis dahin einen eigenen
und unverwechselbaren Stil entwickelt, der eine
Mischung aus County, Jazz und Swing war. Neben
Instrumenten wie dem Banjo, war auch die Zither eine
eigenwillige Erfindung des Musikers Paul Trietsch.
Die Zither war ein Waschbrett und brachte
interessante Töne hervor. Auch andere
Alltagsgegenstände dienten der Band zur
Klangerzeugung.
Country-Musik 1937
In diesem Jahr geht das "WLW Renfro Valley Barn
Dance" von John Lair in Cincinnati, Ohio (USA)
erstmals auf Sendung. Die Show zog zwei Jahre darauf
allerdings ins "tatsächliche" Renfro Valley um.
Außerdem begehen Kitty Wells und Johnny Wright am
30. Oktober ihre Hochzeit. Die nationalen
Country-Hits des Jahres sind unter anderem "Breezin'
Along With The Breeze" von den Hoosier Hot Shots und
"A Wild Cat Woman And A Tom Cat Man" von Cliff
Carlisle. Außerdem "You're The Only Star In My Blue
Heaven" so wie "Great Spreckled Bird" von Roy Acuff
und außerdem "Steel Guitar Rag" und "Right or Wrong"
von den Bob Wills and his Texas Playboys.
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