Salman Rushdie Lebenslauf
Mit "Mitternachtskinder" schuf er einen der
größten Romane des
20. Jahrhunderts. Seine
"Satanischen Verse" machten ihn zur Zielscheibe
religiöser Fundamentalisten - was Salman Rushdie
schließlich 34 Jahre später zum Opfer eines
lebensgefährlichen Attentats machte. Die
folgenschwere Fatwa, die im Jahr
1989 vom
iranischen Staatsoberhaupt gegen Rushdie
ausgesprochen wurde, hat sein Leben geprägt und
in der öffentlichen Wahrnehmung oft
überschattet, was Rushdie hauptsächlich ist:
einer der bedeutsamsten Autoren seiner Zeit -
der auch immer eine besondere Verbindung zur
deutschsprachigen Literatur hatte.
Ahmed Salman Rushdie wurde am
19. Juni 1947 im
indischen Bombay (heute: Mumbai) geboren, kurz
vor dem Ende der britischen Kolonialherrschaft.
Rushdies Vater war ein Anwalt und Geschäftsmann,
der seinen Sohn als Jugendlicher nach
England
schickte. Rushdie besuchte das renommierte
Internat Rugby School in der Grafschaft Warwickshire und studierte Geschichte in
Cambridge. Vor seinem Durchbruch als
Schriftsteller arbeitete Rushdie als
Werbetexter,
Journalist und am Theater. Rushdies
Erstlingswerk "Grimus" aus dem Jahr
1975 blieb
von Publikum und Kritik noch eher unbeachtet,
ein Riesenerfolg wurde dafür das
1981
erschienene "Mitternachtskinder" ("Midnight's
Children"), das Rushdies Ruhm begründete.
Rushdie verwob darin die autobiografisch
geprägte Geschichte seines Protagonisten Saleem
Sinai, der am Jahrestag der indischen
Unabhängigkeit geboren wurde, mit einer
epochalen Erzählung der Geschichte seines
Heimatlandes, durchsetzt mit fantastischen
Elementen. "Mitternachtskinder" gilt als
Meisterwerk und revolutionäre Weiterentwicklung
des Magischen Realismus, dem Genre, das Gabriel
García Márquez und auch Günter Grass berühmt
gemacht haben. Grass' "Blechtrommel" hat Rushdie
erklärtermaßen "sehr beeinflusst", in ähnlichem
Maß wie García Márquez' "Hundert Jahre
Einsamkeit".
Mit "Die satanischen Verse" gelang Rushdie
1988
ein weiterer Welterfolg mit unliebsamen
Konsequenzen: Der radikal-islamische
Ayatollah
Khomeini, Staatsoberhaupt des
Iran, sprach kurz
vor seinem Tod im Jahr
1989 eine Fatwa gegen
Rushdie aus und rief Muslime in aller Welt auf,
sein Todesurteil zu vollstrecken. Der Grund:
Rushdies in Traumsequenzen gezeichnete
Lebensdarstellung des Propheten Mohammed sei ein
Angriff „gegen den Islam, den Propheten und den
Koran“ gewesen. Auf Rushdie wurde ein
Millionen-Dollar-Kopfgeld ausgesetzt. Obwohl
Khomeinis Fatwa selbst von radikal-islamischen
Instanzen anderer Länder als illegal und nichtig
verurteilt wurde, musste Rushdie fortan in
ständiger Angst leben, lange unter Polizeischutz
und an wechselnden Wohnorten. Die einschneidende
Erfahrung formte auch sein weiteres
literarisches Schaffen, etwa den Roman "Harun
und das Meer der Geschichten", eine Parabel auf
sein unfreiwilliges Leben im Untergrund.
Einen Großteil seines Lebens verbrachte der
2007
von der englischen Queen Elizabeth zum Ritter
geschlagene Rushdie in den USA. An seinem
Hauptwohnsitz New York freundete er sich auch
mit dem deutsch-österreichischen Star-Autor
Daniel Kehlmann ("Die Vermessung der Welt") an.
Rushdie ist viermal geschieden, zuletzt
scheiterte seine 2004 geschlossene Ehe mit dem
Model Padma Lakshmi.
Der Anschlag auf Rushdie
Der Iran nahm das
Todesurteil gegen Rushdie nie zurück, sondern
erhöhte stattdessen das Kopfgeld auf ihn immer
weiter. Am
12. August
2022 holte die Fatwa Rushdie
ein, als er bei einem Vortrag in der Stadt
Chautauqua in New York von einem radikalisierten
Sohn libanesischer Einwanderer mit einem Messer
attackiert wurde. Rushdie musste notoperiert und
künstlich beatmet werden, ihm droht der Verlust
eines Auges.