Biografie
Miles Davis Lebenslauf Lebensdaten
Als Miles Dewey Davis III. am
26. Mai 1926 in Alton,
Illinois, geboren wurde, erlebten der Blues und der
New Orleans Jazz gerade eine Blütezeit. Während
Miles als Jugendlicher das Trompetenspiel erlernte,
kämpfte der schwarze Jazz in Form des Bebop um neue
Anerkennung. Ihn selbst, der als Sohn eines
Zahnarztes von der Rassentrennung weitestgehend
unbehelligt aufgewachsen war, führte nicht so sehr
das Ringen um ein neues Selbstbewusstsein - daran
herrschte bei ihm wahrlich kein Mangel - an den
Bebop heran, sondern eher ein ästhetisches
Interesse, das der Trompeter Clark Terry bei ihm
geweckt hatte.
1944 ging er nach New York, um weiterführenden
Musikunterricht zu nehmen, brach diesen jedoch wegen
der einseitigen Konzentration auf klassische Musik
bald ab. Statt dessen erschloss er sich Werke der
neueren klassischen Musik im Selbststudium und nahm
Kontakt zu Charlie Parker auf, dessen Quintett er
schon kurz darauf angehörte. Erste Plattenaufnahmen
zeigten Ende 1945 sein großes Improvisationstalent,
das richtige Maß an Gefühl und exzellentes Timing.
Dass ihn rein spieltechnisch gesehen viele nicht zu
den Besten seiner Zunft rechnen, kann daher bei der
Bewertung seiner Spielweise völlig vernachlässigt
werden.
Auf der Suche nach neuen Klängen stellte er in
Zusammenarbeit mit dem Arrangeur Gil Evans ein
neunköpfiges Ensemble zusammen, dessen 1949/50
entstandene Aufnahmen stilbildend für den
intellektuell-distanziert wirkenden Cool Jazz
wurden. Als diese Aufnahmen 1957 unter dem LP-Titel
"Birth Of The Cool" neu veröffentlicht wurden, hatte
Davis bereits eine mehrjährige drogenbedingte
Tiefphase hinter sich, welcher schon wieder eine
stattliche Reihe weiterer Jazzperlen gefolgt war.
Während dieser Zeit hatte er sich angewöhnt, einen
Harmon-Dämpfer zu nutzen, womit er besonders weiche
Töne bilden konnte, die schnell zu seinem
Markenzeichen wurden. Inzwischen hatte sich der
Saxophonist John Coltrane der Band angeschlossen.
Gemeinsam mit dem Pianisten Bill Evans brachten sie
den gerade entstehenden modalen Jazz endgültig zur
Anwendungsreife und veröffentlichten
1959 das
epochale "Kind Of Blue", das viele als die schönste
und beste Jazzplatte aller Zeiten betrachten.
Nach mehreren Jahren, die zwar von Erfolgen, aber
auch von Stagnation geprägt waren, bildete Davis
1965 mit dem Saxophonisten Wayne Shorter und der aus
Herbie Hancock, Ron Carter und Tony Williams
bestehenden Rhythmusgruppe sein legendäres Zweites
Quintett. Seine New Yorker Studien zu Strawinski,
Prokofjew und einigen Vertretern der Zwölftonmusik
beeinflussten zunehmend seine Kompositionen. Die
Freebop-Aufnahmen dieses Ensembles werden zwar noch
immer zu den beeindruckendsten Werken des Jazz
gerechnet, überforderten jedoch weite Teile des
Publikums und hatten sich nach wenigen Jahren
stilistisch schon wieder überlebt. Zu Davis'
gesundheitlichen Problemen kam nun noch das
Nachlassen des kommerziellen Erfolgs.
Da passte es gut, dass in jenen Jahren Hancocks
Begeisterung für elektronisch erzeugte Klänge, die
im Jazz bis dahin tabu waren, auch den Bandleader
ansteckte. Mit "In A Silent Way" und ganz besonders
"Bitches Brew" setzten sie die Jazz-Rock-Fusion in
Gang, die beide Genres revolutionieren sollte.
Die Zahl der großen Jazztalente, für die Davis' Band
eine wesentliche Station dargestellt hatte, konnte
sich sehen lassen: Nach Sonny Rollins und John
Coltrane (der sich bereits ab 1961 ganz auf seine
eigene Band konzentrierte) gastierten dort Größen
wie Keith Jarrett, Chick Corea, Joe Zawinul, John
McLaughlin, David Holland oder Jack DeJohnette.
Insgesamt darf Miles Davis wohl als einer der
größten "Talenteschmiede" des Jazz angesehen werden.
Sein Privatleben stand in schmerzhaftem Kontrast zu
den musikalischen Höhenflügen, die inzwischen
zumeist auf großen Konzertbühnen stattfanden. Schon
wieder war die Beziehung zu einer Frau zerbrochen.
Nach einer Gallenoperation und einem Autounfall
kämpfte er mit Kokain gegen die Schmerzen an, woraus
lediglich erneute Drogensucht resultierte. 1975 zog
er sich für Jahre zurück, ohne ein Instrument
anzurühren.
Erst 1980 kam wieder eine neue Platte auf den Markt.
Der tanzbare, unüberhörbar von Funk und moderner
Popmusik geprägte Jazzrock stieß auf ein geteiltes
Echo. So manches Plattencover jener Jahre zeigt
einen nicht mehr jungen Miles Davis, der unbedingt
jugendlich wirken möchte. Dazu passten auch seine
1985er Coverversionen von Michael Jacksons "Human
Nature" und Cyndi Laupers "Time After Time" sowie
sein Gastauftritt in der Kriminal- und
Lifestyle-Präsentations-Fernsehserie "Miami Vice".
1989 zeigte die Veröffentlichung des Albums "Aura"
Miles Davis, der seit dem Vorjahr dem Malteserorden
angehörte, wieder von seiner besten Seite. Das 1985
aufgenommene von Palle Mikkelborg komponierte Werk
bestach durch funkige und impressionistisch
anmutende Klangbilder auf der Höhe der Zeit.
Die Studio-Zusammenarbeit mit dem Hip
Hop-Produzenten Easy Mo Bee für das Album "Doo-Bop"
konnte er nicht mehr beenden. Während eines
Krankenhausaufenthaltes in Santa Monica fiel er nach
einem Schlaganfall ins Koma. Auf Wunsch seiner
Angehörigen wurden am 28. September 1991 die
lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt.
Was bleibt, ist ein künstlerisches Vermächtnis, das
auch unter den ganz Großen seinesgleichen sucht.
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