Filmjahr
1936 – Jüdische Künstler verließen
Deutschland
Die Nationalsozialisten im Deutschen Reich konnten
mit den Olympischen Winter- und Sommerspielen 1936
ihre Präsenz nach außen hin eindrucksvoll
untermauern und diese Ereignisse ganz ihrer
Propaganda unterstellen. Zudem wurde Deutschland bei
der Sommerolympiade die erfolgreichste Nation. In
Spanien hatte der Bürgerkrieg begonnen und in
Deutschland wurde die Kriegsvorbereitung immer
offener vorangetrieben.
Die Judenverfolgung wurde
konsequent fortgesetzt und Papst Pius XI.
(1857-1939) wies mit der Enzyklika „Vigilanti cura“
(Mit wachsender Sorge) über die Lichtspiele darauf
hin, dass der Film auch für die religiöse Bildung
ein ernst zu nehmendes Hilfsmittel ist.
Dem Spielfilm „Moderne Zeiten“, den Charlie Chaplin
(1889-1977) im Februar 1936 herausbrachte, wurde
keine religiöse Bildung nachgesagt. Ihm wurde eine
kommunistische Tendenz angelastet, die von Chaplin
selbst überhaupt nicht so angelegt war. Inhaltlich
griff Chaplin wieder auf seine Figur des Tramps
zurück, zeigte Massenarbeitslosigkeit durch die
Weltwirtschaftskrise und hatte letztendlich eine
Satire auf den Tonfilm geschaffen. Er hatte die
Tradition des Stummfilms fortgesetzt und sie mit
Elementen des Tonfilms vermischt, die er zu
dramaturgischen Zwecken einsetzte. Seine
Uraufführung in den Vereinigten Staaten hatte der
Film am 5. Februar 1936.
In Deutschland wurde der erste Karl-May-Tonfilm
„Durch die Wüste“ herausgebracht, den der
deutsch-österreichische Regisseur Johann Alexander
Hübler-Kahle (1902-1965) in Szene gesetzt hatte. Der
Film erlebte seine Uraufführung im „Prinzeß“-Kino in
Dresden am 20. Februar. Die Dreharbeiten hatten
hauptsächlich in
Ägypten stattgefunden. Lediglich
die Atelieraufnahmen wurden Ende 1935 in
Berlin-Johannisthal gedreht. Die Produktionsfirma
Lothar-Stark-Film musste kurz nach der Premiere
Konkurs anmelden.
Unter der Regier von Richard Oswals (1880-1963)
entstand der der Film „Heut’ ist der schönste Tag in
meinem Leben“, in dem einer der bekanntesten Tenöre
Deutschlands, Joseph Schmidt (1904-1942), in einer
Doppelrolle als Hauptdarsteller zu sehen war. Der
Film war im Vorjahr in Wien gedreht worden, wo er
auch im Mai 1936 uraufgeführt wurde. Im
nationalsozialistischen Deutschen Reich war die
Aufführung des Films untersagt worden, weil an
diesem Film zahlreiche Juden beteiligt gewesen
waren. Einige prominente Persönlichkeiten des Films
mussten schon bald aus Hitler-Deutschland fliehen.
Dazu gehörte der Schauspieler Otto Wallburg
(1889-1944), der zu jener Zeit als der
schnellsprechendste Komiker der Welt galt. Er starb
im KZ Auschwitz. Auch der überaus beliebte jüdische
Filmkomiker Felix Bressart (1892-1949) gehörte dazu.
Für Richard Oswald und Joseph Schmidt war „Heut’ ist
der schönste Tag in meinem Leben“ der letzte
deutschsprachige Film.
In Großbritannien wurden in jenem Jahr 1936 die
ersten Fernsehsendungen von der BBC ausgestrahlt.
Bereits 1932 hatte die BBC die ersten regelmäßigen
Kurzwellensendungen gesendet und nach der ersten
Fernsehsendung am 2. November 1936 gab es dann auch
ein regelmäßiges Fernsehprogramm. Versuchssendungen
hatte es seit 1929 gegeben.
Die 8. Oscarverleihung
Am 5. März fanden die Verleihungen der „8th Annual
Academy Awards“ in Los Angeles statt. Die Moderation
für die Auszeichnungen der Filme aus dem Jahre 1935
hatte Frank Capra im Biltmore Hotel übernommen.
Erstmals wurde die Zählung der Stimmen einer
externen Firma übertragen. Das deutsche Unternehmen
„PriceWaterhouseCoopers“ hatte den Auftrag für die
Auszählung erhalten.
Die meisten Oscars, insgesamt 4, erhielt John Fords
„Der Verräter“ („The Informer“). Mit 8 Benennungen
war Frank Lloyds „Meuterei auf der Bounty“ ("Mutiny
on the Bounty") am häufigsten nominiert worden.
Zum „Besten Film“ wurde das von Frank Llyod und
Metro-Goldwyn-Mayer stammende Werk „Meuterei auf der
Bounty“ ernannt. Für die „Beste Regie“ bekam John
Ford für „Der Verräter“ einen Oscar. Ebenso für „Der
Verräter“ wurde Victor McLaglen zum „Besten
Hauptdarsteller“ gekürt. „Beste Hauptdarstellerin“
wurde Bette Davis für den Film „Dangerous“.
Den Ehrenoscar erhielt David Wark Griffith für seine
besonderen Leistungen als Regisseur und Produzent.
Internationale Filmfestspiele von Venedig
Im Zeitraum vom 10. bis zum 31. August fanden die
Internationalen Filmfestspiele von Venedig statt.
Wie bereits im Vorjahr, hatte auch 1936 eine
internationale Jury die Sieger ermittelt. Es war in
der Kategorie „Bester ausländischer Film“ Luis
Trenkers filmisches Werk „Der Kaiser von
Kalifornien“. Der „Beste italienische Film“ wurde „Squadrone
bianco“ von Augusto Genina. Als „Bester
Schauspieler“ wurde Paul Muni für seine Rolle als
„Louis Pasteur“ gekürt und als „Beste
Schauspielerin“ Suzanne Charpentier, die nur unter
ihrem Künstlernamen Annabella bekannt war, für den
Film „Veille d'armes“. Außerdem erhielt Jacques
Feyder den Preis als „Bester Regisseur“.
New York Film Critics Circle Award
Der „New York Film Critics Circle Award“ wurde Frank
Capras Film „Mr. Deeds geht in die Stadt" zum
verliehen.
Filme die im Jahr 1936 an den Start gingen:
"Allotria" (Willi Forst) mit Heinz Rühmann und
Renate Müller.
"Anthony Adverse" (Mervyn LeRoy) mit Fredric March
und Olivia de Havilland.
"Les Bas-fonds" (Jean Renoir) mit Jean Gabin.
"La Belle équipe" (Julien Duvivier) mit Jean Gabin.
"Der Bettelstudent" (Georg Jacoby) mit Marika Rökk
und Johannes Heesters.
"Blinde Wut" (Fritz Lang) mit Sylvia Sidney und
Spencer Tracy.
"Born to Dance" (Roy Del Ruth) mit Eleanor Powell
und James Stewart.
"Bullets or Ballots" (William Keighley) mit Edward
G. Robinson.
"César" von Marcel Pagnol.
"Der Verrat des Surat Khan" (Michael Curtiz) mit
Errol Flynn und Olivia de Havilland.
"Come and Get It" (Howard Hawks) mit Edward Arnold
und Joel McCrea.
"Le Crime de Monsieur Lange" von Jean Renoir.
"Dodsworth" (William Wyler) mit Walter Huston.
"Durch die Wüste" von Johannes Alexander
Hübler-Kahla.
"Follow the Fleet" (Mark Sandrich) mit Fred Astaire
und Ginger Rogers.
"Der Garten Allahs" (Richard Boleslawski) mit
Marlene Dietrich und Charles Boyer.
"Geheimagent" (Alfred Hitchcock) mit John Gielgud
und Peter Lorre.
"The General Died At Dawn" (Lewis Milestone) mit
Gary Cooper.
"The Gorgeous Hussy" (Clarence Brown) mit Joan
Crawford und Robert Taylor.
"The Great Ziegfeld" (Robert Z. Leonard) mit William
Powell und Myrna Loy.
"Hitori musuko" von Yasujiro Ozu.
"Intermezzo" (Gustaf Molander) mit Gösta Ekman und
Ingrid Bergman.
"Die Kameliendame" (George Cukor) mit Greta Garbo
und Robert Taylor.
"Eine Landpartie" von Jean Renoir.
"Der Letzte der Mohikaner" (George B. Seitz) mit
Randolph Scott.
"Libeled Lady" (Jack Conway) mit Jean Harlow und
William Powell.
"Little Lord Fauntleroy" (John Cromwell) mit Freddie
Bartholomew und Dolores Costello.
"Lloyd's of London" (Henry King) mit Freddie
Bartholomew.
"Mayerling" (Anatole Litvak) mit Charles Boyer und
Danielle Darrieux.
"Mein Mann Godfrey" (Gregory La Cava) mit William
Powell und Carole Lombard.
"The Milky Way" (Leo McCarey) mit Harold Lloyd und
Adolphe Menjou.
"Moderne Zeiten" (Charlie Chaplin) mit Charlie
Chaplin und Paulette Goddard.
"Mr. Deeds geht in die Stadt" (Frank Capra) mit Gary
Cooper und Jean Arthur.
"Nach dem dünnen Mann" (W. S. Van Dyke) mit William
Powell und Myrna Loy.
"One in a Million" (Sidney Lanfield) mit Sonja Henie.
"Our Relations" (Harry Lachman) mit Stan Laurel und
Oliver Hardy.
"Pennies from Heaven" (Norman Z. McLeod) mit Bing
Crosby.
"Perlen zum Glück" (Frank Borzage) mit Marlene
Dietrich und Gary Cooper.
"Poppy" (A. Edward Sutherland) mit W. C. Fields.
"The Prisoner of Shark Island" (John Ford) mit
Warner Baxter.
"The Petrified Forest" (Archie Mayo) mit Leslie
Howard und Bette Davis.
"Reefer Madness" von Louis J. Gasnier.
"Rembrandt" (Alexander Korda) mit Charles Laughton.
"Le Roman d'un tricheur" von Sacha Guitry.
"Romeo und Julia" (George Cukor) mit Norma Shearer
und Leslie Howard.
"Sabotage" (Alfred Hitchcock) mit Sylvia Sidney und
Oskar Homolka.
"San Francisco" (W. S. Van Dyke) mit Clark Gable,
Jeanette MacDonald, Spencer Tracy und Jack Holt.
"Savoy Hotel 217" (Gustav Ucicky) mit Hans Albers
und René Deltgen.
"Schlußakkord" (Douglas Sirk) mit Willy Birgel und
Lil Dagover.
"Die Schwestern von Gion" von Kenji Mizoguchi.
"Show Boat" (James Whale) mit Irene Dunne.
"Small Town Girl" (William A. Wellman) mit Janet
Gaynor und Robert Taylor.
"Stowaway" (William A. Seiter) mit Shirley Temple
und Robert Young.
"Swingtime" (George Stevens) mit Fred Astaire und
Ginger Rogers.
"Theodora Goes Wild" (Richard Boleslawski) mit Irene
Dunne und Melvyn Douglas.
"These Three" (William Wyler) mit Miriam Hopkins und
Merle Oberon.
"The Texas Rangers" (King Vidor) mit Fred MacMurray.
"Three Smart Girls" von Henry Koster.
"Tödliche Strahlen" von Lambert Hillyer.
"The Trail of the Lonesome Pine" (Henry Hathaway)
mit Sylvia Sidney und Fred MacMurray.
"Under Two Flags" (Frank Lloyd) mit Ronald Colman
und Claudette Colbert.
"Ungeküsst soll man nicht schlafen gehen" (E. W.
Emo) mit Heinz Rühmann und Liane Haid.
"Was kommen wird" von William Cameron Menzies.
"Wenn wir alle Engel wären" (Carl Froelich) mit Heinz
Rühmann.
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