Politik
Schon zu Beginn des Jahres war das allgemeine Interesse
gerade auf politischer Ebene besonders groß. Nach den
vielen Anschlägen in den Vorjahren, darunter in
Frankreich und Deutschland, wurde im Januar 2017 erneut
eine Bombe gezündet, die 39 Leben kostete und
terroristische Tendenzen hatte. Das geschah in Istanbul
in einer Diskothek und leitete das Jahr sehr dramatisch
ein. Im Laufe der Zeit folgten weitere Anschläge u. a.
in London, in St. Petersburg, in Kabul und Barcelona.
Aufsehen erregte besonders das im Oktober stattfindende
Massaker in Las Vegas, bei dem 58 Menschen durch einen
einzigen Täter erschossen wurden, während mehr als 500
Personen verletzt wurden.
Anfang des Jahres sorgte auch der frisch gewählte
Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Donald
Trump für Wirbel, der nun endgültig sein Amt antrat und
in vielerlei Hinsicht eine Maskerade aus Engagement,
Größenwahn, Radikalität, Reichtum und Entertainment
präsentierte. Trump machte sein Vermögen in der
Unterhaltungs- und Immobilienbranche und ist heute
vielfacher Milliardär. Darunter ließ er z. B. in den
Achtzigern den Trump-Tower errichten, einen 202 Meter
hohen Wolkenkratzer mit 58 Etagen, der inmitten von
Manhattan stand, Teil der „Trump Organization“ war und
u. a. ein Atrium aus rosa Marmor und Gold besaß.
Als neuer Präsident vertrat Trump einige
Verschwörungstheorien und sprach davon, das Land neu
aufräumen zu wollen. Darunter forderte er vom Vorgänger
Barack Obama die Geburtsurkunde, die mit dazu
beigetragen hatte, über eine längere Zeit die
Legitimität des Präsidentenamts in Frage zu stellen.
Auch die verschlossenen Akten zum Mord an Präsident John
F. Kennedy waren ein Thema, die Trump dann 2017 zum Teil
öffentlich einsehbar machte. Dazu bewirkte er den
Austritt der USA aus dem „Pariser Klimagipfel“.
Der neue und bisher älteste Präsident trat mit seinem
eigenen Vermögen etwas unabhängiger auf und stellte
Obama,
Hillary Clinton und andere politische Größen in
den Schatten. Furore machte Trump häufiger durch
provokante Thesen und Vorschläge. Gegen Ende 2017
entschied er eigenmächtig, dass Jerusalem die Hauptstadt
Israels zu sein hatte, was auf vehemente Kritik und
Ablehnung durch die „Generalversammlung der Vereinten
Nationen“ stieß.
Aber nicht nur Trump, auch die anderen bekannten
politischen Selbstdarsteller, darunter Putin oder
Erdogan, zeigten ihr typisches Gesicht. Erdogan ließ
2017 kurzerhand die Online-Enzyklopädie „Wikipedia“ für
die gesamte Türkei sperren und bewies damit ausreichend,
wie die Presse- und Meinungsfreiheit unter seiner
Regierung wirklich funktionierte. Der türkische
Literaturnobelpreisträger Orthan Pamuk reagierte
verständnislos auf die Sperrung und sprach sich in einem
Interview dagegen aus.
2017 war besonders für Syrien ein hartes Jahr. Der
blutige Bürgerkrieg forderte zahlreiche Opfer in den
bewaffneten Kämpfen zwischen dem islamischen Staat und
den Assad-Anhängern. Proteste fanden tagtäglich statt
und halten an. Seit 2015 hatte auch Russland in den
Krieg eingegriffen, wobei Putin die Seite der syrischen
Regierung unterstützte und mit Luftangriffen der
Terrormiliz des islamischen Staats entgegenwirken
wollte. Leider wurden 2017 dabei auch etliche Zivilisten
in Mitleidenschaft gezogen, was die
Menschenrechtsorganisationen kritisch bewerteten.
In ähnlicher Form wurde der bosnisch-serbische General
Ratko Mladic zur Verantwortung gezogen und im November
vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal wegen Völkermords im
Bosnienkrieg und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu
einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Nach der fast historisch zu nennenden Bundestagswahl in
Deutschland gegen Ende des Jahres 2017 erreichte die
CDU/CSU gerade einmal keuchend 32,9 Prozent Stimmen,
verlor damit deutlich an Stimmanteilen. Die
zweitstärkste Partei blieb die SPD, so dass danach die
so bezeichneten „Jamaika-Sondierungsgespräche“ aufkamen,
die über eine neue Koalition aus CDU/CSU, FDP und den
Grünen verhandelten. Die Bundeskanzlerin wollte
natürlich weiterregieren, scheiterte aber durch die
Gegenreaktionen. Statt einer großen Koalition verlangte
die SPD Neuwahlen. Das "Wort des Jahres" wurde damit
dann auch das Wort „Jamaika-Aus“, so gekürt durch die
„Gesellschaft für deutsche Sprache“.
Merkels deutlicher Sympathieverlust gründete dabei auch
auf der von vielen kritisierten Flüchtlingspolitik. Die
Mehrheit der Deutschen fühlte sich von Merkels
Asylpolitik überrannt. Während die Gelder in die
Versorgung der Migranten flossen, blieb der deutsche
Staat sozial auf der Strecke. Das machte sich schnell in
dem Zuspruch für rechtspopuläre Parteien bemerkbar. So
erhielt die umstrittene „AfD“ 12,6 Prozent der Stimmen
und zog als drittstärkste Partei in den Bundestag ein.
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