Länderinfo Sudan Geschichte
Der Sudan ist eine Republik im Osten Afrikas, die
seit ihrer Gründung unter stetiger Spannung
zwischen dem Norden und dem Süden des Landes
gestanden hatte, die beide unterschiedliche
religiöse Bekenntnisse kennen. Die lang
anhaltenden Bürgerkriege haben das Land in den
letzten Jahrzehnten stark zermürbt. Während im
Norden
der Islam eine immer größere Rolle
spielte, hat sich der Süden entschlossen, seinen
Weg alleine weiterzugehen und sich für
unabhängig erklärt. Dem religiösen Fanatismus
auf beiden Seiten konnte dies aber nicht
entgegen stehen.
Frühzeit
Der Sudan war bereits vor mehr als 300.000
Jahren besiedelt. Ab dem 2. Jahrtausend v. Chr.
kam er unter den Einfluss der ägyptischen
Dynastien im unteren Nildelta. Das Gebiet war
den Ägyptern als Obernubien bekannt. Hier
entstanden unter ihrem Einfluss kleine Staaten
wie Kusch, die eine eigene Kultur mit
ägyptischer Prägung aufwiesen. Um 700 v. Chr.
eroberte Kusch sogar das nördlich gelegene
Ägypten und stellte die nubische, 25. Dynastie.
Der griechisch-römische Einfluss ab dem 4.
Jahrhundert v. Chr. war nicht besonders stark
und die Region entwickelte sich isoliert weiter.
Erst mit der Ausbreitung des Christentums im
Nahen Osten entstanden im Sudan erste kleine
christliche Gemeinden und später Königreiche wie
Alwa und Makuria. 640 erfasste die islamische
Ausbreitung auch den Norden des Sudans. Während
große Teile des Landes christlich blieben bzw.
eine Naturreligion beibehielten, wurde der
Norden muslimisch. Arabische Händler siedelten
sich an und beteiligten sich weiter an der
Ausbreitung des Islams. Im Norden entstanden
dadurch kleine Sultanate. 1504 entstand das
Sultanat von Sannar, das aktiv die Islamisierung
des Landes voran trieb. Der Sudan blieb jedoch
lange Zeit von den Entwicklungen im Nahen Osten
isoliert.
Neuzeit
Erst im
19. Jahrhundert kam der Sudan unter die
osmanische Herrschaft, nachdem sich die Osmanen
zur führenden Macht entwickelt hatten. Die
Vizekönige von Ägypten betrieben eine starke
Expansionspolitik gen Süden.
1821 eroberten sie
das Sultanat von Sannar.
1871 war die Eroberung
abgeschlossen. Der osmanische Einfluss war aber
im Sudan auch nicht sehr stark, da die Khediven,
die ägyptischen Vizekönige, Europäer mit der
Verwaltung des Sudan beauftragten.
Großbritannien, das sich sehr stark auf dem
afrikanischen Kontinent engagierte, versuchte ab
1880 die Kontrolle über das Land zu erhalten.
1881 kam es zum Mahdi-Aufstand, den die Briten
geschickt zu nutzen wussten, um den osmanischen
Einfluss zu brechen. Auch die Franzosen und
Belgier interessierten sich für diesen Teil
Afrikas. 1898 musste sich
Frankreich nach der
Faschodakrise aus dem Sudan zurückziehen. 1904
wurde der Sudan faktisch zur englischen Kolonie.
Die Verwaltung wurde mit Ägyptern und Briten
besetzt. Die Unabhängigkeitsbewegungen erfassen
auch den Sudan. 1943 erhielten die sechs
nördlichen Provinzen des Sudan eine eigene
Verwaltung und ein eigenes Parlament, das 1946
dann mit den südlichen Provinzen vereinigt
wurde. Nun bestand die Frage, ob der Sudan ein
eigener Staat werden sollte oder sich mit
Ägypten vereinigt. 1953 wurde in einem
Referendum entschieden, einen eigenen Staat zu
gründen. 1954 bildete sich nach den ersten
Wahlen die Regierung von Al-Aschari. Bereits im
folgenden Jahr kam es zum ersten Bürgerkrieg
zwischen den islamischen und christlichen
Parteien. 1956 konnten sich beide jedoch auf ein
Ablösen von Großbritannien einigen.
Moderne
Die Regierung von Al-Aschari hatte nur wenig
Bestand. Bereits
1958 putschte das Militär unter
General Abbud. Bis
1964 verblieb eine
Militärregierung an der Macht. Erst
1964 gelang
es Al-Aschari, wieder eine zivile Regierung zu
bilden. Doch bereits
1969 wurde unter Oberst
Numairi erneut gegen die Regierung geputscht.
Numairi bildete eine eigene Regierung, die vor
allem eine sozialistische Politik verfolgte. Der
Sudan näherte sich Libyen, Ägypten und der
Sowjetunion an. Weitere Putschversuche von
Militärs schlugen fehl. Numairi konnte sich
gegen sie durchsetzen. Ein Aufstand 1971 konnte
mit libyscher und ägyptischer Hilfe
niedergeschlagen werden. Numairi wurde nun
Staatschef. 1973 erhielt der Sudan eine neue
Verfassung, die das islamisch-christliche
Problem jedoch nicht löste. Erneute
Putschversuche führten jedoch zum Bruch mit der
Sowjetunion, da Numairi hinter den gegen seine
Regierung gerichteten Gruppen auch eine
Einflussnahme seitens der Sowjetunion vermutete.
1984 kam es im Süden des Landes wieder zu
massiven Aufständen. Numairi wurde
1985
gestürzt. Nach einer kurzen Regierung eines
Militärrates festigte sich 1986 die Regierung
Al-Mahdi. Der Frieden zwischen den islamischen
und christlichen Gruppen war indes nicht
möglich. Besonders die Muslimbruderschaft
erstarkte enorm. Schließlich putschte das
Militär erneut.
1989 konnte sich Al-Baschir an
die Macht putschen. Er ist bis heute Staatschef
des Sudan. Er betreibt eine intensive
Islamisierung, die zum Widerstand im
christlichen Süden führte. 1991 wurde die
Scharia eingeführt.
1996 wurde Al-Baschir wieder
gewählt.
USA griffen 1998 den Sudan an, um
vermeintliche Giftgasproduktionsstätten
auszuschalten. Wehrendessen hatte sich der
Konflikt zwischen Nord- und Südsudan zugespitzt.
1999 wurde das Parlament suspendiert. Der
Bürgerkrieg dauerte bis 2005. In jenem Jahr
erhielt der Südsudan eine große Autonomie. Die
Islamisierungsversuche unter der
Muslimbruderschaft und Präsident Al-Baschirs
führten jedoch zu weiteren Aufständen. 2011
erklärte der überwiegend christliche Teil des
Südens seine Unabhängigkeit als Republik
Südsudan.