Das Literaturjahr 1997 - Harry Potter eroberte die
Literatur
Das literarische Jahr 1997 steht im Zeichen der Magie
und markiert den Beginn einer neuen Ära der
Jugendbuchliteratur und des zeitweise stiefmütterlich
behandelten Genres der fantastischen Literatur. Denn im
Jahr 1997 veröffentlichte der englische
Bloomsbury-Verlag den Erstlingsroman einer bis zu diesem
Zeitpunkt unbekannten Sozialhilfeempfängerin. Einen
Roman, der die Jugendliteratur revolutionieren und die
Verfasserin zur gefeierten und erfolgreichen
Milliardärin machen sollte: „Harry Potter und der Stein
der Weisen“, im englischen Original erschienen als
„Harry Potter and the Philosopher´s Stone“.
Der 1997 erschienene Roman war der Auftakt einer in den
Folgejahren erscheinenden siebenteiligen Romanreihe um
die Abenteuer des jungen Zauberlehrlings Harry Potter,
der sich gemeinsam mit seinen Freunden den Mächten böser
Zauberer widersetzt und sich im mutigen Kampf seinem
größten Feind und Mörder seiner Eltern, Lord Voldemort
entgegenstellt. Die Romane wurden allesamt zu gefeierten
Bestsellern, die Verfilmungen der fantastischen
Abenteuer wurden in den Kinos zu Kassenschlagern.
Selten hat ein Jugendbuch so für Furore gesorgt wie
„Harry Potter“, dessen Erfindung die Schriftstellerin
Joanne K. Rowling zur gefeierten Bestsellerautorin und
zu einer der reichsten Frauen Englands machte. Dabei ist
das „Rezept“ für die Geschichte, deren Nachfolgebände
sehnsüchtig erwartet wurden und regelmäßig zu
Veröffentlichungsterminen zu Anstürmen auf
Buchhandlungen und sehnsüchtige Stunden des Wartens auf
den Postboten führten, auf den ersten Blick auch in
genretypischen Strukturen angelegt und ähnelt den
Handlungsverläufen diverser fantastischer Romane: Ein
normaler, eher unterdurchschnittlich wirkender
elternloser Junge erfährt im Alter von elf Jahren, dass
neben der spießbürgerlichen Welt, die ihm vertraut ist,
eine magische Welt besteht und er als Teil davon auf
einer besonderen Schule zum
Zauberer ausgebildet werden
wird. Dort trifft er erstmals auf Personen, die ihm
Liebe und Verständnis entgegenbringen, dort erfährt er
das Geheimnis seiner Herkunft. Fortan ist er bestrebt,
den Kampf gegen dunkle Bedrohungen anzutreten und erlebt
spannende Abenteuer voller Magie und Fantasie.
So ist „Harry Potter und der Stein der Weisen“, in
groben Zügen umrissen, ein typisches Fantasy-Abenteuer.
Doch mehr und mehr entwickelte sich die Geschichte um
Harry und Hogwarts, um Dumbledore und Voldemort, im
Laufe der sieben Bände zu einer allgemein-menschlichen
Parabel über Gut und Böse, über Mut und Toleranz, über
das Eintreten für die richtige Seite und die
Verteidigung von Idealen und Träumen. Joanne K. Rowling
schuf mit ihrer Romanfigur Harry Potter mehr als nur
einen Bestseller und einen Fantasy-Roman, sie schuf ein
ganzes Universum, in dem Kinder und Erwachsene ein neues
fantastisches Zuhause fanden und in Stunden atemloser
Lektüre Zuflucht suchen konnten. Und sie widersetzte
sich durch die Konzeption ihrer Reihe von vornherein dem
Vorwurf des Eskapismus, der gerade an das Genre der
Fantasy gerne herangetragen wird: Denn sie schuf mehr
als nur eine Romanreihe voller Magie und Abenteuer, sie
schuf ein Werk voll menschlicher Wärme und Zuneigung,
voll Kreativität und Fantasie, voll Toleranz und Liebe.
Gleichzeitig verarbeitete sie historische und
gesellschaftliche Gegebenheiten geschickt in ihren
Romanen, indem sie ihnen einen Nimbus des Wunderbaren
und Magischen verlieh und sie so gleichsam verwandelte,
ohne sie unkenntlich zu machen.
„Harry Potter und der Stein der Weisen“ war nicht nur
der Bestseller des Jahres 1997, die Veröffentlichung
dieses Romans lässt eine Wende in der literarischen
Wahrnehmung von fantastischer Literatur beginnen.