Das Jahr 1967
In beiden deutschen Staaten hatten führende
Persönlichkeiten die Jahresrichtlinien in ihren
Neujahrsansprachen vorgegeben. In der Bundesrepublik
untermauerte Bundespräsident Heinrich Lübke noch
einmal das Bekenntnis zur großen Koalition und den
ungebrochenen Willen des deutschen Volkes zur
Wiedervereinigung, während in der DDR der
Vorsitzende der SED, Walter Ulbricht, Forderungen
stellte, die von der Bundesregierung erfüllt werden
sollte, um eine friedliche Koexistenz zu
gewährleisten. Seitens der DDR war 1967 von
Wiedervereinigung natürlich noch keine Rede.
Jedenfalls herrschte zwischen den beiden deutschen
Regierung keine Einigkeit. Für die
DDR war noch das Problem der vielen
Republikflüchtlinge im Vordergrund. Republikflucht
war inzwischen eine offizielle Straftat geworden.
Ungeachtet der politischen Uneinigkeiten hatten
inzwischen Menschen in West-Berlin einen neuen
Lebensentwurf entwickelt, der als „Kommune I“
bekannt wurde. Da herrschte politisches Einvernehmen
und der Name Rainer Langhans gehörte seit 1967
untrennbar mit der „Kommune I“ zusammen. Da die
bürgerliche Kleinfamilie als konservativ bewertet
wurde, stellte die neue Wohngemeinschaft eine
entsprechende Alternative dar.
International stand nach wie vor der Vietnamkrieg im
Fokus der Schlagzeilen. Die Gegner, die von
US-Präsident Lyndon B. Johnson keine Beachtung
fanden, ebenso wenig der UNO-Generalsekretär U
Thant, der die Einstellung der US-Luftangriffe
forderte, standen wie ohnmächtig da, als der
US-Präsident mehr Geld für die kriegerischen
Aktionen forderte, die die USA im Vietnamkrieg
vollführten.
In Deutschland begann 1967 die Zahl der Arbeitslosen
zu steigen. Es war deutlich, dass die Zeit des
Wirtschaftswunders vorbei war. Und zu allem hatte
sich auch noch die Hoffnung auf Frühling erledigt,
den in weiten Teilen Europas war der Winter
hartnäckig. Sogar Sizilien war vom Winter-Frühling
betroffen.
Einen echten Frühlings-Lichtblick konnte die einzige
Tochter von Josef W. Stalin erfahren. Sie war
endlich in die Vereinigten Staaten angekommen, um
dort ein neues Leben zu beginnen.
Die Bewegung gegen den
Krieg in Vietnam zog sich durch das ganz
Jahr 1967. Immer wieder war es zu großen
Demonstrationen gekommen und zwar weltweit. Und dann
der Besuch des persischen Schahs in der BRD!
Offiziell wurde er mit allen Ehren empfangen, doch
die Bevölkerung zeigte sich nicht entzückt. Sie
protestierte und es gab schwere Auseinandersetzungen
zwischen der Polizei und Studenten. Die Unruhen
gipfelten im Tod von Benno Ohnesorg, der von einem
Polizisten erschossen worden war. Der Tod des
Studenten hatte nachhaltige Folgen. Er brachte die
westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre ins
Rollen.
Das Jahr 1967 war auch das Jahr, in dem die
Hippie-Kultur ihren Anfang nahm. Der Auslöser war
das Monterey Pop Festival, das im US-Bundesstaat
Kalifornien stattfand. Drei Tage dauerte das
Festival und rund 50.000 Menschen waren dabei.
Dieses Konzert gilt als Beginn der Hippie-Kultur.
Im Sommer waren die Schlagzeilen voll von den
schweren Rassenunruhen in den Vereinigten Staaten.
Die Auseinandersetzungen hatten
bürgerkriegsähnlichen Charakter angenommen. Sie
waren brutal und forderten zahlreiche Menschenleben.
Brutal war auch die Ermordung des kubanischen
Revolutionärs Che Guevara. Diese Schlagzeile ging um
die Welt und es war, als wäre die Zeit
stehengeblieben. Es war unfassbar, dass ausgerechnet
Che Guevara in einem Gefecht mit der bolivianischen
Armee am 9. Oktober den Tod fand. Die Trauer war
riesengroß in der ganzen Welt. Als er zu Grabe
getragen wurde, nahmen rund 500.000 Menschen an dem
Ereignis teil. Nun war Che Guevara zum ewigen Helden
geworden und hatte seinen Platz in der
Weltgeschichte gefunden.
Das Jahr 1967 ging für die DDR-Bürger mit einem
besonderen Geschenk zu Ende: Die Regierung gab der
Landeswährung einen neuen Namen. Die einstige „Mark
der Deutschen Notenbank“ (MDN) hieß ab Januar 1968
„Mark der Deutschen Demokratischen Republik“.
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