Das Jahr 1995 - Politik in Deutschland.

Gedenkfeier zur Befreiung von Auschwitz (Januar / Februar / März)
Am 23. Januar wird eine Gedenkfeier zum 50. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz begangen. Politiker, Überlebende und Angehörige aus aller Welt nehmen daran teil. Bei einem militärischen Zeremoniell findet am 3. Februar die Eingliederung der früheren Teile der NVA, welche in die Bundeswehr übernommen wurden, in die NATO statt. Am 28. März beginnt in der deutschen Hauptstadt, die Klimakonferenz der Vereinten Nationen.

NPD-Vorsitzender wird verurteilt (April)
Am 21. April wird der Parteivorsitzende der NPD, Günter Deckert vom Karlsruher Landgericht zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Ihm ist zuvor Anstachelung zum Rassenhass und Volksverhetzung vorgeworfen worden. Der Regierende Bürgermeister Berlins, Eberhard Diepgen und der Ministerpräsident von Brandenburg, Manfred Stolpe unterzeichnen am 27. April einen Staatsvertrag, der die Gründung eines gemeinsamen Bundeslandes vorsieht.

Bundesweiter Boykott von Shell-Tankstellen (Mai / Juni)
Vom 7. bis 9. Mai wird überall in Europa an das Ende des 2. Weltkrieges gedacht. Erstmals kommt es zu einer Einladung des Bundeskanzlers Kohl und des Bundespräsidenten Herzog, zu diversen Feiern der Siegermächte. Wolfgang Gerhardt erhält am 10. Juni den Parteivorsitz der FDP. Am 12. Juni wird zu einem bundesweiten Boykott von Shell aufgerufen, bei dem mehrere Anschläge auf Tankstellen in Essen, Hamburg und Mörfelden-Walldorf verübt werden. Der Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Rother wird am 13. Juni durch eine Briefbombe verletzt. Einige Tage zuvor war ein ähnlicher Anschlag auf die TV-Moderatorin Arabella Kiesbauer verübt worden. Am 29. Juni wird vom Bundestag das Abtreibungsrecht neu geregelt. Demnach bleibt Abtreibung in den meisten Fällen weiterhin eine Straftat.

Chaostage in Hannover (Juli / August / September)
Am 1. August wird der ehemalige Minister für Staatssicherheit der DDR, Erich Mielke, aufgrund seines Gesundheitszustands vorzeitig aus der Haft entlassen. Er war zuvor zu 6 Jahren Haft im Berliner Gefängnis Moabit, wegen eines Doppelmordes im Jahre 1931 verurteilt worden. Vom 5. bis 7. August kommt es in Hannover zu den so genannten "Chaostagen '95". Punks aus dem ganzen Land, waren zuvor angereist und lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Bei den Unruhen werden ganze Straßenzüge durch angezündete Barrikaden verwüstet. Der Parteivorsitzende der SPD, Rudolf Scharping entzieht am 31. August dem SPD-Politiker und Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Gerhard Schröder das Amt des wirtschaftspolitischen Sprechers der SPD. Dieser hatte zuvor die Spitze der Partei kritisiert und öffentlich die Führungsqualitäten Scharpings angezweifelt.

Urteil im "Solinger Prozess" (Oktober / November / Dezember)
Am 10. Oktober fällt das Düsseldorfer Oberlandesgericht ein Urteil gegen die Attentäter von Solingen. Die vier Angeklagten werden zu Freiheitsstrafen von jeweils 15 und 10 Jahren verurteilt. Der Grundwehrdienst der Bundeswehr wird am 27. Oktober von 12 auf 10 Monate verkürzt. Am 6. Dezember kommt es zur Billigung des Bundestages, 4.000 deutsche Soldaten in das ehemalige Jugoslawien zu entsenden. Die Soldaten werden daraufhin ab dem 22. Dezember zur Adriaküste in Kroatien geflogen.