Literatur des Jahres 2023
Das Jahr 2023 war geprägt von vielen
Ereignissen und Besonderheiten. Anhaltende Konflikte
wie etwa der russische Angriffskrieg in der
Ukraine,
der Nahost-Konflikt, Naturkatastrophen, die
Auswirkungen des Klimawandels oder auch die
wirtschaftliche Krise mit einhergehender Inflation
und steigenden Preisen sind nur einige Beispiele,
welche auch Auswirkungen auf die Aspekte im Kultur-,
Kunst- sowie Literaturbereich nach sich zogen.
Dennoch richtet sich Literatur selbstverständlich
nicht nur am Zeitgeschehen aus, sondern erzählt
eigene Geschichten. So beginnt dieser Rückblick
zunächst mit der diesjährigen Verleihung des
Literaturnobelpreises, den die Schwedische Akademie
in Stockholm dem norwegischen Autor Jon Fosse
zusprach. Als Stimme der zeitgenössischen Literatur
zeigt sich der im
Jahr 1959 geborene Jon Olav Fosse
vielfältig und ausdrucksstark. Neben seinem
Grundwerk aus zahlreichen
Theaterstücken, die
längst überall auf der Welt erfolgreich inszeniert
werden, widmet sich der Dramatiker seinen Essays,
Gedichtsammlungen, Romanen, Kinderbüchern und einer
feinfühligen Prosa. Während das Nobelkomitee die
Einschätzung darlegte, dass Fosse in der Lage sei,
dem Unsagbaren eine Stimme zu geben, sind große
Teile seiner Arbeiten davon getragen, sich auf eine
fortwährende Lösungssuche zu begeben. Dabei
entwickelt der norwegische Autor ausgeprägte
sprachliche Muster, die mal von einer sich stetig
wiederholenden und intensiven Sprache beherrscht
werden oder andererseits viel Wärme vermitteln.
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Mit dem Friedenspreis des Deutschen
Buchhandels ging im Jahr 2023 eine weitere wichtige
literarische Auszeichnung an einen
leidenschaftlichen Verfechter der Freiheit der
Sprache und des Denkens: Salman Rushdie. Der
weltbekannte Autor, welcher zu den Kernthemen der
globalen politischen Entwicklungen und der Migration
ganz eigene Deutungen darlegt, lebt seit der im Jahr
1989 gegen ihn ausgesprochenen Fatwa in ständiger
Flucht. Erst im letzten Jahr entging Rushdie knapp
einem Mordanschlag, an dessen Folgen er noch heute
leidet und dennoch hat sein Schreiben nie an
Einfallsreichtum, tiefer Menschlichkeit und
lebensbejahender Perspektive eingebüßt. So zeugt
auch sein neuestes Buch „Victory City“, entstanden
noch unter dem Einfluss des schrecklichen Attentats
von einer fantasievollen Reise, auf die sich Leser
und Leserinnen einlassen sollten. Die in schlichter
Sprache nacherzählte Geschichte führt zurück in das
14. Jahrhundert und spielt in Süd-Indien. Gesponnen
wie ein Märchen mit dem ewigen Wunsch nach Besserung
birgt das Werk viel Wahrheit, erzählerische Vielfalt
und Aktualität in sich.
Buchmessen 2023
Im Zeichen der großen literarischen
Veranstaltungshöhepunkte wie der Buchmessen in
Leipzig und Frankfurt oder der Lit. Cologne gilt es
einige Neuerscheinungen hervorzuheben. In Leipzig
stellte der Autor Dinçer Güçyeter seinen Roman
„Deutschlandmärchen“ vor und erhielt den
Buchmessepreis. Das viel beachtete Debüt des
türkischen Einwandererkindes ist geprägt von
aufrichtigen, selbstoffenen Erzählweise mit
umfassenden und oftmals auch schmerzhaften Bildern
der eigenen Familiengeschichte, die mehrere
Generationen betrifft. Güçyeters Roman offenbart
hierbei die klassischen Perspektiven bei der
hoffnungsvollen Suche nach einem besseren Leben und
die immer gegenwärtigen Probleme von Heimatverlust,
Ausgrenzung, Rassismus und innerem Zwiespalt.
Die Kinder von Beauvallon
Ein anderes Highlight zeigt sich im akribisch
recherchierten historischen Roman „Die Kinder von
Beauvallon“ der Autorin Bettina Storks. Die 1960 in
Waiblingen geborene Schriftstellerin ist nicht nur
promovierte Literaturwissenschaftlerin, sondern
versteht es in einer packenden Erzählweise durch die
Seiten zu führen. Die auf wahren Begebenheit
basierende Geschichte handelt über den Mut zum
Widerstand und von der Rettung etlicher jüdischer
Kinder unter der nationalsozialistischen Besatzung
an einer Schule im französischen Beauvallon. Da die
Liste der Empfehlungen zu den beliebtesten Büchern
sowie Bestsellern sich im Laufe eines Jahres stetig
ändert und vom Liebesroman über den Thriller bis hin
zum Sachbuch reicht, gilt es auf den gesamten
Verlauf zurückzublicken.
Schriftsteller Ewald Arens
Bereits am Jahresbeginn stand „Die Liebe an
miesen Tagen“ des Nürnberger Schriftstellers Ewald
Arens im Fokus des Interesses. Dem 58-Jährigen
gelang es, die eigene Lebenserfahrung in ein
regelrechtes „Wohlfühl-Buch“ umzumünzen, in dem es
um die allgegenwärtige Frage geht, ob man in einem
etwas reiferen Alter überhaupt noch zum ersten Mal
die große Liebe finden kann. In dem
Gemeinschaftswerk „Zwischen Welten“ von Juli Zeh und
Simon Urban stehen Gesellschafts- und Debattenkultur
im Vordergrund. Bei einem Wiedersehen nach zwanzig
Jahren berichten die beiden Protagonisten von ihrer
jetzigen Welt und finden kaum noch Gemeinsamkeiten
aus der Vergangenheit. Umklammert von einer
verrohten Realität, bestimmt von Katastrophen,
Verlust- und Untergangsängsten wirkt die
Erzählstruktur erstaunlich leicht und eingängig.
Bücher Neuerscheinungen 2023
Unter den Neuerscheinungen im Rahmen der
Frankfurter Buchmesse waren im Jahr 2023
einige äußerst populäre Titel. In „Der Fluss
und das Meer“ ordnet die Schriftstellerin
Natascha Wodin in fünf Geschichten ihre
literarische Heimat zu. Die
russisch-ukrainischen Wurzeln der
78-Jährigen und eine ganz besondere
sprachliche Struktur sind hierbei
unverkennbar. „Aspergers Schüler“ von Laura
Baldini ist ein historischer Roman, der auf
wahren Begebenheiten beruht. Erzählt auf
zwei unterschiedlichen zeitlichen Ebenen
geht es im Kern um die Entdeckung des
Autismus durch Dr. Hans Asperger. Eine
bewegende, aufwühlende Geschichte, die von
der österreichischen Autorin in fesselnde
Worte zusammengefasst wurde. In Marc-Uwe
Klings „Der Spurenfinder“ geht es um einen
verzwickten Mordfall. Der faszinierende
Fantasy-Krimi ist eine illustere Mischung
aus einem magischen Märchen und Neugier
erweckendem Storytelling.
Auf der Lit. Cologne präsentierte unter
anderem der britische Erfolgsautor Julian
Barnes sein neues Buch „Elizabeth Finch“.
Das intelligent erzähle Werk mit einem
philosophischen Ansatz und einem
historischen Ausflug ist eine potenzielle
Aufforderung an sich selbst zu denken. In
unnachahmlicher Weise gelingt es Barnes,
eine tiefe Auseinandersetzung zum Sinn des
Lebens, der Liebe und der Freundschaft zu
entflammen. Auf eine andere Suche in einer
fordernden, beängstigenden Welt begibt sich
die Autorin Gabriele von Arnim in ihrem Buch
„Der Trost der Schönheit“. In einer Symbiose
aus essayistischer Erzählkunst und
autobiografischen Zügen vereint Gabriele von
Arnim eine literarische Spurensuche mit den
Wurzeln der Kindheit sowie den individuellen
Empfindungen von dem, was als schön oder
glücklich bezeichnet wird.
Nachlese und literarischen Debüts 2023
In der Nachlese zeigt sich das Jahr 2023 zum
einen tiefgründig und zum anderen in einer
besonderen literarischen Vielfalt. Neben
einigen vielversprechenden Debüts finden
sich in den Bestsellerlisten viele bekannte
Autorinnen und Autoren. Mit dem spannenden
Thriller „Die Einladung“ und dem brillant
komischen Roman „Elternabend“ konnte
Sebastian Fitzek gleich zwei Treffer landen.
Nele Neuhaus gelang mit dem nächsten
Taunuskrimi „Monster“ erneut der Sprung zu
einem der beliebtesten Werke des Genres. Die
britische Erfolgsautorin Jojo Moyes eroberte
mit ihrem Roman „Mein Leben in deinem“
wieder einmal Millionen von Leserinnen- und
Leser-Herzen. Kerstin Gier setzte mit ihrem
zweiten Fantasy-Bestseller „Vergissmeinnicht
– Was bisher verloren war“ ihre Trilogie
fort.
Prinz Harry gab mit seinem Buch
„Reserve“ überaus interessante Eindrücke aus
seiner persönlichen Geschichte preis und
etliche weitere Ratgeber, Sach- oder
Kinderbücher fanden Einzug in die Regale.
Buch Bestseller 2023