Biografie Saskia Esken Lebenslauf

Am 6. Dezember 2019 wählte der SPD-Bundesparteitag in Berlin zum ersten Mal eine Doppelspitze für den Bundesvorsitz. Nach einer aufwändigen, seit Ende Juni 2019 laufenden Mitgliederbefragung mit 23 Regionalkonferenzen, in deren Zusammenhang sich schließlich noch sechs Kandidaten-Paare der Abstimmung ihrer Parteigenossen stellten, kam es im November 2019 zur Stichwahl zwischen dem Duo Klara Geywitz/ Olaf und dem Duo Saskia Esken/Norbert Walter-Borjans. Für manche Beobachter überraschend gab die Mehrheit der an der Mitgliederbefragung teilnehmenden Genossen ihr Votum nicht für das vom prominenten Vizekanzler Scholz dominierte Duo ab, sondern für das andere Gespann: Bei einer recht dürftigen Abstimmungsbeteiligung von 54 % (230.000 von insgesamt 425.000 SPD-Genossen) wollte eine Mehrheit von 53% Esken/Walter-Borjans an der Spitze ihrer Partei sehen.
Das Befragungsergebnis war formell nicht für die satzungsgemäß auf dem Parteitag über die Nachfolge der im Juni 2019 zurückgetretenen Vorsitzenden Andrea Nahles frei zu entscheidenden Delegierten bindend. Es wurde allerdings erwartet, dass sich die Delegierten dem Votum der Parteibasis anschließen würden. Allerdings hatten in diesem Fall viele Delegierte anscheinend eine andere Einstellung zur Basisdemokratie und stimmten nicht für die als einzige Kandidaten für den Vorsitz zur Wahl stehenden Mitglieder-Favoriten Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. Walter-Borjans erhielt 89,2 % und Saskia Esken 75,9 % der Delegiertenstimmen.
Die weibliche Hälfte des ersten regulären Vorsitzenden-Duos in der Geschichte der SPD wurde am 28. August 1961 in Stuttgart als „Saskia Hofer“ geboren. Sie wuchs in der nahe Stuttgart liegenden Gemeinde Renningen (seit 1982 Stadt) auf. Nach dem Besuch der örtlichen Grundschule besuchte sie ab 1972 das Johannes-Kepler-Gymnasium in der benachbarten Kleinstadt Weil der Stadt. 1981 bestand Saskia Hofer dei Prüfungen zum Abitur. Ein folgendes Germanistik- und Politologie Studium an der Stuttgarter Uni brach sie nach einigen Semestern ab. Sie jobbte danach unter anderem als Zustellerin und Kellnerin. Schließlich absolvierte Saskai Hofer in Böblingen an der Akademie für Datenverarbeitung bis 1990 eine Ausbildung zur Informatikerin. Die staatlich geprüfte Informatikerin arbeitete anschließend als Softwareentwicklerin.
Mit ihrem Ehemann Roland Esken (Heirat 1993) hat sie drei zwischen 1994 und 1999 geborene Kinder. Die mit ihrer Familie im Nordschwarzwald-Ort Bad Liebenzell heimisch gewordene Saskia Esken ist 1990 in die SPD eingetreten. Damit stand sie in Traditionslinie mit ihren politisch als SPD-Mitglieder engagierten, unter anderen im Renninger Gemeinderat aktiven Eltern.
SPD-Genossin Esken war sozial und politisch zunächst auf lokaler und regionaler Ebene im Nordschwarzwald und als SPD-Ortsvereins- bzw. als Kreisverbandsvorsitzende tätig. Drei Jahre war sie bis 2016 Parteivorstandmitglied der SPD Baden-Württemberg. Ein besonderes Engagement zeigte Esken zudem als Vize-Vorsitzende des Landeselternbeirats (2012 – 2014) sowie in ihrem Kampf gegen Rechts und für Umweltschutz.
Nach einem ersten vergeblichen Anlauf, über die Landesliste Baden-Württemberg bei der Bundestagswahl 2009 MdB zu werden, gelang Saskia Esken dann 2013 wie auch 2017 der Einzug in den Bundestag. Hier hat sie sich unter anderem als Mitglied in Ausschüssen für Fragen rund um IT und Digitale Zukunft profilieren können. Obwohl sechs Jahre im Bundestag blieb Saskia Esken außerhalb ihres Heimatlandes und außerhalb enger Parteikreise weitgehend unbekannt.
Erst 2019, durch ihre Kandidatur für den SPD-Parteivorsitz, wurde sie einer größeren Öffentlichkeit zum Begriff. Die wie der Co-Vorsitzende Walter-Borjans zum gemäßigt linken Spektrum der Sozialdemokraten gezählte Esken konnte 2019 bei vielen Genossen die Hoffnung für einen Aufschwung der in den letzten Jahren massive Verlusten bei den Landtagswahlen erfahrenen SPD wecken. Zu den von ihr in Reden im Zuge der Mitgliederbefragung erhobenen Forderungen gehörte unter anderem die Abschaffung von Strafsanktionen beim Arbeitslosengeld II. Auch machte sie vor ihrer Wahl zur Partei-Co-Vorsitzenden den Eindruck, energisch das Ende der seit März 2018 bestehenden Großen Koalition („GroKo“) von CDU und SPD unter der Kanzlerinnenschaft von Angela Merkel (CDU) vorantreiben zu wollen. Nur ein Einlenken der CDU im Sinne der SPD in wichtigen Fragen würde, so Esken, das Fortbestehen der GroKo möglich machen. Als zentrale Problemfelder wurde dabei von ihr genannt: Die Frage der Einführung des 12-Euro-Mindestlohns, ein deutliches Nachbessern des im September 2019 in der GroKo beschlossenen Plans von Klimaschutzmaßnahmen („Klimapaket“) sowie eine Abkehr von der Investitionen verhindernden Politik der Schuldenbremse bei Ausgaben der öffentlichen Hand („Schwarze Null“).


Unmittelbar nach der Wahl zur Co-Parteivorsitzenden am 6. 12. 2019 hat Esken aber dann vor allem die Bereitschaft ihrer Partei in den Vordergrund gestellt, erfolgreiche Aspekte der GroKo weiterzuführen und sozialdemokratische Politik möglichst aus der Position einer Regierungspartei machen zu können. Inwieweit diese Schwerpunktverschiebung im öffentlichen Auftritt als programmatisch für die weitere Arbeit von Saskia Esken als Parteichefin gewertet werden könnte, blieb während des bis zum 8. Dezember 2019 dauernden SPD-Bundesparteitags unklar.
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