Juni 1931 - Massive Steuererhöhungen

Kalender Juni 1931
Durch die  2. Notverordnung am 5. Mai 1931, werden zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen die Löhne, Gehälter und Renten der Arbeiter, Angestellten und Beamten im deutschen Reich um 5 bis 8% gekürzt. Das Alter für die Unterstützung durch Leistungen wurde von 16 auf 21 Jahre erhöht. Arbeitslose Frauen die verheiratet sind, bekommen nur in besonderen Fällen eine finanzielle Zuwendung. Eine Krisensteuer von bis zu 4% und einen Aufschlag der Einkommensteuer bis zu 4%, bzw. bis zu 5% auf die Lohnsteuer werden eingeführt.
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Wichtige Ereignisse im Juni 1931

1. Juni
In Rumänien fanden Kammerwahlen statt. Das Wahlbündnis der Nationalen Union des amtierenden Ministerpräsidenten Nicolae Iorga errang die absolute Mehrheit mit 287 der 379 Sitze.
1. Juni
Im Mai hatte die Opposition die Parlamentswahlen in Ägypten boykottiert. Jetzt wurde das Ergebnis bekannt gegeben. Auf regierungsfreundliche Abgeordnete entfielen 119 der 144 Sitze. Von den übrigen Mandaten erhielt die nationalistische Wafd-Partei acht Sitze.
2. Juni
In der Neuen Wache Unter den Linden in Berlin, die vom Architekten Heinrich Tessenow umgebaut worden war, wurde eine Gedenkstätte für die Toten des Weltkriegs 1914 bis 1918 eingeweiht.
2. Juni
Das britische Unterhaus billigte einstimmig ein Gesetz, das die Todesstrafe für schwangere Frauen abschaffte und durch lebenslange Zuchthausstrafe ersetzte.
3. Juni
In Leipzig fand der Parteitag der SPD statt. Ein Antrag des Parteivorstandes, in dem das Verhalten der neun Reichstagsabgeordneten missbilligt wurde, die am 20. März mit der KPD gegen den Panzerkreuzerbau gestimmt hatten, wurde mit 324 gegen 62 Stimmen gebilligt.
4. Juni
Der Berliner Polizeipräsident Albert Gzesinsk (SPD) verbot das Berliner NSDAP-Organ „Der Angriff“ wegen Verstoßes gegen die Notverordnung vom 28. März bis zum 4. Juli.
5. Juni
In Leipzig endete der SPD-Parteitag, der am 31. Mai eröffnet worden war. U. a. hatten sich die 394 ordentlichen Delegierten mit der Überwindung der Wirtschaftskrise, dem Vorgehen gegen den drohenden Faschismus und dem Verhältnis zur Reichsregierung befasst.
5. Juni
Um das Haushaltsdefizit des Reiches von 574 Millionen RM, der Länder und Gemeinden von 302 Millionen RM und die Fehlbeträge bei dem Arbeitsbeschaffungsprogramm und der Krisenhilfe von 385 Millionen RM zu decken, wurde eine Notverordnung „zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen“ mit Sparmaßnahmen erlassen. Die Reichsregierung verlangte in einem Aufruf ein Ende der Reparationen.
6. Juni
Der Glaspalast München brennt ab, bei dem Feuer wurden über 3.000 Gemälde unwiederbringlich zerstört.
7. Juni
Im Großherzogtum Luxemburg fanden Wahlen zur Abgeordnetenkammer statt. Die Rechtskoalition von Staatsminister Joseph Bech (christlich sozial) behielt mit 31 gegen 23 Sitzen ihre Parlamentsmehrheit.
7. Juni
Rudolf Caracciola gewann im Mercedes-Benz auf der 7,8 km langen Südschleife des Nürburgrings das über 40 Runden dauernde ADAC-Eifel Rennen in 2:50:47 h vor Hans Joachim von Morgen im Bugatti und Manfred von Brauchitsch im Mercedes-Benz.
8. Juni
Das Reichsfinanzministerium legte die Jahresrechnung für das Haushaltsjahr 1930 vor. Für 1931 bestand ein offener Finanzbedarf von 334,9 Millionen RM, der noch durch Anleihen gedeckt werden musste.
8. Juni
Der Ende 1930 verbotene US-Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ wurde durch die Spruchkammer der Filmoberprüfstelle zur beschränkten Vorführung vor geschlossenen Gesellschaften und Vereinen freigegeben.
9. Juni
Reichskanzler Heinrich Brüning und Außenminister Julius Curtius hatten seit dem 5. Juni Großbritannien besucht. In ihren Gesprächen mit der britischen Regierung konnten sie ein gewisses Verständnis für die deutsche Forderung nach Senkung der Reparationslasten wecken.
9. Juni
Der französische Außenminister Aristide Brian lehnte vor der französischen Deputiertenkammer jeder „Zerreißung“ oder andere Änderung des Youngplans von 1929 über die deutschen Reparationen ab.
10. Juni
Anträge der NSDAP, DNVP und KPD auf Einberufung des Reichstages wegen der Notverordnung vom 5. Juni wurden vom Ältestenrat des Reichstages abgelehnt. Es gab aber auch bei den die Regierungspolitik unterstützenden Parteien, vor allem in der deutschen Staatspartei (Bis 1930 deutsche demokratische Partei) und im christlich sozialen Volksdienst Widerspruch.
10. Juni
Der 64-jährige Dirigent Arturo Toscanini, der aus politischen Gründen längere Zeit unter Hausarrest stand, verließ mit seiner Familie Italien und begab sich zunächst in die Schweiz und dann nach Bayreuth.
11. Juni
Wegen Beschimpfung der Republik wurden die beiden Stahlhelm-Führer Franz Seldte und Theodor Duesterberg durch das Schöffengericht Berlin Mitte zu je 800 RM Geldstrafe verurteilt.
11. Juni
Die österreichische Regierung ehrte den deutschen Komponisten Richard Strauss zum Abschluss seiner Tätigkeit als Dirigent an der Wiener Staatsoper mit dem großen goldenen Ehrenzeichen mit Stern
12. Juni
Reichskanzler Heinrich Brüning unterrichtete Reichspräsident Paul von Hindenburg auf dessen Sommersitz Gut Neudeck über die politische Lage seit Erlass der Notverordnung vom 5. Juni. Beide sind sich einig, dass ein Zusammentritt des Reichstags zu diesem Zeitpunkt nicht wünschenswert sei.
12. Juni
Im Stadtteil Niehl von Köln wurde ein Zweigwerk des Detroiter Automobilkonzerns Ford eingeweiht.
13. Juni
In dritter Lesung billigte der preußische Landtag mit 202 gegen 54 Stimmen bei 105 Enthaltungen den Vertrag mit den evangelischen Kirchen.
13. Juni
Die deutsche Reichsregierung wies die Vorwürfe, die in einer polnischen Note vom 10. Juni aufgestellt wurden zurück. Demnach wäre eine Stahlhelm-Kundgebug in Breslau begünstigt worden.
14. Juni
In der Loire-Mündung in Frankreich ging der Ausflugsdampfer „Saint-Philibert“ unter. Dabei starben mehrere hundert Menschen.
14. Juni
Auf der Marienburg in Westpreußen fand in Anwesenheit von Reichspräsident Paul von Hindenburg eine Feier zur 700-jährigen Besiedlung durch den Deutschen Ritterorden statt.
15. Juni
Reichskanzler Heinrich Brüning empfing in Berlin die Führer der meisten im Reichstag vertretenen Parteien. Die DNVP hielt an ihrer Forderung auf die Einberufung des Reichstags fest und forderte die Regierung zum Rücktritt auf.
15. Juni
In Hamburg fanden seit dem 8. Juni von der KPD organisierte „Hungerunruhen“ von Arbeitslosen statt. Neben zahlreichen Verletzten gab es in Hamburg auch ein Todesopfer.
16. Juni
Da die Reichsregierung mit Rücktritt gedroht hatte, stimmte die SPD-Fraktion mit der Regierungskoalition im Ältestenrat gegen die Einberufung des Reichstages und verzichtet auf die Einberufung des Haushaltsausschusses.
16. Juni
Nachdem im oldenburgischen Landtag ein Misstrauensantrag der NSDAP-Fraktion gebilligt wurde, trat die Regierung Friedrich Cassebohm zurück. Cassebohm blieb geschäftsführend bis zum 16. Juni 1932 im Amt.
17. Juni
Vor 18 000 Zuschauern spielten die Fußballnationalmannschaften von Schweden und Deutschland in Stockholm 0:0.
17. Juni
Nach vorheriger Zustimmung des Unterhauses wurde die Wahlrechtsreform mit der Einführung der Alternativstimme vom britischen Oberhaus gebilligt.
18. Juni
In Genf fand die 15. Internationale Arbeiterkonferenz statt. Sie billigte mit 81 gegen zwei stimmen eine Konvention über die Begrenzung der Arbeitszeit im Kohlenbergbau auf sieben Stunden.
18. Juni
US-Schatzkanzler Andrew M. Mellon führte in London Gespräche mit der britischen Regierung. Er erzielte dabei Einigung über einen Aufschub der Reparationen und Kriegsschulden. Anschließend reiste Mellon weiter nach Paris.
19. Juni
Der Hauptausschuss des Reichsverbandes der Industrie sprach in Berlin der Politik von Reichskanzler Heinrich Brüning das Vertrauen aus.
19. Juni
In Köln fand dir 50. Tagung des Deutschen Ärztevereinsbundes statt. Unter Hinweis auf Folgen wie Hunger und Krankheit wurde ein Ende der Reparationen gefordert.
20. Juni
In einer Botschaft an die Regierung der USA in Washington bat Reichspräsident Paul von Hindenburg um Hilfe für Deutschland.
20. Juni
US-Präsident Herbert Hoover verkündete alle Zahlungen von Reparationen und Kriegsschulden für ein Jahr einstellen zu wollen.
21. Juni
Im Grenzgebiet zwischen Britisch-Indien und Tibet bezwang eine britische Expedition den Gipfel des 7756 m hohen Mount Kamet.
21. Juni
Vor 20 000 Zuschauern in Oslo endete ein Fußball-Länderspiel zwischen Norwegen und dem Deutschen Reich mit 2:2.
22. Juni
Die SPD-Zeitung „Münchener Post“ berichtete über angebliche homosexuelle Neigungen von SA-Stabschef Ernst Röhm.
22. Juni
Die norddeutsche Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei legte in Bremen ihre Bilanz für 1930 vor. Die Schulden wurden mit 163,65 Millionen RM angegeben, was mehr als das Doppelte des Stammaktienkapitals war.
23. Juni
In einer Note an Litauen protestierte der Vatikan gegen die am 6. Juni erfolgte Ausweisung des päpstlichen Nuntius aus Kowno und drohte mit dem Abbruch der Beziehungen.
23. Juni
In einer abendlichen Ansprache über den Deutschlandsender würdigte Reichskanzler Heinrich Brüning das Hoover-Moratorium und regte eine deutsch-französische Aussprache über noch offene Fragen an.
24. Juni
In Moskau verlängerten das Deutsche Reich und die UdSSR den Berliner Vertrag von 1926 über die Neutralität im Falle eines Angriffs durch eine dritte Macht. Der Vertrag kann erstmals 1933 aufgekündigt werden.
24. Juni
Die französische Regierung war bereit, dem Parlament die Billigung des Hoover-Moratoriums zu empfehlen, forderte aber, die laut Youngplan „ungeschützten Annuitäten“ vom Zahlungsaufschub auszunehmen.
25. Juni
Die Nationalbanken Großbritanniens und Frankreichs, die Federal Reserve Bank New York und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel gewährten dem Deutschen Reich zum 16. Juli einen Kredit in Höhe von umgerechnet 419,55 Millionen RM:
25. Juni
Der 1930 vom Staatsbürgerinnenverband gestiftete Preis für Autorinnen im Alter von bis zu 35 Jahren wurde in Berlin vergeben. Die mit 1000 RM dotierte Auszeichnung ging zu gleichen Teilen an Elisabeth Langgässer und Käthe Biehl.
26. Juni
Im Landtag von Mecklenburg-Strelitz scheiterte eine Regierungsvorlage zum Anschluss des Landes an Preußen, die aus finanziellen Erwägungen erstellt wurde, an der Opposition von DNVP und KPD.
26. Juni
Ein Aufruf des Schriftstellers Gerhart Hauptmann an das deutsche Volk, trotz der bedrückenden Lage mit Mut an die Arbeit für eine bessere Zukunft zu gegen, wurde von den deutschen Rundfunksendern übertragen.
27. Juni
Die Solidarisierung eines Teils der bei Sevilla stationierten Fliegeroffiziere mit dem von Amt des Chefs des Flugwesens abgelösten Ramon Franco führte zu einer Revolte im spanischen Fliegerkorps.
27. Juni
Staatssekretär Otto Meißner informierte Reichspräsident Paul von Hindenburg über Unregelmäßigkeiten bei der Verteilung der Gelder für die Osthilfe.
28. Juni
In Spanien fanden Wahlen zur Cortes statt. Die Parteien der republikanisch-sozialistischen Koalition siegte in 49 der 50 Provinzen. Stärkste Partei im Parlament waren die Sozialisten mit 105 der 470 Mandate. Die Hauptaufgabe des Parlaments war die Erarbeitung einer neuen demokratischen Verfassung.
29. Juni
Wegen der allzu kompromissbereiten Haltung der Liberalen gegenüber der Labour-Regierung erklärten der einflussreiche Liberale Sir John Simon und ein weiterer Abgeordneter des britischen Unterhauses ihren Austritt aus der Fraktion.
29. Juni
Alexander Malinow, der Führer des Nationalen Blocks, der bei den Parlamentswahlen vom 21. Juni in Bulgarien mit 150 von 273 Sitzen die absolute Mehrheit gewonnen hatte, bildete eine neue Regierung.
30. Juni
In Ungarn fanden Parlamentswahlen statt, die in 199 von 245 Wahlkreisen nach dem Prinzip der offenen Kandidatenempfehlung durchgeführt wurde. Die Regierungskoalition von István Graf Bethlen von Bethlen erhielt 212 der 245 Sitze.
30. Juni
Amtlichen deutschen Angaben zufolge hatte das Deutsche Reich bisher 67,6 Milliarden Goldmark bzw. Reichsmark an Reparationsleistungen aller Art aufgebracht. Die Westalliierten bewerteten die deutschen Sach- und Geldleistungen mit lediglich 20,8 Milliarden Reichsmark.

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