Biografie Walter-Borjans Lebenslauf

Der SPD-Politiker Norbert Walter-Borjans wurde am 30. November 2019 durch einen Mitgliederentscheid zusammen mit seiner Parteigenossin Saskia Esken (geb. 1961) als Kandidat für den formal auf dem Parteitag am Wochenende 6. – 8. 12. 2019 zu bestimmenden Parteivorsitz nominiert. Da es Beobachter für ausgeschlossen hielten, dass sich die Parteitagsdelegierten gegen das Ergebnis der mit großem Aufwand durchgeführten basisdemokratischen Mitgliederbefragung aussprechen könnten, galt das Duo Walter-Borjans-Esken seit dem 30. 11. 2019 als quasi-gewählte SPD-Spitze.
Norbert Walter-Borjans wurde am 17. September 1952 im bis 1975 einen kommunalen Sonderstatus besitzenden Krefelder Stadtteil Uerdingen als „Norbert Walter“ geboren. Sein Vater war Tischler, die Mutter Schneiderin. Norbert Walter wuchs im Krefelder Nachbarort Lank-Latum (seit 1970 Teil der Stadt Meerbusch) auf und besuchte in Krefeld-Uerdingen das Gymnasium Fabritianum.
Nach dem Abitur 1971 in Uerdingen begann Norbert Walter ein Informatik-Studium an der Bonner Universität. 1972 wechselte er ins Studienfach Volkswirtschaftslehre. Nach dem erfolgreichen Studienabschluss 1978 arbeitete Walter zwei Jahre als Produktmanager beim Wasch-, Körperpflege,- und Klebemittel-Hersteller Henkel. Danach wurde Walter wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Köln. Er promovierte sich dort 1983 und blieb bis zum Folgejahr als wissenschaftlicher Assistent an der Hochschule. Arbeitsschwerpunkte waren Verkehrs-, Geld- und Wettbewerbspolitik.
1984 wurde der Volkswirt Hilfsreferent in Planungsabteilungen der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei. 1986 nahm er den Nachnamen seiner Frau in seinen eigenen Namen auf. Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) machte Norbert Walter-Borjans („Nowabo“) 1991 zu seinem Vize-Regierungssprecher und 1996 zum Regierungssprecher. Nach dem Rücktritt Raus als Ministerpräsident und SPD-Bundesvorsitzender wechselte Walter-Borjans 1998 als Staatssekretär für Wirtschaft und Finanzen ins Saarland. Nach der Abwahl der SPD-Regierung von Ministerpräsident Klimmt 1999 wurde Walter-Borjans selbstständiger Wirtschaftsberater. Es folgte 2005 ein Jahr als Staatssekretär im NRW-Wirtschaftsministerium und von 2006 bis 2010 Tätigkeiten als städtischer Wirtschaftsdezernent in Köln.
Von 2010 bis 2017 war Walter-Borjans Finanzminister von Nordrhein-Westfalen. Hier profilierte er sich vor allem durch energisches Vorgehen gegen großangelegten Steuerbetrug. Trotz massiver Kritik setzte er der Ankauf von Steuerdaten durch und konterkarierte 2012 erfolgreich eine Gesetzesinitiative der CDU-FDP, die über ein Abkommen mit der Schweiz das Verbot von Ankauf und rechtlicher Berücksichtigung sogenannter „Steuer-CDs“ zur Folge gehabt hätte. Schlagzeilen machte Walter-Borjans auch dadurch, dass drei der von ihm zu verantwortenden Finanzhaushalte vom Landesverfassungsgericht u. a. aus formalen Gründen und wegen zu hoher Schuldenbelastung für verfassungswidrig erklärt wurden. Nach dem Ende der rot-grünen Landesregierung nach der Landtagswahl 2017 ging der vierfache Vater Walter-Borjans in den beruflichen Ruhestand.
2019 warf Walter-Borjans bei der SPD-Mitgliederbefragung für einen von der Parteibasis nominierten Favoriten für den Bundesvorsitz den Hut in den Ring. Zusammen mit Saskia Esken kam er nach der ersten Befragungsrunde in die Stichwahl gegen das vom der Mehrheit des Partei-Establishments unterstützte Duo Olaf Scholz/Klara Geywitz. In der Stichwahl gewann das Duo Walter-Borjans/Esken überraschend mit 53 % der abgegebenen Stimmen. Mitausschlaggebend für die Entscheidung der SPD-Basis war die kritische Haltung von Walter-Borjans gegenüber der von Kanzlerin Merkel (CDU) und Finanzminister Scholz (SPD) geführten Großen Koalition. Ohne eindeutig das Ende der GroKo zu fordern, machte Walter-Borjans bei der Vorstellung seiner politischen Vorstellungen doch deutlich, dass erhebliche Nachforderungen zum Koalitionsvertrag Voraussetzung für ein Fortbestehen des bis 2021 vereinbarten Regierungsbündnisses sein würden. Dabei betonte er vor allem eine gerechtere Finanz- und Steuerpolitik für Bezieher mittlerer und unterer Einkommen und eine stärkere Besteuerung höherer Einkommen. Außerdem setzte sich Walter-Borjans für eine Revidierung der die Aufnahme von Staatsschulden beschränkenden, vom Olaf Scholz vertretenden Politik der „Schwarzen Null“ ein. Walter-Borjans forderte stattdessen massive investitionsfördernde Kreditaufnahmen durch den Staat.
Walter-Borjans Seiten
n.n.v.
Walter-Borjans Bücher
n.n.v.