Der Deutsche Herbst 1977
Der Deutsche Herbst, dessen Bezeichnung von
dem im Jahr danach gedrehten Film „Deutschland
im Herbst“ (1978) abgeleitet wurde, war eine
intensive Phase brutaler Gewalt, die
hauptsächlich im September und Oktober 1977 ihr
grausames Ausmaß offenbarte. Mit der Entführung
(5. September 1977) und der Ermordung (18.
September 1977) des Präsidenten der
Bundesvereinigung der Deutschen
Arbeitgeberverbände,
Hanns Martin Schleyer,
hatten die Anschläge der
Roten Armee Fraktion
(RAF) im Deutschen Herbst einen traurigen
Höhepunkt erreicht. Und das alles, um einen
inhaftierten Gesinnungsgenossen freizupressen.
Das Ende der ersten RAF-Generation war mit der
Entführung des Lufthansa-Flugzeugs „Landshut“
und den Selbstmorden der inhaftierten
RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin
und Jan-Carl Raspe in Stuttgart-Stammheim
eingeläutet worden. Die von palästinensischen
Terroristen
entführte Lufthansamaschine war am
18. Oktober 1977 von einer Spezialeinheit des
Bundesgrenzschutzes in Mogadischu (Somalia)
gestürmt worden. Die Passagiere konnten befreit
werden. Die Freipressung von Mitgliedern der
ersten RAF-Generation aus deutschen Gefängnissen
war den Terroristen allerdings nicht gelungen.
Die Bundesregierung unter Helmut Schmidt hatte
entschieden, den Forderungen nicht nachzugeben.
Anlass dafür waren die Erfahrungen aus der
Lorenz-Entführung von 1975, wonach freigelassene
Gefangene später wieder in terroristische
Anschläge verwickelt waren. Um sich dieser
Gefaht nicht noch einmal auszusetzen, war die
Bundesregierung unerbittlich geblieben. (Der
Landesvorsitzende der Berliner CDU, Peter
Lorenz, war von der linksextremistischen
Terrorgruppe „Bewegung 2. Juni“ am 27. Februar
1975 entführt worden. Damals war die
Bundesregierung auf die Forderungen der
Erpresser eingegangen.)
Die sogenannte Offensive 77, die mit dem
Mordanschlag auf Generalstaatsanwalt Siegfried
Buback (7. April 1977) begonnen hatte, war mit
der Erstürmung der „Landshut“ und der Todesnacht
von Stammheim beendet und damit zunächst auch
eine der schwersten Staatskrisen in der
BRD-Geschichte.
In der Zeit des Deutschen Herbstes 1977
dominierte der Terrorismus und die damit
verbundene Angst in der Öffentlichkeit das Leben
in der Bundesrepublik. Die
Anti-Terror-Gesetzgebung war verschärft worden.
Unter anderem war wegen der Schleyer-Entführung
das Kontaktsperregesetz beschlossen worden.
Danach galt mit Berufung auf den
rechtfertigenden Notstand des Paragrafen 34 des
SGB eine Kontaktsperre für inhaftierte
Terroristen der Roten Armee Fraktion. Das Gesetz
war vom Bundestag im September 1977 mit 371
Ja-Stimmen verabschiedet worden. Neben 17
Enthaltungen hatte es 4 Nein-Stimmen gegeben. Es
trat am 2. Oktober 1977 in Kraft. Gegner dieser
Gesetzgebungen kritisierten die
Anti-Terror-Gesetzgebung als undemokratisch und
bezeichneten sie als antiliberal.
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