Biografie
Alexander Gauland Lebenslauf
Der am
20. Februar 1941 in der sächsischen Stadt
Chemnitz geborene Jurist, Publizist und Politiker
Alexander Gauland wurde einer größeren
Öffentlichkeit vor allem als Schlüsselfigur einer
nach ihm benannten hessischen Polit-Affäre um 1990
sowie als nationalkonservativer Spitzenpolitiker der
2013 gegründeten Rechts-Partei AfD bekannt.
Gauland wurde in ein bildungsbürgerliches Milieu
hineingeboren. Sein gleichnamiger Vater war ein
pensionierter Polizeipräsident, der in seinen
jüngeren Jahren als Offizier der sächsischen Armee
gedient hatte. Die Familie Gauland blieb auch nach
dem Zweiten Weltkrieg im zunächst sowjetisch
besetzten, dann Teil der
DDR gewordenen Sachsen.
Trotz seiner bürgerlichen Abstammung wurde es
Alexander Gauland in seiner seit 1953 in
„Karl-Marx-Stadt“ umbenannten Heimatstadt erlaubt,
Abitur (1959) zu machen. Ein Studium wurde ihm aber
nicht gestattet. Gauland setzte sich daraufhin über
die Grenze in die Bundesrepublik ab. Von 1960 bis
1966 studierte Gauland in Marburg und Gießen Jura,
Geschichte und Politologie bis zum erfolgreichen
ersten juristischen Staatsexamen. In seiner
Studentenzeit engagierte sich
Gauland aktiv beim
CDU-nahen RCDS (Ring Christlich-Demokratischer
Studenten). Nach dem Referendariat bestand er
1971
auch erfolgreich das Assessor-Examen. Im Jahr davor
hatte Gauland mit einer Dissertation zu einem
völkerrechtlichen Thema, das seine juristischen mit
seinen historisch-politischen Neigungen verband, den
Dr.-jur.-Grad erlangt: „Das Legitimitätsprinzip in
der Staatenpraxis seit dem Wiener Kongress“.
Bereits vor dem endgültigen Abschluss seines
Studiums begann Gauland seine Berufskarriere beim
Bonner Presse- und Informationsamt. 1974 wechselte
der 1973 in die
CDU eingetretene Jurist für ein Jahr
in den Konsularischen Dienst als für die
Pressearbeit zuständiger Attaché beim deutschen
Generalkonsul in der schottischen Hauptstadt
Edinburgh. Ab 1975 war Gaulands berufliche und
politische Laufbahn eng mit der Person des
CDU-Politikers Walter Wallmann (1932-2013)
verbunden. Der Bundestagsabgeordnete Wallmann war
seit 1973 im Fraktionsvorstand seiner Partei (seit
1976 als Parlamentarischer Geschäftsführer). Er
schätzte den gebildeten Fraktionsmitarbeiter Gauland
so sehr, dass er ihn zu seinem persönlichen
Referenten machte. Nach Wallmanns Wahl zum
Oberbürgermeister von Frankfurt/Main 1977 avancierte
Gauland in der hessischen Metropole als Büroleiter
und Magistratsdirektor zu „rechten Hand“ Wallmanns.
Als Wallmann 1986 von Bundeskanzler Kohl zum
Bundesumweltminister ernannt worden war, folgte ihm
Gauland auch in diese neue Position ebenso wie ein
Jahr später in die hessische Hauptstadt Wiesbaden.
Wallmann war Ministerpräsident geworden und übertrug
Staatssekretär Gauland mit dem Amt des
Staatskanzlei-Chefs eine politische
Schlüsselposition.
Bundesweites Aufsehen erregte eine Personalie, bei
der Gauland den für die Verbindung zwischen Kirchen
und Landesregierung verantwortlichen Beamten im Büro
Wallmann versetzt hatte. Der Leitende Ministerialrat
Rudolf Wirtz, ein SPD-Genosse, war mit der
Begründung, dass es zu Unstimmigkeiten von ihm mit
Kirchenvertretern gekommen sei, 1989 durch Gauland
von seinem Posten abgelöst worden. Als Nachfolger
wurde das CDU-Mitglied Wolfgang Egerter bestellt.
Wirtz und seine Unterstützer, die „Parteienfilz“ und
“Rufmord“ vermuteten, zeigten sich mit dieser
Vorgehensweise nicht einverstanden. Es kam zu zwei
Verwaltungsgerichtsprozessen, die schließlich
zuungunsten von Wirtz endeten. Mitentscheidend war
eine eidesstattliche Erklärung von Gauland, dass ihm
Kirchenvertreter, deren Namen Gauland aus Gründen
der Staatsräson nicht nennen könne, ihr Misstrauen
gegenüber Wirtz ausgedrückt hätten. Die später
(1994) von der CDU-Spitze zurückgenommenen Vorwürfe
gegen Wirtz führten zu einer heftigen
innenpolitischen Debatte in Hessen und brachten
Gauland in schwere Kritik. Die „Affäre Gauland“
wurde sogar Grundlage für einen politischen
Schlüsselroman von Martin Walser. Sein „Finks Krieg“
(1996) schaffte es auf die SPIEGEL-Bestsellerliste.
Nach der Abwahl der CDU-Regierung in Hessen 1991
begann Gauland eine zweite Karriere als
Zeitungsmacher. Er war ab 1991 als Bevollmächtigter
verantwortlich für die Umstrukturierung der nach der
Wende von der FAZ-Verlagsgruppe erworbenen
brandenburgischen
Tageszeitung MAZ (Märkische
Allgemeine). Gauland war
bis 2005 Herausgeber der in
Potsdam erscheinenden MAZ, in der er regelmäßig
politische Artikel veröffentlichte. Daneben war er
auch in anderen Medien als Publizist aktiv.
Der sich zunehmend zu nationalkonservativen
Vorstellungen bewegende Gauland gehörte zu den
Mitgliedern eines sich seit 2007 positionierenden
informellen Gesprächskreises Merkel-kritischer
CDUler („Berliner Kreis“).
Anfang 2013 trat der sich als „Wertkonservativer“
verstehende Gauland aus der CDU aus. Bereits im
Herbst 2012 hatte er zusammen mit Bernd Lucke und
anderen mit dem Kurs der CDU unzufriedenen
Konservativen die Euro-kritische Wahl-Alternative
2013 gegründet, aus der im Februar 2013 die Partei
Alternative für Deutschland (
AfD) mit Gauland als
Vize-Sprecher entstand. Anfang 2014 wurde Gauland
zum AfD-Landesvorsitzenden von Brandenburg gewählt.
Unter seiner Führung gelang im selben Jahr der
Einzug in den Potsdamer Landtag (12,2 %, 11 Sitze)
und Gauland wurde dort
AfD-Landtagsfraktionsvorsitzender.
Gauland, der unter anderem in der „Erfurter
Resolution“ Anfang 2015 eine konservativere
Grundausrichtung der AfD gefordert hatte, gehörte zu
den Gegenspielern des gemäßigteren
Partei-Bundessprechers Bernd Lucke, der auf dem
Essener AfD-Parteitag vom 4. Juli 2015 aus der
Parteispitze und damit auch aus der Partei verdrängt
wurde. Neben der neuen Doppelspitze mit
Frauke Petry
und Jörg Meuthen als Bundesvorsitzende wurde
Alexander Gauland als einer von drei
stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
2017 wurde Gauland zusammen mit
Alice Weidel zum Spitzenkandidat der AfD
bei den Bundestagswahlen bestimmt. Die Partei
errang 12,6 Prozent der Stimmen und wurde
drittstärkste Kraft. Die Partei konnte erstmals
in den Bundestag einziehen. Im November 2017
wurde Gauland zum Co-Vorsitzenden seiner Partei
gewählt, zusammen mit den wieder gewählten Jörg
Meuten. Am 30. November 2019 verzichtete Gauland
auf eine erneute Kandidatur und
Tino Chrupalla
wurde sein Nachfolger als
Co-Fraktionsvorsitzender.
Ende Januar 2020 wurden wegen mutmaßlicher
Steuerhinterziehung die Wohnungen von Alexander
Gauland in Potsdam und Frankfurt durchsucht. Der
Bundestag hatte zuvor die Immunität Gaulands
aufgehoben.
Alexander Gauland privat
Aus Familientradition ist Alexander Gauland
Mitglied der evangelischen Kirche. Er ist
verheiratet und Vater einer Tochter Dorothea
(1983) aus einer früheren Ehe. Seit 1993 legt er
in einer Villa in der Potsdamer Berliner
Vorstadt unweit des Heiligen Sees. Seine
Lebensgefährtin Carola Hein war Lokalredakteurin
bei der vom ihm bis 2005 herausgegebenen
„Märkischen Allgemeinen“.
Der Sohn seiner Lebensgefährtin, der PR-Berater
Stefan Hein, ist auch Mitglied der AfD und war
2014 mit Gauland in den Brandenburger Landtag
gewählt worden. Nach seinem Ausschluss aus der
AfD-Fraktion war er bis 2019 fraktionsloser
Abgeordneter.
Gaulands Tochter Dorothea ist evangelische
Pfarrerin und war im Dekanat Dreieich der
Evangelischen Kirch in Hessen und Nassau. Seit
August 2019 ist sie neue Ökumene-Pfarrerin in
Main. Sie distanzierte sich im
Februar 2016 öffentlich von den
flüchtlingspolitischen Aussagen ihres Vaters.
Sie setzte sich bisher aktiv für
Flüchtlingshilfe ein.
Alexander Gauland
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n.n.v.