Biografie
Frank-Walter Steinmeier Lebenslauf
Frank-Walter Steinmeiers Vereidigung zum
Bundesaußenminister am
17. Dezember 2013 war nicht
der erste Minister-Eid, den der gebürtige Detmolder
mit den schlohweißen Haaren in seinem Leben
geleistet hatte. Bereits von 2005 bis 2009 hatte der
SPD-Politiker dem Auswärtigen Amt vorgestanden.
Davor hatte er sechs Jahre lang als Chef des
Bundeskanzleramtes unter Bundeskanzler Gerhard
Schröder (SPD) eine Schlüsselfunktion im
Machtapparat besetzt.
Das spätere politische Schwergewicht Steinmeier
wurde am
5. Januar 1956 in ein
dörflich-agrarisch-proletarisches Milieu
hineingeboren. Seine 1930 in Schlesien geborene
Mutter Ursula (geb. Broy) war Fabrikarbeiterin
gewesen und Vater Walter (1923 - 2012) arbeitete als
Tischler. Die Steinmeiers waren seit Jahrhunderten
im Lipperland als Kleinbauern ansässig
gewesen. Der
kleine Frank-Walter wuchs mit seinem sechs Jahre
jüngeren Bruder Dirk in dem wenige Kilometer östlich
von Detmold zwischen Weserbergland und Teutoburger
Wald gelegenen Dorf Brakelsiek auf. Brakelsiek wurde
1970 dem Städtchen Schieder-Schwalenberg
angegliedert. Steinmeier ging von 1966 bis 1974 in
der Nachbarstadt Blomberg auf das dortige Gymnasium.
Nach dem Abitur leistete Steinmeier in einer
Luftwaffen-Einheit in Goslar seinen Wehrdienst. 1975
trat Steinmeier in die SPD ein. Er begann im
Wintersemester
1976 mit dem Jura-Studium an der
Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Der Student
engagierte sich in Gießen in der
Juso-Hochschulgruppe und als AStA-Mitglied im
gemäßigt linken Spektrum der Studentenschaft. Sein
Studium finanzierte er sich durch Bafög, ein
Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung und
Studentenjobs. Unter anderem hat er in einer
Möbelfabrik Barfächer in Nussbaumschränke eingebaut.
Ab 1980 belegte der damals noch blonde Steinmeier
auch politikwissenschaftliche Veranstaltungen. 1982
bestand er die 1. juristische Staatsprüfung, der
nach Referendariatsstationen in Gießen und
Frankfurt/Main 1986 die erfolgreich abgelegte 2.
juristische Staatsprüfung folgte. Anschließend
arbeitete er bis 1991 als wissenschaftlicher
Mitarbeiter an der Fakultät Rechtswissenschaft der
JLU im Bereich Öffentliches Recht und Politik.
Außerdem half er bei der Rechtsberatung der Gießener
Obdachlosenhilfe aus. 1991 promovierte Steinmeier
zum Doktor der Rechte. Das Thema seiner Doktorarbeit
war „Tradition und Perspektiven staatlicher
Intervention zur Verhinderung und Beseitigung von
Obdachlosigkeit". Auf einen 2013 erhobenen
Plagiatsvorwurf eines Dortmunder
Fachhochschulprofessors reagierte Steinmeier mit der
Bitte an den JLU-Präsidenten, seine Dissertation
förmlich zu überprüfen. Die Überprüfung ergab die
Haltlosigkeit der Plagiatsvorwürfe.
1991 war das Jahr, in dem Steinmeier den Sprung in
die Welt der Realpolitik tat. Er wurde Referent für
Medienrecht in der dem niedersächsischen
SPD-Ministerpräsidenten
Gerhard Schröder
zuarbeitenden Staatskanzlei in Hannover. Die Chemie
zwischen den beiden aus „kleinen Verhältnissen“
stammenden Volljuristen funktionierte. Dazu mag
beigetragen haben, dass Schröder und Steinmeier in
Nachbargemeinden im Kreis Lippe geboren wurden und
aufgewachsen sind. Steinmeier wurde bald einer der
wichtigsten Mitarbeiter von Schröder. Zunächst als
Leiter von Schröders persönlichem Büro (1993/94),
dann als Leiter der Richtlinien- und
Koordinierungs-Abteilung (1994 - 1996). 1996 wurde
Steinmeier Staatsekretär und Chef der
niedersächsischen Staatskanzlei. Als Schröder
Bundeskanzler geworden war, glaubte er auf
Steinmeier nicht verzichten zu können.
Staatssekretär Dr. Steinmeier wurde 1998
Beauftragter für die Nachrichtendienste im
Bundeskanzleramt. Nachdem Schröder den nicht zuletzt
wegen seines zu plakativen Führungsstils
umstrittenen und zum Teil auch gefürchteten
Kanzleramtsleiter Bodo Hombach auf einen EU-Posten
weggelobt hatte, berief er 1999 den unauffälligeren
und bewährten Steinmeier zum neuen Chef des
Bundeskanzleramts. In dieser einflussreichen
Hintergrunds-Funktion war Steinmeier maßgeblich an
der Ausarbeitung von Schröders „Agenda 2010“ und
anderer gesellschaftspolitisch weichenstellender
Strategiepapiere mitbeteiligt.
Nachdem Schröder bei der
Bundestagswahl 2005 gegen
Herausforderin
Angela Merkel (CDU) verloren hatte,
schienen auch Steinmeiers Tage an der Spitze der
Macht gezählt zu sein. Aber obwohl als Schröders
Vertrauter geltend der als pragmatischer
Machtmanager geschätzte Steinmeier bei den
schwarz-roten Koalitions-Verhandlungen von der
CDU/CSU schließlich als Außenminister wurde
akzeptiert. Im Außenamt (von 2007 bis 2009 auch als
Vizekanzler) erwarb sich Steinmeier in den vier
Jahren seiner Amtszeit einen anerkannten Ruf als
besonnener und
durchsetzungsfähiger Akteur auf
internationalem Parkett.
Bis
2007 hatte Steinmeier keine offiziellen
Funktionen in der SPD ausgeübt. Etliche
Parteigenossen murrten deshalb auch, als Steinmeier
im Herbst 2007 sozusagen aus dem Stand heraus vom
Bundesparteitag mit knapp 86 % der Stimmen zu einem
der drei Vize-Vorsitzenden gewählt wurde. Ein Jahr
später stellte die SPD den in Berlin-Zehlendorf
lebenden Steinmeier als ihren Spitzenkandidaten für
den Bundestagswahlkampf auf. Bei der Bundestagswahl
im September 2009 bewarb sich Steinmeier auch
erstmals um ein Bundestagsmandat. Wie auch 2013
konnte Steinmeier sich im als SPD-Hochburg geltenden
brandenburgischen Wahlkreis 60 (Stadt Brandenburg
und Umgebung) als Direktkandidat durchsetzen.
Dagegen scheiterte sein Versuch, 2009 Angela Merkel
vom Kanzlerinnenthron zu stürzen.
Von 2009 bis 2013 führte Steinmeier als
Fraktionsvorsitzender der SPD die parlamentarische
Opposition im Bundestag an. Der oft eher
verschlossen und kontrolliert wirkende Steinmeier,
dem es im Wahlkampf nicht immer gelang, Emotionen
auszulösen, gewann durch eine höchstpersönliche
Leistung erhebliche Sympathien in der Öffentlichkeit
hinzu. Im August 2010 teilte Steinmeier mit, dass er
seiner Frau eine Niere spenden würde und deshalb
eine kurze Auszeit aus der Politik nehmen müsse.
1995 hatte Steinmeier die sechs Jahre jüngere Elke Büdenbender, ebenfalls ein Tischlerskind,
geheiratet. Die Beiden hatten sich 1988 an der Uni
kennengelernt. Elke Büdenbender war später
Verwaltungsrichterin geworden. Im Jahr nach der
Eheschließung kam die gemeinsame Tochter Merit auf
die Welt.
Aus Rücksicht auf seine trotz erfolgreich
verlaufender Nieren-Transplantation häufig mit
gesundheitlichen Problemen kämpfenden Frau
verzichtete Steinmeier nach eigener Aussage 2012
darauf, sich erneut als Kanzlerkandidat zu
positionieren. Stattdessen unterstützte er Peer
Steinbrück bei dessen erfolglosen Kandidatur.
Von 2013 bis 2017 gehörte Steinmeier als
Außenminister zum Kabinett Merkel III. Am 12.
Februar 2017 wurde er zum
12. Bundespräsidenten der
Bundesrepublik Deutschland gewählt.
Am
13. Februar 2022
wurde er mit 1.045 von 1.437 abgegebenen Stimmen wiedergewählt.
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