Filmjahr 1939 – Zwei Filmklassiker aus den USA

Der Jahresbeginn klang entsetzlich. Adolf Hitler kündigte im Falle eines Krieges die Auslöschung der jüdischen Rasse an. Viele Juden hatten das Land verlassen, aber viele waren auch schon deportiert worden und würden nie zurückkehren. Vorkriegsstimmung überschattete das Deutsche Reich. Und tatsächlich wurde Ende August wahr, was Hitler angedroht hatte. Der Zweite Weltkrieg begann mit dem Überfall auf Polen.
Heinz Rühmann (1902-1994), der im Juli 1939 nach der Scheidung von seiner jüdischen Frau im Vorjahr nun seine Kollegin Hertha Feiler (1916-1970) geheiratet hatte, war nach wie vor ein viel beschäftigter Schauspieler. Seit der Machtübernahme der Hitlers im Jahr 1933 hatte sich Rühmann nicht mehr öffentlich zur Politik geäußert. Er drehte vor allem Komödien. Eine davon war „Hurra! Ich bin Papa!“. Diesen Schwarzweißfilm hatte Kurt Hoffmann (1910-2001) in Szene gesetzt. Der harmlos-humorige Unterhaltungsfilm wurde am 16. November 1939 im Gloria-Palast in Berlin uraufgeführt.
Auch Hans Albers (1891-1960) hatte sein Auskommen im Film. Der deutsche Abenteuerfilm „Wasser für Canitoga“, in dem er die Hauptrolle spielte, war einer der teuersten Film des Deutschen Reichs in der NS-Zeit. Die Produktionskosten beliefen sich auf 1.385.000 Reichsmark. Der Film wurde im März 1939 in München uraufgeführt und erhielt das Prädikat „Künstlerisch wertvoll“. Wenige Tage nach seiner Münchener Uraufführung kam er auch in Berlin auf die Leinwand.
Aus den USA kam ein Film, der bald Kultstatus erreichte und als Ikone der US-amerikanischen Kulturgeschichte eingestuft wurde – „Das zauberhafte Land“ oder auch bekannt als „Der Zauberer von Oz“. Victor Fleming (1889-1949) hatte mit Judy Garland (1922-1969) in der Hauptrolle einen der zauberhaftesten Musikfilme geschaffen. Die Rolle der Dorothy machte die noch unbekannte Judy Garland zu einem Star. Das bekannteste Lied aus dem Film „Over the Rainbow“ wurde zum Evergreen. Im Jahr 2007 wurde „Das zauberhafte Land“ in die Liste des Weltdokumentenerbes der UNESCO aufgenommen.
Dasselbe Land, derselbe Regisseur – wieder war es Victor Fleming, der in jenem Jahr 1939 einen zweiten Film herausbrachte, der die Zeiten überdauerte – „Vom Winde verweht“ („Gone with the Wind“). Mit dieser US-amerikanischen Literarturverfilmung, deren Geschichte auf dem gleichnamigen Roman von Margaret Mitchell (1900-1949) basiert, schuf Fleming einen „Jahrhundertfilm“, der bis heute mit rund 3,8 Milliarden US-Dollar das kommerziell erfolgreichste Werk der Filmgeschichte ist. Er wurde am 15. Dezember 1939 in Atlanta uraufgeführt und hatte eine Spieldauer von fast vier Stunden. In den Hauptrollen war u. a. die britische Schauspielerin Vivien Leigh (1913-1967) als Scarlett O’Hara zu sehen. Die Rolle machte sie berühmt und brachte ihr zudem einen Oscar ein. Die männliche Hauptrolle des Rhett Butler verkörperte Clark Gable (1901-1960), der sich bereits als Oscar-Preisträger einen berühmten Namen gemacht hatte. „Vom Winde verweht“ wurde 1940 insgesamt mit zehn Oscars ausgezeichnet. Er hatte 13 Nominierungen bekommen.

Die 11. Oscarverleihung
Die Auszeichnungen der „11th Annual Academy Awards“ fanden in Los Angeles statt. Sie wurden im Biltimore Hotel für das Jahr 1938 verliehen.
Als „Bester Film“ ging Frank Capras „Lebenskünstler“ („You Can't Take It with You“) hervor. Für die „Beste Regie“ wurde Frank Capra für denselben Film ausgezeichnet. Den Oscar für den „Besten Hauptdarsteller“ erhielt Spencer Tracy für seine Rolle in „Teufelskerle“ („Boys Town“). Als „Beste Hauptdarstellerin“ erhielt Bette Davis für „Jezebel - Die boshafte Lady“ einen Oscar. Den Ehrenoscar erhielten Harry M. Warner (Produktion patriotischer Kurzfilme), Walt Disney (Erster Zeichentrickspielfilm, „Schneewittchen und die sieben Zwerge“), Oliver Marsh und Allen Davey für die Farbaufnahmen in Sweethearts. Des Weiteren der Film „Raubfischer in Alaska“ für besondere Toneffekt- und Filmaufnahmen und J. Arthur Ball für die Verdienste um den Farbfilm. Den Ehrenoscar in Form des „Juvenile Awards“ bekamen außerdem Deanna Durbin und Mickey Rooney für ihre besonderen Leistungen als Jugenddarsteller. Außerdem erhielt der Produzent Hal B. Wallis im Zuge dieser Oscarverleihung den „Irving G. Thalberg Memorial Award“ und John Aalberg so wie Byron Haskin den „Technical Achievement Award“.

Internationale Filmfestspiele von Venedig

Sie fanden vom 8. August bis zum 1. September statt. In jenem Jahr wurde von der Jury allerdings nur der Preis für den „Besten Film“ vergeben. Dieser ging an Goffredo Alessandrinis „Abuna Messias“.

Filme die im Jahr 1939 an den Start gingen:

"Die Abenteuer des Huckleberry Finn" (Richard Thorpe) mit Mickey Rooney.
"Die Abenteuer des Sherlock Holmes" (Alfred Werker) mit Basil Rathbone und Nigel Bruce.
"Auf Wiedersehen, Mr. Chips" (Sam Wood) mit Robert Donat und Greer Garson.
"Aufstand in Sidi Hakim" (George Stevens) mit Cary Grant.
"Babes in Arms" (Busby Berkeley) mit Mickey Rooney und Judy Garland.
"Bachelor Mother" (Garson Kanin) mit Ginger Rogers und David Niven.
"Beau Geste" (William A. Wellman) mit Gary Cooper und Ray Milland.
"Enthüllung um MItternacht" (Mitchell Leisen) mit Claudette Colbert und Don Ameche.
"Es war eine rauschende Ballnacht" (Carl Froelich) mit Zarah Leander und Marika Rökk.
"Der Florentiner Hut" (Wolfgang Liebeneiner) mit Heinz Rühmann.
"Frankensteins Sohn" (Rowland V. Lee) mit Basil Rathbone und Boris Karloff.
"Die Frauen" (George Cukor) mit Norma Shearer und Rosalind Russell.
"Der Glöckner von Notre Dame" (William Dieterle) mit Charles Laughton und Maureen O'Hara.
"Der große Bluff" (George Marshall) mit Marlene Dietrich und James Stewart.
"Günstling einer Königin" (Michael Curtiz) mit Bette Davis und Errol Flynn.
"Hotel Sacher" (Erich Engel) mit Willy Birgel und Wolf Albach-Retty.
"Der Hund von Baskerville" (Sidney Lanfield) mit Richard Greene und Basil Rathbone.
"Intermezzo" (Gregory Ratoff) mit Leslie Howard und Ingrid Bergman.
"Jesse James, Mann ohne Gesetz" (Henry King) mit Tyrone Power und Henry Fonda.
"Juarez" (William Dieterle) mit Paul Muni und Bette Davis.
"Der junge Mr. Lincoln" (John Ford) mit Henry Fonda.
"Die kleine Prinzessin" (Walter Lang) mit Shirley Temple.
"Die Marx-Brothers im Zirkus" (Edward Buzzell) mit den Marx-Brothers.
"Mr. Smith geht nach Washington" (Frank Capra) mit Jean Arthur und James Stewart.
"Ninotschka" (Ernst Lubitsch) mit Greta Garbo und Melvyn Douglas.
"Opfer einer großen Liebe" (Edmund Goulding) mit Bette Davis, George Brent und Humphrey Bogart.
"The Rains Came" (Clarence Brown) mit Myrna Loy und Tyrone Power.
"Die Reise nach Tilsit" (Veit Harlan) mit Kristina Söderbaum.
"Riff-Piraten" (Alfred Hitchcock) mit Charles Laughton.
"Ringo" (John Ford) mit John Wayne.
"Robert Koch" (Hans Steinhoff) mit Emil Jannings.
"Die Rückkehr des dünnen Mannes" (W. S. Van Dyke) mit William Powell und Myrna Loy.
"Ruhelose Liebe" (Leo McCarey) mit Irene Dunne und Charles Boyer.
"Schneider Wibbel" (Viktor de Kowa) mit Erich Ponto.
"SOS – Feuer an Bord" (Howard Hawks) mit Cary Grant und Jean Arthur.
"Die Spielregel" von Jean Renoir.
"Die Sturmhöhe" (William Wyler) mit Merle Oberon und Laurence Olivier.
"Trommeln am Mohawk" (John Ford) mit Claudette Colbert und Henry Fonda.
"Union Pacific" (Cecil B. DeMille) mit Joel McCrea und Barbara Stanwyck.
"Das unsterbliche Herz" (Veit Harlan) mit Heinrich George und Kristina Söderbaum.
"Vier Federn" von Zoltan Korda.
"Vom Winde verweht" (Victor Fleming) mit Vivien Leigh und Clark Gable.
"Von Mäusen und Menschen" (Lewis Milestone) mit Burgess Meredith und Betty Field.
"Die wilden Zwanziger" (Raoul Walsh) mit James Cagney und Humnphrey Bogart.
"Das zauberhafte Land" (Victor Fleming) mit Judy Garland.
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