Biografie
Thorsten Schäfer-Gümbel Lebenslauf
Die SPD hat von
1949 bis
2019 insgesamt zwanzig
Vorsitzende an ihre Parteispitze gestellt. Das ist eine ähnliche Zahl wie die
der CDU- und FDP-Vorsitzenden im selben Zeitraum. Von den zwanzig
SPD-Vorsitzenden haben sechs ihr Amt vom SPD-Bundesvorstand zur kommissarischen
Ausübung übertragen bekommen. Ein Novum bei der Vorsitzübergabe im
Juni 2019 war das der
Ernennung von gleich drei Vorsitzenden. In Nachfolge der am 3. Juni 2019
zurückgetretenen
Andrea Nahles
übernahmen zwei Frauen und ein Mann bis zur Wahl einer neuen Parteispitze die
kommissarische Führung der Sozialdemokraten. Neben
Malu Dreyer und
Manuela Schwesig
wurde Thorsten Schäfer-Gümbel in das Trio berufen. Alle drei schlossen aus, sich
für das reguläre Vorsitzenden-Amt bewerben zu wollen. Hessen-SPD-Chef Thorsten
Schäfer-Gümbel, seit drei Jahrzehnten in der SPD auf Funktionsposten aktiv,
kündigte sogar seinen gänzlichen Rückzug aus der aktiven Politik an.
In die SPD eingetreten war der am
1. Oktober 1969
geborene Thorsten Schäfer-Gümbel 1986 (damals noch: Thorsten Schäfer). Er kam am
1. Oktober 1969 im Allgäuer Marktort Oberstdorf, wo Vater Rolf damals als
Zeitsoldat stationiert war, auf die Welt. Kindheit und Jugend verlebte der
kleine Thorsten mit Eltern und drei jüngeren Geschwistern im hessischen Gießen.
Der Vater arbeitete als Fernfahrer, die Mutter als Putzfrau. Im Jahr nach dem
Schulabschluss an der heimischen Landgraf-Ludwig-Schule 1989 begann Thorsten
Schäfer an der Gießener Universität Agrarwissenschaft und Politologie zu
studieren. Schäfers Berufsziel war es damals, Entwicklungshelfer zu werden. Ab
1992 war er Stipendiat der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Sein Studium
beendete Schäfer 1997 erfolgreich mit dem Grad M.A.
Bis 1998 blieb er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an seiner Universität und
wechselte dann in den Kommunaldienst als Referent beziehungsweise
wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stadtverwaltung von Gießen (1998 – 2003).
1998 heiratete der 1,93 m große Hesse die Historikerin Anette Gümbel und
ergänzte seinen Namen zu „Thorsten Schäfer-Gümbel“ (häufig mit „TSG“ abgekürzt).
Der in seiner Partei dem linken Flügel zugerechnete TSG absolvierte die in der
SPD für einen Top-Posten in der Regel übliche „Ochsentour“ stetiger Übernahme
von Partei- und Parlamentsämtern. Unter anderem war er Vize-Vorsitzender der
Hessen-Jusos, Kreistagsabgeordneter und Chef des SPD-Unterbezirks Gießen. 2009
folgte die Wahl zum Landesvorsitzenden der Hessen-SPD. Damals war Schäfer-Gümbel
schon seit sechs Jahren Abgeordneter im Wiesbadener Landtag. Gleichzeitig mit
dem Landesvorsitz wurde er 2009 auch SPD-Landtags-Fraktionsvorsitzender und
Mitglied des SPD-Bundesparteivorstands. 2013 wurde er einer der
stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden.
Bei den drei Landtagswahlen 2009, 2013 und 2018 trat Schäfer-Gümbel als
Spitzenkandidat seiner Partei an. Dabei vertrat TSG politische und soziale
Forderungen, die sich insbesondere an klassische Wählerschichten der SPD im
Arbeitnehmer- und Normalverdienerbereich orientierten. Zu diesen Forderungen
gehörten unter anderen die Anhebung der Steuersätze für Spitzenverdiener bei
gleichzeitiger Entlastung der anderen Einkommensgruppen, Mietgerechtigkeit durch
Sicherstellung bezahlbaren Wohnraums, gebührenfreie Bildung sowie Verbilligung
von Bahntickets.
Aus keiner der drei Landtagswahlen von 2009 bis 2018 ergab sich eine
Regierungsbeteiligung der von
1946
bis
1999 fast ununterbrochen in
Hessen den Ministerpräsidenten stellenden SPD. 2018 fiel die damit
daueroppositionelle SPD dem negativen Bundestrend für die Sozialdemokratie
folgend bei den Landtagswahlen auf ein Rekordtief von 19,6 %.
Anfang 2019 kündigte der glücklose dreifache Spitzenkandidat an, sich aus der
Politik zurückzuziehen, nicht wieder für seine Parteiämter zu kandidieren und zu
Oktober 2019 den Posten als Personalvorstand der Deutschen Gesellschaft für
Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zu übernehmen. Die sich zu 100 % im Besitz
der Bundesrepublik Deutschland befindende GIZ GmbH (über 20.000 Mitarbeiter) ist
vor allem zur Wahrnehmung von Aufgaben der Entwicklungshilfe gegründet worden.
Thorsten Schäfer-Gümbel
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n.n.v.