Die Simson Geschichte
Die Ursprünge des Unternehmens Simson reichen bis in
das
Jahr 1841 zurück. Zu dieser Zeit bekam Andreas
Bauer aus Heinrichs die Genehmigung zur Errichtung
eines Stahlhammers auf seinem Grundstück. Mit diesem
konnte das im Raum Suhl gewonnene Eisenerz zu
Stahlblöcken und Stangen geschmiedet werden. Im
Anschluss wurde es für die Herstellung von
Werkzeugen wie Äxten und Meißeln verwendet. Zudem
belieferte Bauer das Suhler Büchsenmacherhandwerk
mit seinem Stahl.
1854 beteiligten sich zu einem Drittel die jüdischen
Brüder Löb und Moses Simson am Stahlhammer. Zwei
Jahre später gründeten sie die Firma Simson & Co.
Ihr Holzkohlenstahl fand nun zunehmend in der
Waffenproduktion Verwendung, mit dem sie unter
anderem auch die preußische Armee belieferten.
1871
nahm die erste Dampfmaschine im Werk ihren Betrieb
auf und 15 Jahre später lief das erste Fahrrad vom
Band. Das Unternehmen expandierte stetig und
beschäftigte kurz nach der Jahrhundertwende bereits
rund 1.200 Mitarbeiter. Aufgrund des Erfolges in der
Fahrradproduktion begann die Firma ab 1907 mit der
Entwicklung eigener Personenkraftwagen. Mit dem
"Simson A" konnte vier Jahre ging vier Jahre später
der erste Pkw aus Suhl in Serienproduktion.
Während des Ersten Weltkrieges war das Unternehmen
Zulieferer für die Produktion von Maschinengewehren
und Geschützen. Darüber hinaus stellte Simson
Flugmotoren und Kraftwagen für das Militär her.
Durch die Kriegsproduktion erlebte Simson ein
rasantes Wachstum. 1918 war die Belegschaft bis auf
3.500 Mitarbeiter im Schichtdienst gestiegen. Nach
Ende des Krieges musste Simson die Waffenproduktion
zunächst einstellen. Ab
1925 war das Unternehmen
jedoch wieder als Monopolausrüster von leichten
Maschinengewehren für die Reichswehr tätig. Zudem
wurden in Suhl Kinderwagen gebaut sowie Automobile
der Luxusklasse. Besonders mit letzteren war das
Unternehmen wie mit dem Simson Supra – auch im
Rennsport – sehr erfolgreich. Den Beginn der
Weltwirtschaftskrise überstand das Unternehmen
aufgrund des Monopolvertrages mit der Reichswehr
noch relativ unbeschadet. Doch nach und nach geriet
auch Simson in Schieflage. Massenentlassungen hatten
zur Folge, dass Ende 1932 nur noch ein Drittel der
ursprünglichen Belegschaft in der Firma beschäftigt
waren.
Die
Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933
bekamen die jüdischen Eigner schnell zu spüren.
Arthur Simson wurde der Schauprozess gemacht und de
facto enteignet. Das Unternehmen trug fortan den
Namen "Berlin-Suhler Waffen- und Fahrzeugwerke
Simson & Co." (BSW). Wenig später wurde auch die
Automobilherstellung zugunsten der steigenden
Rüstungsproduktion eingestellt.
1936 flüchtete die
Familie Simson
in die USA. Im selben Jahr geht mit
dem Leichtmotorrad BSW 98 das erste motorisierte
Zweirad von Simson in Produktion. Ab 1939 firmierte
das Unternehmen unter dem Namen "Gustloff-Werke –
Waffenwerk Suhl", die Waffenproduktion wurde
drastisch verstärkt und die Mitarbeiterzahl wuchs
auf 6.000 an. Neben Maschinengewehren verließen
Karabiner, leichte Flugabwehrkanonen und weiteres
Kriegsgerät die Werkshallen in Suhl sowie in den
Zweigstellen Meiningen, Greiz und Lodz.
Nach dem Zusammenbruch Hitlerdeutschlands und der
bedingungslosen Kapitulation wurde das Werk ab 1945
zwecks
Reparationen an die Sowjetunion weitestgehend
demontiert. Die verbliebenen Maschinen produzierten
wieder das, womit einst die Firmenhistorie begann:
Äxte und Hacken. 1946 wurde das Unternehmen in
"Simson & Co. Suhl, Fahrradfabrik der sowjetischen
Aktiengesellschaft für Spezialmaschinenbau"
umbenannt, ein Jahr später folgte ein weiterer
Namenswechsel: "Staatliche Aktiengesellschaft "Awtowelo"
Werk vorm. Simson & Co.; Suhl". Die Produktion
konzentrierte sich auf
Fahrräder, Kinderwagen und
Kinderdreiräder. Auch Jagdgewehre wurden wieder
hergestellt. 1948 entwickelte Simson auf Anweisung
der sowjetischen Besatzungsmächte ein Motorrad mit
250-Kubik-Viertaktmotor, welches 1950 auf der
Frühjahrsmesse in Leipzig unter der Bezeichnung AWO
425 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Zwei Jahre später folgte die Eingliederung des
Unternehmens in die volkseigenen Betriebe, welches
fortan "VEB Fahrzeug- und Gerätewerk Simson Suhl"
hieß.
1955 wurde mit der Simson Moped SR 1 das erste
Kleinkraftrad mit 50 Kubik entwickelt, von dem das
Unternehmen innerhalb von zwei Jahren über 150.000
Einheiten im In- und Ausland verkaufte. 1957 wurde
die Fahrradproduktion eingestellt, mit dem SR 2
rollte das erste Simson-Moped vom Band, der erste
Kleinroller KR 50 folgt im Jahr darauf. Bereits 1959
hatte das Unternehmen 500.000 Mopeds produziert,
drei Jahre später konnte sogar die magische
Millionenmarke geknackt werden. Auf Anordnung der
DDR-Führung wurde 1961 die Motorradfertigung
komplett eingestellt. Simson konnte sich auf die
Herstellung seiner Kleinkrafträder konzentrieren und
startete mit der Vogel-Serie
ab 1964 einen
weltweiten Siegeszug. Der zweisitzige Kleinroller KR
51 Schwalbe mit selbst entwickelten
50-Kubik-Zweitakter-Motor entpuppte sich als wahrer
Verkaufsschlager, der auch heute noch Kultstatus
genießt. Auch die weiteren Modelle der Serie wie
Sperber, Spatz und Star etablierten sich auf dem
Markt. Mit Beginn
des Jahres 1968 schloss sich das
Unternehmen mit dem Ernst-Thälmann-Werk Suhl
zusammen und hieß nun "VEB Fahrzeug- und
Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann Suhl". In den
1970er-Jahren feierte Simson mit seinen Mokicks wie
dem S 50 Verkaufserfolge. Die Modelle wurden wie die
Roller kontinuierlich weiterentwickelt und machten
den Hersteller in der ganzen Welt bekannt.
Mit der Wende und Wiedervereinigung durchlebte
Simson eine Zäsur. Die Roller und Mokicks galten als
nicht mehr zeitgemäß und Relikte sozialistischer
Planwirtschaft. 1991 erfolgte die Insolvenz. Ein
Jahr später wurde das Unternehmen von der
Mitarbeiterschaft übernommen und neu formiert. Ab
1997 wurden in den "Simson Fahrzeug Werken" auch
wieder Motorräder wie das Schikra 125 produziert.
Mit dem Funbike Spatz konnte auch die Vogel-Serie
wiederbelebt werden. Auf dem Markt wurde es für das
Unternehmen jedoch zunehmend schwerer und im Juni
2002 war die "Simson Motorrad GmbH & Co.KG"
gezwungen, Insolvenz anzumelden. Dies markierte das
Ende für den Traditionsbetrieb und die Produktion
motorisierter Zweiräder im thüringischen Suhl. Die
Simson-Modelle erfreuen sich aber auch heute noch
großer Beliebtheit und genießen wahren Kultstatus.