Juli 1931 - Notverordnung in Kraft
Eine Notverordnung vom 8 Juli 1931 des deutschen Reichspräsidenten
verpflichtete alle Betriebe mit einem Vermögen von
mehr als fünf Millionen RM zur Mithaftung bis zu
einem Volumen von 500 Millionen RM bei
Einnahmeausfällen aus Kreditgeschäften der in der
Auslandsfinanzierung tätigen deutschen
Golddiskontbank. Reichsbankpräsident Hans Luther
reiste am 9. Juli für 2 Tage nach London um neue Kredite für das Deutsche Reich auszuhandeln.
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Wichtige Ereignisse im
Juli 1931
1. Juli
In Berlin wurde gegen den Landschaftsmaler Franz
Heckendorf und seinen Bruder Walter wegen zweifachen
Kunstdiebstahls Haftbefehl erlassen.
2. Juli
In Köln wurde der Düsseldorfer Mörder Peter Kürten
durch das Fallbeil hingerichtet. Die preußische
Regierung hatte eine Begnadigung abgelehnt. Die
Leiche wurde dem anatomischen Institut der
Universität Berlin zu Studienzwecken übergeben.
2. Juli
New York ehrte die Flieger Wiley Post und Paul Gatty,
die in acht Tagen, 15 Stunden und 51 Minuten die
Erde umflogen hatten, mit einer Konfetti Parade.
3. Juli
Der preußische Innenminister Carl Severing (SPD)
erteilte Polizeibeamten das Recht, sofort scharf zu
schießen, wenn die Situation es erFordert.
3. Juli
In Cleveland im US-Bundesstaat Ohio besiegte Max
Schmeling seinen US-amerikanischen HerausForderer
William Young Stribling durch technischen K.o. in
der 15. Runde und blieb damit Weltmeister der
Berufsboxer im Schwergewicht.
4. Juli
In München besetzte die bayerische Landespolizei
vorübergehend das Braune Haus, das Hauptquartier der
NSDAP. Bis zum 15. Juli wurde für Bayern ein
grundsätzliches Uniformverbot verhängt.
4. Juli
Erstmals seit dem 23. Juli 1914 liefen mit den
Kreuzern „Dorsetshire“ und „Norfolk“ wieder
britische Kriegsschiffe in den Kieler Hafen ein. Der
Flottenbesuch, der bis zum 11. Juli dauerte, fand
anlässlich der Segelwettbewerbe der Kieler Woche
statt.
5. Juli
Die Krolloper am Platz der Republik in Berlin
schloss mit einer Aufführung der Oper „Figaros
Hochzeit“ von Wolfgang Amadeus Mozart.
5. Juli
In Mainz wurde ein Denkmal für den 1929 verstorbenen
früheren Reichsaußenminister Gustav Stresemann
enthüllt.
6. Juli
Die französische Regierung stimmte nach langen
Verhandlungen mit dem US-Finanzminister Andrew W.
Mellon dem Hoover-Moratorium zu, unter der
Voraussetzung, dass Deutschland die „ungeschützte“
Jahresrate des Youngplans weiterzahlt.
6. Juli
Der deutsche Schriftsteller Thomas Mann und weitere
20 europäische Künstler nahmen in Genf bis zum 8.
Juli an der Tagung des Völkerbandcomitees für Kunst
und Literatur teil. Sie sprachen über die Förderung
der geistigen Beziehungen durch technische
Kommunikationsmittel.
7. Juli
Die Reichsregierung würdigte in einem Aufruf die am
Vortag in Paris erzielte Einigung über die
Durchführung des Hoover-Schuldenfeierjahres.
7. Juli
In Kiel wurden sieben Funktionäre der
NSDAP wegen
gewaltsamer Störung der öffentlichen Ordnung
verhaftet.
8. Juli
Das KPD-Organ „Die Rote Fahne“ wurde wegen
Beschimpfung der Berliner Polizei bis zum 21. Juli
verboten.
8. Juli
Eine Notverordnung des deutschen Reichspräsidenten
verpflichtete alle Betriebe mit einem Vermögen von
mehr als fünf Millionen RM zur Mithaftung bis zu
einem Volumen von 500 Millionen RM bei
Einnahmeausfällen aus Kreditgeschäften der in der
Auslandsfinanzierung tätigen deutschen
Golddiskontbank.
9. Juli
Um neue Kredite für das Deutsche Reich auszuhandeln,
reiste Reichsbankpräsident Hans Luther bis zum 11.
Juli nach London und Paris.
9. Juli
Der preußische Landtag lehnte mit 229 gegen 190
Stimmen den Antrag der Rechtsparteien nach Auflösung
des Parlaments ab. Am selben Tag billigte der
Unterrichtsausschuss die Entfernung des Buches „Im
Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque aus
den Schulbüchereien.
10. Juli
In Bayern wurden wegen der sich häufenden
gewaltsamen Auseinandersetzungen politische
Versammlungen unter freiem Himmel, Aufmärsche und
Propagandafahrten verboten.
10. Juli
Bei einer SPD-Kundgebung mit Reichstagspräsident
Paul Löbe in Heide in Holstein kam es zu einer
Straßenschlacht zwischen Reichsbannerangehörigen,
Nationalsozialisten und Kommunisten. In deren
Verlauf wurden zwölf Reichsbannerleute schwer
verletzt.
11. Juli
Eröffnung des Partaerstadions in Wien (heute Ernst-Happel-Stadion)
11. Juli
Die SPD-Oppositionellen Kurt Rosenfeld, Max
Seydewitz und Heinrich Ströbel Forderten in der
Zeitschrift „Klassenkampf“ das Ende der Tolerierung
der Brüning Regierung durch die SPD.
12. Juli
Die deutsche Reichsregierung übernahm eine
Ausfallbürgschaft für die zahlungsunfähigen
Darmstädter und Nationalbank. Sie wurde am nächsten
Tag veröffentlicht.
13. Juli
Die Zahlungsunfähigkeit der Darmstädter und Nationalbank verursacht
eine Bankenkrise, der anschließend mehrere kleine Banken zum Opfer fallen.
14. Juli
Die deutschen Kreditinstitute blieben bis
einschließlich 15. Juli aufgrund der am Vortag
erlassenen Verordnung des Reichspräsidenten über
Bankfeiertage geschlossen. Auch die Börsen wurden
zunächst geschlossen.
14. Juli
Reichsbankpräsident Hans Luther kehrte aus Basel
nach Berlin zurück, nachdem am Vortag die Bank für
internationalen Zahlungsausgleich eine Verlängerung
des am 16. Juli fälligen Kredits von umgerechnet
419,55 Millionen RM gebilligt hatte.
15. Juli
Der braunschweigische NSDAP-Innenminister Anton
Franzen wurde vom Schöffengericht Berlin Mitte von
der Anklage der Begünstigung freigesprochen. Ihm
hatte man vorgeworfen, einen Landwirt aus Holstein,
der Papiere eines NSDAP-Landtagsabgeordneten bei
sich trug, vor der Polizei als Parlamentarier
bezeichnet zu haben, um ihn vor der Festnahme zu
bewahren.
15. Juli
In zahlreichen Städten fanden KPD-Veranstaltungen im
Rahmen eines Reichserwerblosentages statt. In
Dresden wurden die Kundgebungen verboten. Das
Deutsche Reich hatte 3 956 000 Arbeitslose.
16. Juli
Kaiser Haile Selassie I. unterzeichnete in Addis
Abeba eine Verfassung für Abessinien. Die Mitglieder
des Zwei-Kammer-Parlamentes und alle Gesetze
bedurften danach der Bestätigung durch den Kaiser.
16. Juli
Im Deutschen Reich trat die am Vortag erlassene
Verordnung der Reichsregierung über den Verkehr mit
ausländischen Zahlungsmitteln in Kraft. Der An- und
Verkauf ausländischer Währung ist nur über die
Deutsche Reichsbank möglich. Termingeschäfte mit
Devisen waren untersagt.
17. Juli
Eine Bombenexplosion richtete im Vatikan Sachschaden
an. Der Sprengkörper war im Petersdom entdeckt und
in die vatikanischen Gärten getragen worden.
17. Juli
Im Deutschen Reich wurde eine Notverordnung über das
Pressewesen erlassen, mit deren Hilfe
Zeitungsverbote leichter und schneller als bisher
durchgesetzt werden konnten.
18. Juli
Eine Notverordnung gegen Kapital- und Steuerflucht
machte den Besitz ausländischer Zahlungsmittel sowie
Forderungen in fremder Währung bei der Reichsbank
meldepflichtig.
18. Juli
Im Camphill im US-Bundesstaat Alabama kam es zu
Kämpfen zwischen Schwarzen und der Polizei. Die
Ursache für die Unruhen waren ohne Beweise gefällte
Todesurteile des Gerichts in Scottsboro gegen acht
Schwarze wegen angeblicher Vergewaltigung weißer
Frauen.
19. Juli
Reichskanzler Heinrich Brüning und Außenminister
Julius Curtius beendeten ihren zweitägigen Besuch in
Paris.
19. Juli
Rudolf Caracciola gewann auf Mercedes-Benz den
Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring vor
den beiden Bugatti-Fahrern Louis Chiron aus
Frankreich und Achille Varzi aus Italien.
20. Juli
Nachdem das Bankhaus J. F: Schröder in Bremen sich
für zahlungsunfähig erklärt hatte, schloss es bis
auf Weiteres die Schalter.
20. Juli
Zwei Nationalsozialisten wurden in Krefeld zu je
vier Monaten Gefängnis verurteilt, weil sie
behauptet hatten, dass Frankreich den früheren
deutschen Außenminister Gustav Stresemann für seine
Zustimmung zum Youngplan mit einer Million RM
belohnt hätte.
21. Juli
Die Führer der „Nationalen Opposition“, Adolf Hitler
(NSDAP), Alfred Hugenberg (DNVP) und Franz Seldte
(Stahlhelm) erklärten in einem Telegramm an
Reichskanzler Heinrich Brüning, der sich in London
aufhielt, dass sie sich im Falle einer
Regierungsübernahme nicht an von Brüning
eingegangene finanzielle Verpflichtungen gegenüber
Frankreich gebunden sähen.
21. Juli
In Bayreuth fanden bis zum 19. August die Festspiele
statt.
22. Juli
Aufgrund des Inkrafttretens der Notverordnung vom
18. Juli musste jeder im Inland wohnende
Reichsangehörige vor einer Reise ins Ausland eine
Gebühr von 100 RM entrichten. Diese Regelung blieb
bis zum 26. August 1931 in Kraft.
22. Juli
Die KPD beschloss, am Preußen-Volksentscheid
teilzunehmen. Innenminister Carl Severing (SPD)
hatte am Vortag ein Ultimatum der KPD
zurückgewiesen, die für eine Ablehnung des
Volksentscheids die Erfüllung eines umfangreichen
Katalogs politischer und sozialer Forderungen
vorgelegt hatte.
23. Juli
In London fand vier Tage lang eine
Sieben-Mächte-Konferenz über die Lage der deutschen
Wirtschaft statt.
23. Juli
Die römische Zeitung „Popolo d’Italia“
veröffentlichte eine Erklärung von NSDAP-Führer
Adolf Hitler, dass seine Partei die Südtirol Grenze
als unabänderlich ansehe. Er dementierte damit
entgegengesetzte Äußerungen des
NSDAP-Reichstagsabgeordneten Hans Frank furz zuvor
in Innsbruck.
24. Juli
Uraufführung der Operette Die Blume von Hawaii von Paul Abraham im
Neuen Theater in Leipzig
25. Juli
In Wien fand im großen Konzerthaussaal die Eröffnung
des vierten Kongresses der Sozialistischen
Arbeiter-Internationale statt, der bis zum 1. August
dauerte.
25. Juli
Die Salzburger Festspiele, die bis zum 31. August
dauerten, wurden mit einer Aufführung der Oper „Der
Barbier von Sevilla“ von Gioachino Rossini eröffnet.
26. Juli
Nach wiederholten Kontroversen mit dem
Koalitionspartner DNVP legte der braunschweigische
Innenminister Anton Franzen (NSDAP) sein Amt nieder.
26. Juli
Zur Wiederbelegung der Wirtschaft verlangte die
Leitung des Allgemeinen Deutschen
Gewerkschaftsbundes (ADGBB) die Erweiterung der
Wechsel Diskontierung, die vorübergehende Erhöhung
des Diskontsatzes und die öffentliche Kontrolle und
Lenkung des inländischen Geld- und Kapitalmarktes.
27. Juli
Das Zentralkomitee der KPD richtete ein
Rundschreiben an die Betriebs- und Straßenzellen, um
die Teilnahme am Volksentscheid in Preußen mit dem
Kampf der Regierung Braun-Severing für das
„Monopolkapital“ gegen die „revolutionäre
Arbeiterfront“ zu begründen.
27. Juli
In Chile bildete Estéban Montero Rodríguez eine
Übergangsregierung, nachdem am Vortag der seit 1927
amtierende Präsident Oberst Carlos Ibáñiez del Campo
von einer Junta abgelöst worden war.
28. Juli
Der Journalist Otto Dietrich wurde neuer Pressechef
der NSDAP.
28. Juli
Die deutsche Auslandsverschuldung beträgt offiziell
23,5 Milliarden RM, davon zwölf Milliarden in
Krediten von bis zu einem Jahr Laufzeit.
29. Juli
Der britische Premierminister James Ramsey MacDonald
hatte sich zu einem zweitägigen Besuch in Berlin
aufgehalten.
29. Juli
Der italienische Botschafter und die Gesandten
Jugoslawiens, Österreichs, der Schweiz und der
Tschechoslowakei protestierten in Berlin gegen die
am 22. Juli in Kraft getretene Auslandsreisegebühr
für deutsche Touristen.
30. Juli
Eine britische Parlamentariergruppe hatte sich für
neun Tage zu einem Besuch in Moskau aufgehalten.
30. Juli
Gegen die vor dem Konkurs stehende
Deutsch-Evangelische Heimstättengesellschaft wurden
Ermittlungen wegen Betrugsverdachts eingeleitet.
31. Juli
Der Vorstand der Deutschen Volkspartei beschloss am
Preußen-Volksentscheid teilzunehmen.
31. Juli
Um die Dresdener Bank zu sanieren, übernahm das
Reich neu geschaffene Vorzugsaktien im Wert von 300
Millionen RM. Die Vorstandsmitglieder Herbert
Gutmann und Henry Nathan mussten zurücktreten. Neuer
Leiter wurde Samuel Ritscher.
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