Filmjahr  1934 – Das Filmschaffen unterstand dem Führer

Die Nationalsozialisten nutzten das Jahr 1934 zur Festigung ihrer Macht in Deutschland. Adolf Hitler vereinte die Ämter von Reichspräsident und Reichskanzler auf seine Person und nannte sich fortan Führer und Reichskanzler. Und Donald Duck hatte seinen ersten Auftritt in dem Kurzfilm „The Wise Little Hen“ („Die kluge kleine Henne“).
Diese Walt-Disney-Produktion basierte auf dem Märchen „The Little Red Hen“ („Die kleine rote Henne“) und war durchgängig als Lied vertont. Der Film wurde am 9. Juni 1934 uraufgeführt und das Datum gilt offiziell als „Geburtsdatum“ von Donald Duck. Dieser Film gehört zur Silly-Symphonie-Reihe. Der ehemalige Disney-Mitarbeiter Ub Iwerks (1901-1971) hatte im selben Jahr ebenfalls eine Trickfilmfassung dieses Märchens unter dem Titel „The Little Red Hen“ produziert. In Deutschland wurde der Disney-Film erst im Folgejahr aufgeführt, nachdem die Filmprüfstelle Berlin ihn genehmigt hatte. Allerdings stoppte Disney wenige Monate später die Ausfuhr weiterer Filme ins nationalsozialistische Deutsche Reich. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges blieb „Die kluge kleine Henne“ zunächst der einzige Donald-Duck-Trickfilm, der dem deutschen Publikum gezeigt werden konnte.
Die Filmproduktion in Deutschland unterstand im Jahr 1934 den staatlichen Gegebenheiten. Bereits im Februar wurde ein Reichsfilmdramaturg dem von Joseph Goebbels (1897-1945) geleiteten Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unterstellt. Der Reichsfilmdramaturg hatte die Aufgabe, geplante Filmproduktionen vorab zu prüfen. Außerdem wurde von den Nationalsozialisten noch die „Reichstelle für den Unterrichtsfilm“ gegründet.
Der Film „Herz ist Trumpf“, den Carl Boese (1887-1956) in jenem Jahr 1934 von Anfang September bis Mitte Oktober drehte, hatte keine Probleme mit der Zensur. Diese Verwechslungskomödie, in der die österreichische Schauspielerin Jenny Jugo (1904-2001) sowohl als Mann als auch in einer weiblichen Rolle zu sehen war, erheiterte die Gemüter. Das war schließlich Sinn der Sache in diesen schweren Zeiten. Ihr damaliger Ehemann Friedrich Benfer (1907-1996) spielte ebenfalls mit. Auch Paul Hörbiger (1894-1981) war in einer Hauptrolle als der Filmvater von Jenny Jugo zu sehen.
Ein ganz anderes Kaliber war der Spielfilm, der in der Sowjetunion nach der Novelle von Anna Seghers (1900-1983) „Der Aufstand der Fischer von St. Barbara“ entstand. Unter dem Titel „Der Aufstand der Fischer“ gab der deutsche Regisseur Erwin Piscator (1893-1966) sein Spielfilmdebüt. Der Film war im Auftrag der deutsch-russischen Meschrabpom-Film Aktiengesellschaft in der Sowjetunion in den Jahren 1931 und 1934 entstanden. Er sollte anfänglich gegen die stärker werdende NS-Bewegung gerichtet sein und deshalb in einer deutschen und in einer russischen Fassung produziert werden. Es konnte jedoch nur die russische Fassung fertiggestellt werden.
In Großbritannien entstand der Film „Katharina die Große“. Paul Czinner (1890-1972) drehte ihn. Das Drehbuch basierte auf dem Theaterstück „The Czarina“ von Lajos Biró (1880-1948) und Melchior Lengyel (1880-1974). Es war eine frei gestaltete Fassung der Biografie der russischen Zarin. Nach seiner Uraufführung im Mai 1934 war der Film von den Nationalsozialisten verboten worden. Erst im Jahr 1949 konnte der Film in den deutschen Kinos gezeigt werden. Er war mit 400.000 Dollar der bis dahin kostenaufwändigste britische Spielfilm. Als Katharina war Czinners Ehefrau Elisabeth Bergner (1897-1986) besetzt worden.
In den Vereinigten Staaten wurde „Es geschah in einer Nacht“ produziert. Frank Capra (1897-1991) hatte eine Komödie in Szene gesetzt, die auf der Grundlage der Kurzgeschichte „Night Bus“ von Samuel Hopkiins Adams (1871-1958) basierte. Es wurde ein Film, der mit fünf Oscars in den wichtigsten Kategorien prämiert wurde. Clark Gable (1901-1960), der bereits den Status eines Hollywood-Star innehatte, spielte die männliche Hauptrolle. Seine französisch-US-amerikanische Kollegin Claudette Colbert (1903-1996) spielte die weibliche Hauptrolle, für die sie einen Oscar bekam, ebenso wie Clark Gable. Die deutsche Uraufführung fand erst im Folgejahr 1935 statt. Der Film wurde mit Untertiteln gezeigt, wurde aber aufgrund seines großen Erfolges noch im selben Jahr in einer deutschen Synchronfassung hergestellt.

Die 6. Oscarverleihung
Am 16. März fanden die „6th Annual Academy Awards“ in Los Angeles statt. Im Ambassador Hotel moderierte Will Rogers die Oscarverleihung für die Filme aus dem Zeitraum 1. August 1932 bis zum 31. Dezember 1933. Im vorherigen Jahr war die Oscarverleihung ausgesetzt worden um die Filme in Zukunft für das verstrichene Kalenderjahr auszeichnen zu können. In diesem Jahr wurde die neue Kategorie „Beste Regieassistenz“ eingeführt, dessen Auszeichnung nach bereits 5 Jahren wieder verworfen wurde. Mit den meisten Oscars wurde der Film "Kavalkade" ausgezeichnet. Das Werk von Frank Lloyd hatte während dieser Verleihung gleich drei Auszeichnungen abräumen können. Mit jeweils 4 Benennungen, wurden die Filme „Kavalkade“, „In einem anderen Land“ und „Lady für einen Tag“ am häufigsten nominiert. Außerdem erhielt die Schauspielerin Katharine Hepburn erstmals die begehrte Auszeichnung (Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“) von den insgesamt 4 Oscars in ihrer Filmkarriere..

Internationale Filmfestspiele von Venedig
In diesem Jahr fanden in dem Zeitraum 1. bis 20. August, die Internationalen Filmfestspiele von Venedig („Mostra internazionale d'arte cinematografica di Venezia“) statt. Sie wurden auf dem Lido in Venedig und ab diesem Jahr jeweils jährlich veranstaltet. Ausgezeichnet wurden unter anderem der beste ausländische Film, so wie der beste italienische Film und Kategorien wie „Bester Schauspieler/in“ und „Bestes Drehbuch“. Von 1934 bis 1942 wurde die Auszeichnung „Coppa Mussolini“ verliehen, die nach dem damaligen Diktator Italiens benannt war

Filmdebüts und Neuerscheinungen
Bing Crosby gab seinen Filmeinstand in "The Big Broadcast"
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