Juni 1933 - Volkszählung 1933
Die Volkszählung am 16 Juni 1933 ergibt für
das Deutsche Reich ohne das Saargebiet 65,3
Millionen Einwohner. 31,7 Millionen Einwohner sind
männlichen, 33,6 Millionen weiblichen Geschlechts,
was eine Zunahme seit Juni 1925 um 2,7 Millionen
bzw. 4,4% bedeutete Es gibt 41080024 Personen
evangelischer Religionszugehörigkeit, 21760065
römisch-katholischen Glaubens, 13086 orthodoxe
Christen, 22049 Altkatholiken, 502799 Glaubensjuden,
153297 Mitglieder von Weltanschauungs-gemeinschaften,
2441714 Gemeinschaftslose und 56414 Personen, die
keine näheren Angaben machen.
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Wichtige Ereignisse im
Juni 1933
1. Juni
Die Staatsanwaltschaft des Landgerichts München II
erhob Anklage gegen den Leiter des
Konzentrationslagers Dachaus, SS-Hauptsturmführer
Hilmar Wäckele, und zwei Untergebene wegen der
Begünstigung des Mordes an dem Schutzhäftling
Sebastian Nefzger. Der Polizeipräsident von München,
Heinrich Himmler, ersetzte Wäckerle durch
SS-Standartenführer Theodor Eike.
1. Juni
Aufgrund seiner jüdischen Herkunft verlor der
Dirigent Otto Klemperer die Leitung der
Staatskapelle Berlin. Daraufhin emigrierte Klemperer
in die USA und wurde Leiter des Los Angeles
Philharmonic Orchestra. Am 9. Juni wurde Wilhelm
Furtwängler auf fünf Jahre als Erster
Staatskapellmeister an die Staatsoper verpflichtet.
1. Juni
Die deutsche Reichsregierung erließ ein „Gesetz zur
Verminderung der Arbeitslosigkeit“.
2. Juni
Mit dem Ziel für Maßnahmen zur Hebung der
Geburtenzahl und gegen die „Rassenmischung und
Entartung der deutschen Familie“ wurde vom
Reichsministerium des Innern ein Rat für
Rassenpolitik berufen.
2. Juni
Die NSDAP-Parteileitung verfügte, dass die
Amtsleiter der Partei die Bezeichnung Reichsleiter
erhielten. Sie bildeten die 16-köpfige Reichsleitung
der NSDAP.
3. Juni
In Passau fand bis zum 5. Juni die Tagung des
Vereins für das Deutschtum in Ausland statt. Wegen
des Konflikts mit Österreich konnte die Tagung
nicht, wie geplant, in Klagenfurt stattfinden.
4. Juni
Hans Frömming mit dem Hengst „Xifra“ aus
Gelsenkirchen gewann das mit 30 000 RM und einem
Ehrenpreis dotierte Deutsch Traber Derby über 3200
Meter in Berlin-Ruhleben.
5. Juni
Der österreichische Bundeskanzler Engelbert Dollfuß
unterzeichnete im Vatikan ein Konkordat zwischen
Österreich und dem Heiligen Stuhl.
5. Juni
Der italienische Dirigent Arturo Toscanini
telegrafierte Winifred Wagner seine Absage für die
Mitwirkung an den
Bayreuther Festspielen. Grund für
seine Entscheidung war die Verfolgung jüdischer
Künstler. Er sprach von den sein „Gefühl als
Künstler und Mensch verletzenden Geschehnissen“.
6. Juni
Aus politischen Motiven wurde der afghanische
Gesandte in Berlin, Muhammad Aziz Khan auf offener
Straße von seinem Landsmann, dem Studenten Sazet
Karnd, erschossen.
6. Juni
Der frühere griechische Ministerpräsident
Eleftherios Weniselos entging in der Nähe von Athen
einem Mordanschlag.
7. Juni
Das Ballett mit Gesang „Die sieben Todsünden der
Kleinbürger“ von Kurt Weill mit dem Text von Bertolt
Brecht wurde in Paris im Theatre des Champs-Elysees
uraufgeführt.
7. Juni
In Wien fand vom 7. bis 9. Juni die 31. Session des
Internationalen Olympischen Komitees (IOC) statt.
Die deutschen IOC-Mitglieder garantierten die
Teilnahme von Juden an den Sommerspielen 1936 in
Berlin. Das IOC akzeptierte Garmisch-Partenkirchen
als Austragungsort der Winterspiele 1936.
8. Juni
Der deutsche Ex-Weltmeister Max Schmeling verlor im
Yankee-Station in New York einen Ausscheidungskampf
um die Schwergewichts-Weltmeisterschaft gegen den
US-Amerikaner Max Baer durch technisches K.o. in der
10. Runde.
8. Juni
In Magdeburg fand seit dem 6. Juni eine Tagung
sämtlicher deutscher Lehrer- und Erzieher-verbände
statt. Diese beschlossen den Anschluss an den
nationalsozialistischen Lehrerbund. Dieser hat nun
rund 380 000 Mitglieder.
9. Juni
Der badische Landtag in Karlsruhe billigte gegen die
Stimmen der SPD-Fraktion ein Ermächtigungsgesetz
nach dem Vorbild des Reiches und folgte damit dem
Beispiel Württembergs vom Tag zuvor.
9. Juni
Erstmals wurden in Deutschland bei einer
Schwurgerichtsverhandlung des Landgerichts II in
Berlin Teile eines Prozesses zur Ausstrahlung im
Rundfunk auf Wachsplatten aufgenommen. Bei der
Verhandlung ging es um eine Anklage von vier
Mitgliedern des Roten Frontkämpferbundes wegen
Mordes an einem SA-Mann. Die Aufzeichnung erfolgte
auf Weisung des Reichspropagandaministeriums.
10. Juni
In Berlin nahmen 73 von 120 Abgeordneten an der
letzten Sitzung der SPD-Reichstagsfraktion teil.
10. Juni
Wegen seiner Tätigkeit als Sowjet-Kommissar im
Wolga-Gebiet wurde der Oberbürgermeister von
Magdeburg, Ernst Reuter (SPD) erneut in Schutzhaft
genommen. Seine erste Verhaftung hatte im März
stattgefunden. Am selben Tag wurden mit Peter
Graßmann, Theodor Leipart und Oswald Schumann die
letzten noch inhaftierten Führer des Allgemeinen
Deutschen Gewerkschaftsbundes entlassen.
11. Juni
Der Gesellentag der katholischen Kolpingvereine in
München wurde nach SA-Überfällen abgebrochen.
11. Juni
In Köln gewann Fortuna Düsseldorf das Endspiel um
die Deutsche Fußball-Meisterschaft vor 53 000
Zuschauern gegen den FC Schalke 04 mit 3:0.
12. Juni
In London fand bis zum 27. Juli die
Weltwirtschaftskonferenz statt. Sie endete ohne
Einigung auf ein Konjunkturprogramm, nachdem die USA
es abgelehnt hatten, den Dollar zu stützen.
12. Juni
Durch das Reichsgesetz gegen Verrat an der deutschen
Volkswirtschaft wurde eine Anzeigepflicht für
vermögenssteuerpflichtige Werte, die einen Betrag
von 1000 RM (bei Lagerung im Ausland) oder 200 RM
(im Inland) übersteigen, eingeführt.
13. Juni
In Bayern galt nach dem Abbruch des Gesellentags
durch SA-Krawalle ein unbefristetes
Demonstrationsverbot.
13. Juni
Der Philosoph Eduard Spranger, der am 25. April
wegen der Entfernung missliebiger Hochschullehrer
beim Kultusministerium seinen Rücktritt von der
Professur für Philosophie und Pädagogik an der
Berliner Universität eingereicht hatte, zog sein
Gesuch zurück.
14. Juni
Durch Zahlung von zehn Millionen US-Dollar (rund 40
Millionen RM) anstatt der fälligen 75,9 Millionen
US-Dollar durch Überweisung von Silber an die USA
erkannte Großbritannien die Fortdauer der
Kriegsschulden an. Frankreich, Polen und Belgien
lehnten eine Zahlung ab.
14. Juni
Der Film „SA-Mann Brandt“ von Franz Seitz feierte im
Ufa-Palast in Berlin seine Premiere. In den
Hauptrollen waren Heinz Klingenberg, Otto Wernicke
und Elise Aulinger zu sehen.
15. Juni
Aufgrund des Reichsgesetzes vom 19. Mai wurden die
ersten zwölf Treuhänder der Arbeit, die an Stelle
der Tarifparteien die Lohn- und Arbeitsbedingungen
festlegen sollten, von Reichskanzler Adolf Hitler
ernannt. Es waren frühere Angehörige der
Arbeitsverwaltung, ehemalige Angestellte der
Großindustrie oder NSDAP-Funktionäre wie der Bremer
Bürgermeister Richard Marckert, der für das
Wirtschaftsgebiet Niedersachsen zuständig war.
15. Juni
In Wien fand seit dem 26. Mai ein
Pianisten-Wettbewerb statt. An ihm nahmen 252
Künstler teil. Sieger wurde der erst 17-jährige
Karlrobert Kreiten aus Bonn. Den zweiten Platz
vergab die von dem Dirigenten Clemens Krauss
geleitete Jury an den Rumänen Dinu Lipatti.
16. Juni
Ein von Andreas Gayk (SPD) herausgegebener
Pressedienst erschien unter dem Titel „Blick in die
Zeit“ legal im Deutschen Reich. Das Blatt
informierte bis August 1935 über Ereignisse im In-
und Ausland.
16. Juni
Eine Volkszählung im Deutschen Reich ergab eine
Bevölkerung von 65 218 461 Menschen. Die Polizei
führte in vielen Großstädten Razzien durch, um die
Zahl der Obdachlosen zu ermitteln.
17. Juni
Nach erfolgreicher Überfahrt des Atlantiks stürzt in Europa unter
ungeklärten Umständen das litauische Forschungsflugzeug Lituanica ab.
18. Juni
In Karlsbad erschien die erste Ausgabe der
Wochenzeitung „Neuer Vorwärts“ der Prager Exil-SPD (Sopade).
18. Juni
Nachdem im Deutschen Reich 66 Presseorgane aus der
Tschechoslowakei verboten wurden, verbot das
Innenministerium in Prag die Einfuhr von 98
deutschen Zeitungen und Zeitschriften.
19. Juni
Der Reichsverband der Deutschen Industrie (RDI) und
die Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände
bildeten den Reichsstand der deutschen Industrie und
erfüllten damit die Forderung der
NSDAP nach
Schaffung einer berufsständischen
Wirtschaftsordnung.
19. Juni
Die österreichische Regierung verbot die NSDAP und
den mit ihr verbundenen steirischen Heimatschutz. In
Krems in Niederösterreich forderte am selben Tag ein
Bombenanschlag auf eine Gruppe christlich deutscher
Turner, die als Hilfspolizisten vereidigt worden
waren, einen Toten und 29 Verletzte.
20. Juni
Hermann Rauschning (NSDAP) wurde vom Danziger
Volksrat zum Senatspräsidenten gewählt. Er bildete
einen Senat aus NSDAP und Zentrum.
20. Juni
In Saarbrücken erschien erstmals die „Deutsche
Freiheit“, die einzige SPD-Tageszeitung. Sie wurde
unter Leitung von Wilhelm Sollmann (SPD) im Verlag
„Volksstimme“ herausgegeben.
21. Juni
Bis zum 26. Juni fand die sogenannte „Köpenicker
Blutwoche“ statt, die mit einer Großrazzia von
SA-Leuten begann. Während dieser Woche wurden 91
NS-Gegner ermordet. 21 von ihnen wurden in Säcke
genäht und ins Wasser geworfen, die übrigen
verschwanden spurlos.
21. Juni
Der Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, wurde in die
NSDAP und ihre Unterorganisationen eingegliedert.
22. Juni
Reichsinnenminister Wilhelm Frick (NSDAP) verbot die
SPD und erklärte den Ausschluss ihrer Mandatsträger
aus den Volksvertretungen.
22. Juni
Theodor Adrian von Renteln (NSDAP) wurde Leiter des
Deutschen Industrie- und Handelstages.
23. Juni
Nach der am 21. Juni erfolgten Überführung des
früheren preußischen Oberpräsidenten für
Niederschlesien, Hermann Lüdemann (SPD) in das
Konzentrationslager Breslau-Dürrgoy, nahm die
Polizei in Berlin den früheren Reichstagspräsidenten
Paul Löbe (SPD), in Frankfurt am Main den früheren
hessischen Landesminister Wilhelm Leuschner (SPD)
und in Karlsruhe den Reichstagsabgeordneten Joseph
Ersing (Zentrum) fest.
24. Juni
Die Nationalsozialistischen
Betriebszellenorganisation übernahm den
Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften.
24. Juni
Der am 27. Mai zum Reichsbischof ernannte Friedrich
von Bodelschwingh verzichtete auf seine Berufung
wegen der Ernennung eines Staatskommissars für die
evangelischen Landeskirchen im preußischen
Kultusministerium.
25. Juni
Die Reichstags- und Landtagsabgeordneten der
Bayerischen Volkspartei und zahlreiche Mitglieder
der SPD wurden in allen Teilen des Reiches in
Schutzhaft genommen. Am 21. Juni waren wegen
angeblicher Kontakte mit den Christlich Sozialen in
Österreich viele Büros der BVP durchsucht worden.
26. Juni
Otto Dibelius, der Generalsuperintendent der Kurmark
und andere evangelische Geistlichen wurden im Rahmen
der Säuberung der preußischen Kirchenverwaltung
beurlaubt.
26. Juni
Alfred Hugenberg (Deutschnationale Front) reichte
seine Demission als Reichswirtschafts- und
Ernährungsminister ein.
27. Juni
Drei Vertreter der Deutschnationalen Front (vorher
Deutschnationale Volkspartei), Friedrich von
Winterfeld, Axel Freiherr von Freytagh-Loringhoven
und Ernst Poensgen sowie Reichskanzler Adolf Hitler
unterzeichneten ein Abkommen über die „ehrenvolle“
Selbstauflösung ihrer Partei.
27. Juni
Eduard Stadtler (NSDAP) wurde politischer Leiter
sämtlicher im Berliner Ullstein-Verlag erscheinenden
Publikationen.
28. Juni
Die Reichsführung der linksliberalen Deutschen
Staatspartei (früher Deutsche Demokratische Partei)
erklärte die Auflösung der Partei.
28. Juni
Reichsinnenminister Wilhelm Frick (NSDAP) ordnete
die Auflösung und das Verbot des
Arbeiter-Radio-Bundes Deutschland an.
29. Juni
Kurt Schmitt (parteilos), der Generaldirektor der
Allianz-Versicherungs- AG, und Richard Walther Darre
(NSDAP) wurden als Nachfolger von Alfred Hugenberg
zum Reichswirtschafts- bzw. Reichsernährungsminister
ernannt.
29. Juni
Der Hauptausschuss der Abrüstungskonferenz in Genf
beschloss seine Vertagung bis zum 16. Oktober.
30. Juni
Ein Reichsgesetz zur Änderung des Beamtenrechts
ermöglichte u. a. die Entlassung von Beamtinnen,
deren Ehegatte Beamter auf Lebenszeit war, sowie
eine Dienstentfernung von Reichsbeamten arischer
Herkunft, die mit Nichtariern verheiratet waren.
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