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Das Sportjahr 1909 – Die Berliner
Rennbahnkatastrophe
Radsport
Zum ersten Mal wurde im Jahr 1909 die Giro
d’Italia vom 13. bis zum 30. Mai 1909
ausgetragen. Sie führte in einem Rundkurs von
Mailand nach Mailand und bestand aus insgesamt
acht Etappen. Die Gesamtlänge dieses Radrennens
betrug 2.448 Kilometer. Am frühen Nachmittag des
13. Mai gingen in Mailand 127 Fahrer an den
Start. Das Ziel erreichten am 30. Mai 49 Fahrer.
Die Teamwertung gewann die Mannschaft Atala aus
Italien und Luigi Ganna (1883-1957) konnte nach
drei Etappensiegen (4., 5. und 7. Etappe) auch
den Gesamtsieg für sich verbuchen. Die
Initiatoren der ersten Italienrundfahrt waren
der Herausgeber der „Gazetta dello Sport“,
Eugenio Camillo Costamagna und die Redakteure
Armando Cougnet und Tullo Morgagni. Der
italienische Radsportverband hatte bei der
Finanzierung neben einigen Firmensponsoren
geholfen, diese Veranstaltung zu realisieren.
Ebenfalls zum ersten Mal wurde am 15. März 1909
in den Berliner Ausstellungshallen am
Zoologischen Garten das Berliner Sechstagerennen
ausgetragen. Es war das erste seiner Art in
Europa. Vordem hatte es in New York die Menschen
begeistert, was nun in Europa auch so sein
sollte. Das gelang auch, denn das
Sechstagerennen ist bis heute weltweit das am
meisten ausgetragene Radrennen. Im Jahr 1909
waren es 15 Mannschaften, die auf dem 150 m
langen Lattenoval um den Sieg rangen. Nach 144
Stunden gewann das amerikanische Paar – seit
1899 waren in den USA Zweiermannschaften üblich,
was in Berlin übernommen wurde - Jimmy Moran und
Floyd MacFarland nach einer Strecke von 3.865,7
Kilometern. Nach diesem ersten Sechstagerennen,
das enorm erfolgreich gewesen war und die
Zuschauer begeistert hatte, wurde noch im selben
Jahr ein weiteres Rennen ausgetragen.
Spektakulär war am 18. Juli 1909 bei einem
Steherrennen die schreckliche Katastrophe, die
das Motorrad eines Schrittmachers ausgelöst
hatte. Sie ging als Rennbahnkatastrophe von
Berlin in die Sportgeschichte ein und wurde auch
als „Schwarzer Sonntag“ bezeichnet. Was war
geschehen? Die Berliner Radrennbahn im Sportpark
„Alter Botanischer Garten“ an der Potsdamer
Straße war sollte mit einem Renntag feierlich
eröffnet werden. Im Kaiserreich war diese
Radrennbahn bis dato die einzige 333 1/3 m lange
Bahn als Freiluftbahn ohne Überdachung und ganz
aus Holz gebaut worden. Sie hatte den Ruf, dass
auf ihr besonders schnell gefahren werden kann.
Radsport hatte in jener Zeit einen großen Zulauf
an Besuchern. Nicht zuletzt deshalb war auch
wenige Monate zuvor das erste Sechstagerennen
nahe des Zoologischen Gartens veranstaltet
worden. Im Berliner Raum gab es zu jener Zeit 14
Freiluftbahnen. Die neue Radrennbahn „Alter
Botanischer Garten“ war vor allen Dingen für
Steherrennen gedacht.
Die waren besonders
populär. Die Steher, das waren die
Radrennfahrer, die im Windschatten von
Motorrädern enorme Geschwindigkeiten bis zu 100
km/h erreichen konnten. Die Motorradfahrer – die
Schrittmacher – fuhren damals die üblichen
„Führungstandems“. Das waren Motorräder mit zwei
Sitzen. Zur feierlichen Einweihung der Bahn
waren etwa 6.200 Zuschauer trotz des hohen
Eintrittsgeldes von zwei Goldmark auf den
Tribünen. Eigentlich war das für die damaligen
Verhältnisse ein geringes Zuschaueraufkommen.
Die Menschen in der Nordkurve zur Potsdamer
Straße standen besonders dicht gedrängt. Nachdem
der Startschuss gefallen war, begannen die
Motorräder für das einstündige Steherrennen vor
den Radfahrern herzufahren. Der Schrittmacher
Werner Krüger, der den Radfahrer John Stol
führte, versuchte mit seiner Maschine ein
Überholmanöver. Der Steuermann des folgenden
Führungstandems versuchte auszuweichen. Dabei
flog sein Motorrad in der Nordkurve in die Menge
der Zuschauer. Der Benzintank ging kaputt und
das auslaufende
Benzin fing sofort Feuer.
Meterhoch war die Stichflamme, die von der
Nordtribüne aus meterhoch in den Himmel schoss.
Nachfolgende Motorräder und Rennfahrer
überstürzten sich und flogen auf den Sandplatz
des Innenraumes. Unter den Tausenden von
Zuschauern brach eine Massenpanik aus. Bilanz
der Katastrophe waren neun tote Zuschauer und
mehr als 40 verletzte Menschen. Das Unglück war
das schlimmste, das im deutschen Radsport bis
dato geschehen war. So viele Opfer hatte kein
anderes Unglück gefordert.
Sonstige Ereignisse im sportlichen Bereich
Als erste Betriebssportgruppe Deutschlands wurde
am 14. April 1909 in Berlin die Sportliche
Vereinigung OSRAM e. V. gegründet. Zum
Jahresende, am 19. Dezember 1909 wurde der
Ballspielverein
Borussia Dortmun gegründet. Und
am Silvestertag kam es zur Gründung des
Deutschen Hockey-Bundes. Außerdem wurde zum
ersten Mal um den Bundespokal gespielt. Er hieß
damals noch Kronprinzenpokal. Die Mannschaft
Mitteldeutschlands gewann gegen Brandenburg 3:1.
Im benachbarten Frankreich wurde in der
Hauptstadt Paris das „Stade de Paris“ eröffnet.
Und in Österreich war am 10. November die erste
Freiluftkunsteisbahn der Welt als „Eislaufplatz
Engelmann“ im Wiener Stadtteil Hernals eröffnet
worden. Damit bekam das Eishockey in Wien einen
enormen Aufschwung. Ihren Namen bekam der
Eislaufplatz nach seinem Konstrukteur Eduard
Engelmann junior.
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