Das Literaturjahr 2011 - E-books als Konkurrenz zu Büchern

Gleichwohl mehr und mehr eBooks und eReader den Markt überfluten, bleiben die literarischen Traditionen dennoch in ihren Wurzeln verankert und halten auch im literarischen Jahr 2011 am Usus der vergangenen Jahrzehnte fest.
So hat auch eine der wohl wichtigsten Institutionen des internationalen literarischen Lebens weiterhin Bestand: die Verleihung des Nobelpreises für Literatur. Diese größte Auszeichnung, die ein Schriftsteller für sein literarisches Œuvre erhalten kann, verblieb im Jahr 2011 im Heimatland des ursprünglichen Preisbegründers Alfred Nobel, in dem noch heute die Akademie über die infrage kommenden Kandidaten und den letztendlichen Preisträger entscheidet: in Schweden.
Der Träger des Nobelpreises für Literatur 2011 trägt den klingenden Namen Tomas Tranströmer und hat sich diese Auszeichnung redlich verdient: Auf der Liste der Nominierten war der im Jahr 1931 in Stockholm geborene Poet bereits seit 1993 jährlich vermerkt.
Mit Tranströmer erhielt im Literaturjahr 2011 kein Verfasser von Prosa den begehrten Preis, sondern erfreulicherweise ein Lyriker. Der Schwede gilt als der meistübersetzte skandinavische Dichter in die englische Sprache im 20. Jahrhundert, was sich vor allem durch seine Sprachkraft und die hohe Verdichtungskunst seiner sprachlichen Bilder erklären lässt. Tranströmers Gedichte sind ebenso intensiv wie einfach, ebenso hermetisch wie kühn und ausbrechend.
Der Schwede bricht mit literarischen Konventionen, indem er sich keiner literarischen Schule oder Tendenz zuordnen lässt, mit seinem Werk steht er singulär und behauptet sich als meisterhafter Lyriker in einer Zeit, in der die Lyrik mehr und mehr in Vergessenheit gerät. Suchte man nach einer literarischen Tradition, der er sich zuordnen ließe, so käme am ehesten die „l´art pour l´art“-Bewegung des Frankreich des Symbolismus und Ästhetizismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts infrage: Eine Kunst um der Kunst willen, eine Kunst also, die sich selbst genügt und sich engagierten und funktionalen Tendenzen vollkommen versagt und ihren ästhetischen Anspruch vor allem in der Perfektion der Form begründet sieht.
Die karge Schönheit der Verse Tranströmers erinnert an kulturelle Gegebenheiten des asiatischen Raums. Im Willen, ohne Überdrüssiges auszukommen und nur das Notwendige in Worte und Verse zu leiden, lässt sich eine Annäherung an den Zen- Buddhismus erkennen, während die äußerste Verknappung der Form bereits in den frühen Werken des schwedischen Literaturnobelpreisträgers an die kunstvolle Gestaltung japanischer Haiku-Verse erinnert.

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