Geschichte der Weltausstellungen
Seit 1851 dienen die Weltausstellungen als besonders
herausragende Leistungs- und Innovationsschauen der
Weltwirtschaft. Dabei wurde von Anfang an der
Schwerpunkt auf die Präsentation industrieller und
technischer Produkte und Neuentwicklungen gelegt. Zu
den bekanntesten Neuerungen, die auf
Weltausstellungen gezeigt worden sind, gehören
Streichholz und Espressomaschine (Paris 1855),
Nähmaschine (London 1862) sowie Reißverschluss und
elektrischer Stuhl (Chicago 1893).
Bis heute sind mehr als einhundert
Großveranstaltungen als „Weltausstellung“, „World´s
Fair“, „EXPO (Exposition Mondiale)“ oder ähnlich
bezeichnet worden. Davon sind allerdings vom 1928
als Ausschuss für die Vergabe dieser
weltumspannenden Ausstellungen gegründeten BIE
(Bureau International des Expositions, Sitz: Paris)
lediglich 69 anerkannt worden. Dazu zählen auch
globale, auf ein Thema beschränkte Ausstellungen wie
die „Interbau“ in Berlin 1957 oder die
„Internationale Verkehrsausstellung“ in
München
1967.
Die Zahl der Weltausstellungen im engerem Sinn (seit
1958 EXPO genannt) beträgt unter Berücksichtigung
der am 12. Mai 2012 in der südkoreanischen Stadt
Yeosu eröffneten „EXPO 2012“ bisher 24 an der Zahl.
Die einzige deutsche dieser „eigentlichen“
BIE-Weltausstellungen fand in Hannover statt: „Expo
2000“. Die Berliner Gewerbeausstellungen von 1879
und
1896 gelten aber immerhin als inoffizielle
Weltausstellungen.
Typischerweise zeichnen sich die in wechselnden
Städten veranstalteten Weltausstellungen auch immer
durch ihre oft avantgardistische Sonderarchitektur
aus, die nicht selten Gebäude hervorgebracht hat,
die nach Ende der drei bis sechs Monate dauernden
Ausstellungen zu den markanten Sehenswürdigkeiten
der jeweiligen Stadt wurden. Die bekanntesten
Beispiele dafür sind sicherlich der Eiffelturm
(1889) in
Paris und das Atomium (1958) in Brüssel,
die zu Wahrzeichen ihrer Standort-Städte geworden
sind.
Die erste Weltausstellung 1851 in
London („The Great
Exhibition of the Works of Industry of All Nations“)
ging auf ein von Prinzgemahl Prinz Albert, dem
Gatten von Queen Victoria, maßgeblich initiiertes
Konzept zurück, nach dem die Industrienaktionen in
einem spektakulären Rahmen, konzentriert an einem
Veranstaltungsort, ihre Produkte präsentieren
sollten. Dabei standen der Anteil Großbritanniens
und der seiner Kolonien bei der Planung im
Vordergrund. Neben dem technisch-wirtschaftlichen
Aspekt sollte die Ausstellung aber auch bewusst die
Möglichkeit aufzeigen, auf nichtkriegerische Weise
in einem internationalen Vergleich nationales
Prestige zu erlangen. Auch sollte die Ausstellung
den freien Weltmarkt fördern und protektionistische
Einstellungen abbauen. Ferner wurde der
Unterhaltungsaspekt durch Attraktionen wie
Völkerschauen, Shows oder landestypische
Gastronomieangebote berücksichtigt.
Die Maßstäbe setzende erste Weltausstellung (1.5. –
11.10.1851) war ein Riesenerfolg. 14.000 Aussteller
aus 25 Ländern zeigten den über sechs Millionen
Besuchern auf dem Ausstellungsgelände im Hyde
Park
mehr als eine Million Exponate, davon die Hälfte aus
britischer Produktion. Wahrzeichen der Ausstellung
war der „Chrystal Palace“, der eine Grundfläche von
über sieben Hektar abdeckte und an ein riesiges
Gewächshaus erinnerte. Er wurde
1936 bei einem Brand
zerstörte.
Die später folgenden Weltausstellungen orientierten
sich grundsätzlich am Ursprungskonzept von London
1851, entwickelten aber dem jeweiligen Zeitgeist
entsprechend ständig neue Elemente. So wurde auf der
Pariser Weltausstellung (
1867) das bis heute gängige
Pavillon-Prinzip eingeführt. Jede Nation gestaltet
seitdem ein eigenes Ausstellungsgebäude, das
zugleich eine interessante Schauarchitektur
darstellt.
Zu den herausragenden Besonderheiten der Geschichte
der Weltausstellungen gehören die riesige
Ausstellungshalle „Rotunde“ in Wien (1873), der
ungebrochene Besucherrekord der „New York World´s
Fair“ 1939 mit 44 Millionen Ausstellungsgästen sowie
der kritische Ansatz bei der „Expo 70“ in Osaka, der
den technischen Fortschritt hinterfragte.
Weltausstellungen
1. 1851 London (Großbritannien)
2. 1855 Paris (Frankreich)
3. 1862 London (Großbritannien)
4. 1867 Paris (Frankreich)
5. 1873 Wien (Österreich)
6. 1876 Philadelphia (USA)
7. 1878 Paris (Frankreich)
8. 1879 Sydney (Australien)
9. 1880 Melbourne (Australien)
10. 1888 Melbourne (Australien)
11. 1889 Paris (Frankreich)
12. 1893 Chicago (USA)
13. 1897 Brüssel (Belgien)
14. 1900 Paris (Frankreich)
15. 1904 Saint Louis (USA)
16. 1905 Lüttich (Belgien)
17. 1906 Mailand (Italien)
18. 1909 Amsterdam (Niederlande)
19. 1910 Brüssel (Belgien)
20. 1911 Turin (Italien)
21. 1913 Gent (Belgien)
22. 1915 San Francisco (USA)
23. 1923 Göteborg (Schweden)
24. 1924 London (Großbritannien)
25. 1925 Paris (Frankreich)
26. 1926 Philadelphia (USA)
27. 1929 Barcelona (Spanien)
28. 1930 Lüttich (Belgien)
29. 1933 Chicago (USA)
30. 1935 Brüssel (Belgien)
31. 1937 Paris (Frankreich)
32. 1939 New York (USA)
33. 1940 San Francisco (USA)
34. 1958 Brüssel (Belgien)
35. 1962 Seattle (USA)
36. 1964 New York (USA)
37. 1967 Montreal (Kanada)
38. 1970 Osaka (Japan)
39. 1974 Spokane (USA)
40. 1982 Knoxville (USA)
41. 1984 New Orleans (USA)
42. 1986 Vancouver (Kanada)
43. 1992 Sevilla (Spanien)
44. 1998 Lissabon (Portugal)
45. 2000 Hannover (Deutschland)