Die größten Regisseure aller Zeiten
„Die größten Regisseure aller Zeiten“ - diese
Liste kann nur unvollständig sein. Die
Auswahlkriterien sind so vielfältig und
unterschiedlich, wie die Filme, die gedreht wurden.
Und das, obwohl die Geschichte des Kinos gerade mal
etwas mehr als 100 Jahre alt ist. Die Filmemacher
selbst, die Kritiker, das Publikum - jeder hat seine
eigene Sichtweise, seine eigenen
Bewertungskriterien. Und nicht zuletzt ist es eine
Generationenfrage, zum Beispiel sind die Pioniere
des Stummfilms (1895 bis 1927), fast schon aus dem
Bewusstsein verschwunden. Bis auf einen vielleicht:
der Mann mit den zu weiten Hosen, zu engen
Gehröcken, mit der unverkennbaren Melone, dem
Schnurrbart und dem Spazierstöckchen - der als Ikone
in die Filmgeschichte einging - der Brite
Charlie Chaplin (1889 bis 1977).
Chaplin war bereits in der Slapstickzeit des
Stummfilms ein Star. Den Grundstein seiner Karriere
legte er als Schauspieler. Aber schon ab 1915
schrieb das Multitalent alle Drehbücher für seine
Filme selbst und übernahm auch die Regie. Die ersten
Meilensteine seines Schaffens entstanden damals in
den USA. Der Übergang zum Tonfilm gelang ihm mit
Bravour. Er drehte Klassiker wie „Modern Times“
(1936) und „Der große Diktator“ (1940). Er schrieb
bis in die 1960er Jahre Filmgeschichte und erhielt
1972 den „Oscar“ für sein Lebenswerk. 1975 wurde er
von der Queen geadelt.
In Europa bestand seit den Anfängen des 20.
Jahrhunderts ein großes Interesse am künstlerischen
Film. Regisseure wie Fritz Lang (1890 bis 1976)
schafften Klassiker des expressionistischen Films,
wie „Metropolis“ (1925/26) und erschufen mit bis
dahin unbekannten Spezialeffekten eindrucksvolle
schwarz-weiße Monumentalwerke, die bis heute die
Zuschauer beeindrucken.
Sein russischer Kollege Sergej Eisenstein (1898 bis
1948) zählte in dieser Zeit zur russischen
Avantgarde, der mit seiner so genannten
Montagetechnik
Filmgeschichte schrieb. Sein bekanntestes
Werk, mit dem er damals dem Publikum seine neue,
schockierende Filmtechnik nahe brachte, war
„Panzerkreuzer Potemkin“ (1925).
Die
Tonfilm-Ära begann um
1927
in den USA. Nun hielten Gangsterfilme wie „Scarface“
(
1932)
oder Screwball-Komödien wie „Leoparden küsst man
nicht“ (
1938)
des amerikanischen Regisseurs Howard Hawks (1896 bis
1977) Einzug auf der Leinwand. In diese „Goldene
Hollywood-Zeit“ fiel auch einer der größten
Publikumserfolge aller Zeiten: „Vom Winde verweht“
(
1939) von US-Regisseur Victor Fleming (1989 bis
1949).
Ab 1933 wurde die Hollywoodriege berühmter
Regisseure durch Emigranten aus Europa verstärkt.
Unter ihnen Ernst Lubitsch (1892 bis 1947) mit
Filmen wie „Ninotschka“ (
1939) oder „Sein oder
Nichtsein“ (1942) und Billy Wilder (1906 bis 2002)
mit „Manche mögen’s heiß“ (1959) oder „Das Mädchen
Irma La Douce“ (1963).
Um 1939 erreichte das klassische Hollywood-Kino mit
dem obligatorischen Happy-End zum Träumen und als
Ablenkung vom tristen Alltag - Amerika durchlebte in
den 1930er Jahren eine tiefgreifende
Wirtschaftskrise – seinen Höhepunkt. Ab den 1940er
Jahren begann eine neue Generation von Regisseuren
den Boden für den Realismus als Kino-Kunstform zu
bereiten. Ein Regisseur, der mit diesem Genre
Filmgeschichte schrieb, war der Amerikaner Orson
Welles (1915 bis 1985) - Autor, Regisseur und
Schauspieler in einer Person. Sein wichtigster
Meilenstein der Filmgeschichte war „Citizen Kane“
(1941) - weitere folgten. Regisseur Michael Curtiz
(1888 bis 1962), Emigrant aus Budapest, drehte in
dieser Zeit - in der Krieg und Propaganda auch in
Hollywood zunehmend eine Rolle spielten - seinen
Klassiker „Casablanca“ (1942) mit Humphrey Bogart
und Ingrid Bergmann.
In Europa schuf Regisseur Josef von Sternberg mit
Marlene Dietrich in seinem Film „Der blaue Engel“
(1930) eine neue Leinwandgöttin. Der Trend des
deutschen Films war damals noch geprägt von
Sozialkritik, doch mit der Herrschaft der
Nationalsozialisten und der zunehmenden Emigration
vieler Filmschaffenden begann bald die Zeit des
reinen Propagandafilms. In Frankreich schafften
Regisseure wie Marcel Carné (1906 bis 1996) mit
„Kinder des Olymp“ (1945) oder Jean Renoir (1894 bis
1979) mit „Die große Illusion“ (1937)
Leinwand-Kunstwerke, die heute dem Poetischen
Realismus zugeschrieben werden.
Die Entwicklung des Nachkriegsfilm (1945 bis circa
1960) verlief diesseits und jenseits des Ozeans
deutlich unterschiedlich ab: Während in Hollywood
„Business as usual“ vorherrschte, stand Europas
Filmwelt vor einem Neubeginn. Den Anfang machten
italienische Regisseure wie Roberto Rossellini (1906
bis 1977) mit „Rom, offene Stadt“ (1945) oder
„Deutschland im Jahre Null“ (1948), Federico Fellini
(1920 bis 1993) mit „La Strada“ (1954) oder Luchino
Visconti (1906 bis 1976) mit „Die Erde bebt“ (1948).
Ihr so genannter Neorealismus galt als Antwort auf
den Faschismus und war vom französischen Poetischen
Realismus beeinflusst. Der Minimalismus, der die
Filme der ersten Jahre auszeichnete, war in erster
Linie aus der wirtschaftlichen Not geboren. Alle
Regisseure schufen später bis in die 1960er und
1970er Jahre fulminante und aufwendig ausgestattete
Leinwandklassiker, wie beispielsweise Visconti mit
seinen Filmen „Der Leopard“ (1963), „Tod in Venedig“
(1971) oder „Ludwig II“(1972).
Der schwedische Film feierte besonders durch
Regisseur Ingmar Bergman (1918 bis 2007)
internationale Erfolge. Seine Filme standen in dem
Ruf, Beziehungen und Emotionen schonungslos und
realistisch zu durchleuchten, wie „Wilde Erdbeeren“
(1957) oder später in „Szenen einer Ehe“ (1973).
Auch asiatische Filme fanden damals erstmals den Weg
in den Westen, beispielsweise Werke des bedeutenden
japanischen Regisseurs Akira Kurosawa (1910 bis
1998), mit „Die sieben Samurai“ (1954) oder „Das
Schloss im Spinnwebwald“ (1957). Der
mythisch-poetische Stil seiner Filme erfreute sich
bis zu seinem Tod bei Cineasten großer Beliebtheit.
Die neueren Entwicklungen des europäischen Kinos
wurden auch nach Hollywood exportiert. „Die Spur des
Falken“ (1941) von Regisseur John Huston (1906 bis
1987), mit der er das Genre des „Film noir“ in
Hollywood etablierte, war vom französischen
Expressionismus und Neorealismus beeinflusst.
Während der McCarthy-Ära Anfang der 1950er Jahre
waren die Filmschaffenden in Hollywood sehr
eingeschränkt, was Themen und Kreativität anging. In
der anschließenden Zeit des Kalten Krieges
entstanden viele Filme des Genres Science Fiction,
wie „Der Tag an dem die Erde still stand“ (1951) von
Regisseur Robert Wise (1914 bis 2005).
Die Erfindung des Fernsehens führte zu einer
Renaissance des Monumentalfilms à la Hollywood, um
die neue Konkurrenz in die Schranken zu verweisen.
Joseph L. Mankiewicz (1909 bis 1993) drehte
„Cleopatra“ (1963), William Wyler (1902 bis 1981)
„Ben Hur“ (1951) oder Mervyn LeRoy (1900 bis 1987)
„Quo Vadis“ (1951).
Gleichzeitig war „The Master of Suspence“ auf seinem
Höhepunkt angelangt: Sir Alfred Hitchcock. Kaum ein
Regisseur hat so viele Regieauszeichnungen bekommen
wie er. Er drehte mit nahezu allen namhaften
Schauspielern. Seine Filme wie „Psycho“ (1960), „Die
Vögel“ (1963), oder „Marnie“ (1964) gehören zu den
absoluten Klassikern der Filmgeschichte. Für viele
Regisseure nach ihm ist er auch heute noch ein
Vorbild und kaum ein Regisseur hat ein Genre derart
geprägt wie Hitchcock den Leinwand-Thriller. 2013
kam sogar ein Film über sein Leben ins Kino.
Mit der aufkommenden Jugendbewegung entdeckten die
Regisseure neue Helden, wie James Dean oder Marlon
Brando. Regisseur und Schriftsteller Elia Kazan
(1909 bis 2003) drehte mit Marlon Brando „Die Faust
im Nacken“ (1954) und mit James Dean „Jenseits von
Eden“ (1955). Kazan hat neben seiner Arbeit am
Theater eine ganze Reihe Filme - häufig
Literaturverfilmungen - gedreht und wurde mit
Preisen überhäuft.
In den 1960er und 1970er Jahren änderte sich der
Geschmack des Publikums. In Europa entwickelten sich
zunehmend neue Filmströmungen, die sich - bei aller
Unterschiedlichkeit - als Autorenfilme
zusammenfassen lassen. Regisseure und
Drehbuchautoren gewannen nun zunehmend an Bedeutung.
In Frankreich startete Regisseur Jean-Luc Godard
(geboren: 1930 in Paris) die Erfolgsgeschichte der
so genannten Nouvelle Vague mit seinem Film „Außer
Atem“ (1960). Weitere große französische Regisseure,
die in dieser Zeit erstmals von sich reden machten,
waren Claude Chabrol (1930 bis 2010) mit „Schrei,
wenn du kannst“ (1959) oder „Der Riss“ (1970) sowie
Francois Truffaut (1932 bis 1984) mit „Sie küssten
und sie schlugen ihn“ (1959) und „Jules et Jim“
(1962). Und in Italien drehte Michelangelo Antonioni
(1912 bis 2007) seinen berühmten Film „Blow up“
(
1966). Auch der britische Regisseur David Lean
(1908 bis 1991) konnte nach „Die Brücke am Kwai“
(1957) weitere große internationale Erfolge
verzeichnen - der größte davon „Dr. Schiwago“
(
1965).
Ab Mitte der 1960er Jahre erneuerte sich auf das
Hollywood-Kino: Meilensteine waren Arthur Penn (1922
bis 2010) mit „Bonnie und Clyde“ (
1967), Mike
Nichols (geboren 1931 in Berlin) mit „Die
Reifeprüfung“
(
1967) oder Stanley Kubricks (1928 bis 1999) mit „Clockwerk
Orange“ (1971). Der amerikanische Film wurde
zunehmend politischer und gesellschaftskritischer in
dieser Zeit. Francis Coppola (geboren 1939) drehte
„Der Pate“ (1972) und Martin Scorsese (geboren 1942)
„Apocalyse Now“ (1979).
In Deutschland betraten die Regisseure des Neuen
Deutschen Films die Bühne: Allen voran Werner Herzog
(geboren 1942 in München), der in „Fitzcarraldo“
(1982) ein Opernhaus im Urwald bauen wollte und
dafür ein Schiff über einen Berg ziehen ließ. Rainer
Werner Fassbinder (1945 bis 1982), der sich unter
anderem mit dem Deutschland der Gegenwart und der
Vergangenheit auseinandersetzte - beispielsweise in
„Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ (1972) und
viel beachtete Literaturverfilmungen auf die
Leinwand brachte, wie „Berlin Alexanderplatz“
(1980). Volker Schlöndorff (geboren 1939 in
Wiesbaden) der unter anderem die „Blechtrommel“
(1979) von Günther Grass verfilmte und damit
internationalen Erfolg hatte. Regisseur
Wim Wenders
(geboren 1945 in Düsseldorf) war maßgeblich an der
Entwicklung des Neuen Deutschen Films beteiligt. Er
wurde bekannt mit Filmen wie „Paris Texas“ (1984)
und „Der Himmel über Berlin“. Für seinen
Dokumentarfilme „Buena Vista Social Club“ (1999) und
„Pina“ wurde er jeweils mit einer Oscar-Nominierung
geehrt.
Die späten 1970er sowie die 1980er und 1990er Jahre
waren darüber hinaus geprägt von amerikanischen
Blockbuster-Events, wie „Krieg der Sterne“ (1977)
von George Lucas (geboren 1944) oder Steven
Spielbergs (geboren 1946) „Der Weiße Hai“ (
1975).
Beide Regisseure prägten in dieser Zeit das Kino
maßgeblich mit ihren Projekten, beispielsweise
Spielberg mit „Jurassic Park“ (1993). Der Brite
Richard Attenborough (geboren 1926) bekam für
„Gandhi“ (1982) einen Oscar. Der tschechische
Regisseur Milos Forman (geboren 1932) bekam einen
Oscar für seinen Film „Amadeus“ und US-Regisseur
James Cameron (geboren 1954) sammelte für „Titanic“
(1997) weltweit fast 90 Auszeichnungen ein, darunter
mehrere Oscars. Als Alternative zum
Blockbuster-Geschäft entwickelte sich der
Independentfilm, mit Regisseuren wie dem Amerikaner
Quentin Tarantino (geboren 1963).
Anfang des neuen Jahrtausends nahm das Geschäft mit
den computeranimierten Trickfilmen Fahrt auf. Zum
anderen füllten mehrteilige Fantasy-Verfilmungen von
„Harry Potter“, über „BISS“ oder „Herr der Ringe“
die Kinos. Hierbei kamen die Filme meist mit
wechselnden Regisseuren in die Kinos. Im Vordergrund
standen in erster Linie die Schauspieler und die
jeweilige Story. Ausnahme war der neuseeländische
Regisseur Peter Jackson, der 2004 sogar einen Oscar
für „Herr der Ringe. Die Rückkehr des Königs“ bekam.
Der britische Regisseur Ridley Scott konnte
ebenfalls mit einigen großen Filmen Erfolge feiern,
unter anderem mit „Der Gladiator“ (
2000).
Weitere Regisseure, deren Werke im neuen Jahrtausend
mit einem Oscar für die beste Regie prämiert wurden
waren unter anderem: Ron Howard, Clint Eastwood,
Roman Polanski, die Coen-Brüder, die Briten Danny
Boyle und Tom Hooper und als einzige Frau Kathryn
Bigelow.
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