Oktober 1932 - Austrittswelle aus der Kirche
Die evangelische Kirche in Berlin teilte am 6.
Oktober 1932 mit, dass
immer mehr Menschen aus der Kirche austreten. Im
letzten Jahr verließen allein in Berlin mehr als 71.000 Menschen die
kirchliche Glaubensgemeinschaft. Grund für die
Austrittswelle war nach Ansicht der Kirchenleitung
die anhaltende Wirtschaftskrise. Viele Gläubige wollten keine
Kirchensteuer mehr zahlen.
Vor dem politischen Ausschuss des Völkerbundes in
Genf forderte am selben Tag die deutsche Reichsregierung die
Einsetzung eines ständigen Ausschusses für ethnische
und religiöse Minderheiten.
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Wichtige Ereignisse im
Oktober 1932
1. Oktober
In Leipzig wurde die KPD-Parteizeitung „Rote Fahne“
vom Reichsgericht für 14 Tage wegen „Verächtlichmachung“
der Reichsregierung verboten.
1. Oktober
In Potsdam fand der erste „Reichsjugendtag“ der
Nationalsozialisten statt, an der 110 000 Menschen
teilnahmen.
2. Oktober
In Wien fand ein dreitägiger „Gauparteitag“ der
österreichischen Nationalsozialisten mit einer
Ansprache des Propagandachefs der NSDAP, Joseph
Goebbels, statt.
2. Oktober
In mehreren Städten des Deutschen Reiches wurde de
85. Geburtstag von Reichspräsident Paul von
Hindenburg mit Feiern und Kundgebungen gegangen.
3. Oktober
Irak wird unabhängig von Großbritannien
4. Oktober
Der Aufstand der brasilianischen Truppen im
Bundesstaat São Paulo brach zusammen. Im Auftrag der
brasilianischen Regierung hatte Oberst Domingo
Carvalho die Staatsgewalt in São Paulo übernommen.
4. Oktober
In der britischen Stadt Liverpool kamen bei einem
Großbrand in den Hafenanlagen acht Menschen ums
Leben. Der Brand richtete Sachschäden in
Millionenhöhe an.
5. Oktober
Die britische Regierung übermittelte der deutschen
Reichsregierung die Einladung zu einer Konferenz, um
den Konflikt zwischen dem Deutschen Reich und
Frankreich in Abrüstungsfragen zu schlichten.
6. Oktober
Vor dem politischen Ausschuss des Völkerbundes in
Genf forderte die deutsche Reichsregierung die
Einsetzung eines ständigen Ausschusses für ethnische
und religiöse Minderheiten.
7. Oktober
Die Regierungen Frankreichs und Spaniens
verhandelten in Paris über die Abtretung der
spanischen Kolonie Rio de Oro in Nordafrika.
Frankreich bot Spanien an, im Falle einer Abtretung
seine Ansprüche auf die Stadt Tanger in Marokko
fallenzulassen.
7. Oktober
Der Abenteuerfilm „Sturm auf Marrakesch“ von
Regisseur Josef Severac wurde in Berlin
uraufgeführt.
8. Oktober
In Moskau nahm die Kommunistische Internationale
eine Entschließung an, in der die Zerschlagung der
freien Gewerkschaften in Deutschland und ein
Generalstreik als Maßnahmen im Kampf gegen den
Faschismus gefordert wurden. Die freien
Gewerkschaften würden den Gefahren des Faschismus
nicht wirksam entgegentreten und somit den
Interessen der Arbeiterklasse zuwiderhandeln.
9. Oktober
Auf Anordnung des sowjetischen Staatschefs Josef W.
Stalin wurde eine angeblich konterrevolutionäre
Gruppe von 20 Parteimitgliedern aus ihren Ämtern
entlassen und aus der kommunistischen Partei
ausgeschlossen.
9. Oktober
Das Schauspiel „Robinson darf nicht sterben“ des
deutschen Dramatikers Friedrich Forster wurde im
Alten Theater in Leipzig uraufgeführt.
10. Oktober
Vor dem Staatsgerichtshof in Leipzig begann die
Verhandlung über die Rechtmäßigkeit des am 20. Juni
erfolgten „Staatsstreiches“ in Preußen.
10. Oktober
Der tschechoslowakische Minister für soziale
Fürsorge, Ludwig Czech, gab bekannt, dass sich in
der Tschechoslowakei die Zahl der Arbeitslosen
gegenüber dem Vorjahr verdoppelt hatte. Zurzeit
waren rund 500 000 Tschechoslowaken arbeitslos.
11. Oktober
Reichsernährungsminister Magnus Freiherr von Braun
erklärte in einer Rede in Breslau, dass die
Reichsregierung in den ersten neun Monaten des
Jahres rund 65 000 ha Land in Schlesien, Pommern und
Ostpreußen erworben und es im Rahmen des
Siedlungsprogramms rund 6500 Kleinbauern zur
Verfügung gestellt habe.
11. Oktober
Die japanische Regierung in Tokio beschloss ein
umfangreiches Modernisierungs- und Ausbauprogramm
für die Flotte. Innerhalb der nächsten Jahre sollten
Schiffe in einer Größenordnung von insgesamt rund
200 0000 BRT vom Stapel laufen.
12. Oktober
Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und Baden
13. Oktober
In Berlin wurden von der Reichswehr im Rahmen einer
Wehrübung neuartige Gasmasken für Tiere vorgestellt.
13. Oktober
Die litauische Regierung setzte einen „Beirat für
memelländische Angelegenheiten“ ein, der die
Durchführung der Autonomie des ehemals zum Deutschen
Reich gehörenden Memel Gebietes beaufsichtigen
sollte.
14. Oktober
Der EHC Basel wird gegründet
15. Oktober
Der Völkerbund in Genf ernannte den Dänen Helmer
Rosting zum Hohen Kommissar des Völkerbundes in
Danzig.
15. Oktober
Die Hockey-Nationalmannschaften des Deutschen Reichs
und Österreichs trennten sich bei einem
Freundschaftsspiel in München 3:3 unentschieden.
16. Oktober
Bei schweren Zusammenstößen zwischen
österreichischen Nationalsozialisten und
Sozialdemokraten in Wien starben drei Menschen und
48 wurden schwer verletzt.
16. Oktober
In Frankreich fanden Parlamentswahlen statt. Die
liberalen Radikalsozialisten unter Ministerpräsident
Edouard Herriot konnten als einzige Partei Gewinne
verbuchen. Alle anderen Parteien des Landes verloren
Stimmen.
17. Oktober
In Berlin in der Voßstraße wurde das
„Adolf-Hitler-Haus“, das neue Hauptquartier der
NSDAP des „Gau Berlin“ eingeweiht.
17. Oktober
Der Franzose Joseph Avenol wurde vom
Generalsekretariat des Völkerbundes in Genf zum
Generalsekretär der Weltorganisation gewählt. Er
sollte am 1. Januar 1933 den bisherigen Amtsinhaber,
den Briten Eric Drummond ablösen.
18. Oktober
In einem offenen Brief an Reichskanzler Franz von
Papen forderten der Allgemeine Deutsche
Gewerkschaftsbund, der Allgemeine freie
Angestelltenbund und das Präsidium der katholischen
Arbeiterverbände die Rücknahme der Notverordnung zur
Gesundung der Wirtschaft. Lohnkürzungen wären für
die deutschen Arbeitnehmer nicht zumutbar.
18. Oktober
Bei Straßenkämpfen zwischen der Polizei und
baskischen Nationalisten kamen in der spanischen
Stadt Bilbao drei Menschen ums Leben.
19. Oktober
Durch eine Notverordnung der Reichsregierung wird
die monatliche Arbeitslosenunterstützung für die
Zeit vom 31. Oktober 1932 bis zum 1. April 1933 um 2
RM erhöht. Väter kinderreicher Familien sollten bis
zu 4 RM mehr erhalten.
19. Oktober
Der schwedische Prinz Adolf von Schweden heiratete
in Coburg Prinzessin Sibylle von Sachsen-Coburg und
Gotha.
20. Oktober
Die thüringische Regierung in Weimar ordnete an,
dass alle Schulkinder den Artikel 231 des Versailler
Vertrages, das Kriegsschuldbekenntnis des Deutschen
Reiches, auswendig lernen mussten.
20. Oktober
Gregor Strasser erläuterte in einer Rede in Berlin
die Grundzüge des nationalsozialistischen
Wirtschaftsprogramms. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen
sowie drastische Zins- und Steuersenkungen sollten
für eine Gesundung der deutschen Wirtschaft sorgen.
21. Oktober
Vor den Wahlen zum Deutschen Reichstag forderte die
KPD ihre Mitglieder in den in Berlin
veröffentlichten „Technischen Anweisungen für den
Wahlkampf“ zu wilden Streiks auf.
21. Oktober
In Paris gab die französische Regierung den Ausbau
des Atlantikhafens Cherbourg zum größten
Flottenstützpunkt Frankreichs bekannt.
22. Oktober
In Bukarest, der Hauptstadt Rumäniens fand fünf Tage
lang eine „Balkankonferenz“ statt, an der
Delegationen aus Albanien, Bulgarien, Griechenland,
Jugoslawien, Rumänien und Ungarn teilnahmen. Sie
alle traten für intensivere Wirtschaftskontakte
zwischen ihren Staaten ein.
22. Oktober
Nachdem der Regierungschef Belgiens, Jules Renkin,
am 18. Oktober zurückgetreten war, einigten sich die
konservativen und liberalen Parteien des Landes auf
ein Koalitionskabinett unter Charles Graf
Broqueville.
23. Oktober
Um eine Verbesserung der Haftbedingungen zu
erzwingen, revoltierten die Gefangenen in einer
Strafanstalt in Kingston/Ontario in Kanada. Soldaten
der kanadischen Streitkräfte schlugen den Aufstand
nieder. Dabei kamen 14 Menschen ums Leben.
23. Oktober
In Wien gewann die österreichische
Fußball-Nationalmannschaft 3:1 gegen die Schweiz.
23. Oktober
Die Uraufführung des deutschen Spielfilms „Das erste
Recht des Kindes“ von Fritz Wendhausen fand in
Berlin statt. Der Film spielte im Ärztemilieu und
zeigte Hertha Thiele und Eduard Wesener in den
Hauptrollen.
24. Oktober
Vor Vertretern des Handwerks erklärte Reichskanzler
Franz von Papen in Berlin, dass seine Regierung in
den kommenden Monaten öffentliche Aufträge in Höhe
von rund 750 Millionen RM vergeben wollte.
24. Oktober
In Berlin wurde der Spielfilm „Strich durch die
Rechnung“ von Regisseur Alfred Zeisler mit Heinz
Rühmann in der Hauptrolle uraufgeführt.
25. Oktober
Die am 20. Juli erfolgte Einsetzung Franz von Papens
zum Reichskommissar in Preußen wurde von
Staatsgericht in Leipzig für rechtmäßig erklärt.
25. Oktober
Die Maler Paul Klee, Lyonel Feininger, Oscar
Schlemmer, Wassily Kandinsky und Oskar Moll
schlossen sich in Berlin zu der Gruppe „Selektion“
zusammen.
26. Oktober
In Nauru wird das erste Angam (Nationalfeiertag) gefeiert.
27. Oktober
Die Autobahnstrecke Turin-Mailand wurde in
Anwesenheit des italienischen Ministerpräsidenten
Benito Mussolini für den Verkehr freigegeben.
27. Oktober
Die Uraufführung des historischen Abenteuerfilms
„Trenck“ fand in Berlin statt. Regie führte Heinz
Paul und in den Hauptrollen waren Hans Stüver, Olga
Tschechowa und Paul Hörbiger zu sehen.
28. Oktober
In Italien wurden in mehreren Städten
Feierlichkeiten zum zehnten Jahrestags des
faschistischen „Marsches auf Rom“ begangen.
28. Oktober
In Berlin erschien das parodistisch-satirische Buch
„Unter falscher Flagge“ von Robert Neumann.
29. Oktober
Uraufführung der Oper Der Schmied von Gent von Franz Schreker an
der Deutschen Oper Berlin.
30. Oktober
In Paris schlug der Herausforderer Jackie Brown aus
Großbritannien den bisherigen Titelträger Young
Perez aus Frankreich im Kampf um die
Boxweltmeisterschaft im Fliegengewicht nach Punkten.
30. Oktober
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft verlor in
Budapest gegen Ungarn mit 1:2.
31. Oktober
Die deutsche Reichsregierung gab bekannt, dass die
Zahl der Arbeitslosen wieder leicht angestiegen war.
Zurzeit waren in Deutschen Reich rund 5,1 Millionen
Menschen ohne Arbeit.
31. Oktober
Von den Berliner Philharmonikern unter Wilhelm
Furtwängler wurde das 5. Klavierkonzert von Sergei
S. Prokofjew uraufgeführt. Solist war der Komponist.
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