Länderinfo Turks- und Caicosinseln Geschichte
Die Turk- und Caicos-Inseln sind eine kleine Inselgruppe in den Kleinen Antillen der Karibik. Sie sind kein unabhängiger Staat, sondern gehören als Britisches Überseeterritorium zu Großbritannien und auch zur EU. Die Inseln wurden lange von Salzsiedern genutzt, verloren aber an wirtschaftlicher Bedeutung während des 19. Jahrhunderts. Heute sind sie vor allem eine beliebte Reisedestination, auch wenn ihr wirtschaftliches wie politisches Überleben noch sehr stark fraglich ist.

Frühzeit
Die Turk- und Caicos-Inseln wurden um die Zeitenwende das erste Mal besiedelt. Ob bereits in vorchristlicher Zeit Menschen hier siedelten, muss noch geklärt werden. Um die Zeitenwende wanderten die aus Südamerika stammenden Arawak hier ein. Der Stamm der Taino siedelte hier. Zusammen mit anderen Stämmen aus Hispaniola bildete sich hier eine eigene Kultur, die als Lukayan bekannt ist. Um 800 wanderten erneut Taino ein und formten eine für die Karibik einzigartige Mischkultur.


Neuzeit
Obwohl diskutiert wird, ob Christoph Kolumbus nicht 1492 doch die Turkinseln besucht hat, gilt Juan Ponce de Leon als deren Entdecker. Für die Anwesenheit von Kolumbus gibt es zwar einige Indizien in dessen Tagebüchern, aber keine stichhaltigen Belege. Ponce de Leon betrat 1512 die Insel Grand Turk als erster und nahm mit den dort lebenden Arawak Kontakt auf. Die Inseln galten jedoch als kaum nutzbringend, so dass sie zwar für Spanien reklamiert, aber nicht besiedelt wurden. Die einheimische Bevölkerung wurde als Sklaven nach Hispaniola verbracht. Bereits 1513 waren die Turk- und Caicos-Inseln unbewohnt. Sie wurden von französischen und englischen Freibeutern als Stützpunkt genutzt. 1681 siedelten sich Bewohner von Bermuda aus an und begründeten die Salzsiedertradition. Obwohl die Siedlungen nicht permanent waren, übten die Briten nun einen großen Einfluss aus. Während des Amerikanischen Unabhängigkeitskampfes siedelten Loyalisten vom Kontinent in die Karibik über. Die Salzsiederei erwies sich als sehr lukrativ und bald folgten auch Bewohner von den Bahamas. Dies führte während des gesamten 18. Jahrhunderts zu erheblichen Konflikten zwischen beiden Kolonien (Bermuda und Bahamas). Während des Anglo-Französischen Krieges und den später folgenden Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges fielen die Franzosen häufig ein; die auf Jamaika stationierten britischen Truppen jedoch griffen nicht ein, während Bermuda zu schwach war. Nach Protesten der Bewohner wurden die Inseln 1799 den Bahamas zur Verwaltung unterstellt. Da die mehrheitliche Bevölkerung von Bermuda stammte, zogen sich jahrzehntelange Streitigkeiten hin. 1848 wurden die Turk- und Caicos-Inseln deswegen als eigene Kolonie ausgegliedert. Die schwierige Verwaltung sowie die Kosten der Bürokratie waren jedoch zu hoch, so dass Großbritannien die Inseln Jamaika als Verwaltung unterstellte. Sie verblieben bis 1959. 1807 schafften die Briten den Sklavenhandel, 1838 die Sklaverei gesamt ab. Auf den Turk- und Caicos-Inseln gab es nur wenige Plantagen, dafür aber große Salzfelder. Es entwickelte sich hier nicht der Gegensatz zwischen Weiß und Schwarz wie auf den übrigen karibischen Inseln. Allerdings fielen nach 1815 wichtige Salzmärkte in den USA weg. Die Wirtschaft brach nach 1840 zusammen. 1873 annektierte Jamaika die Turk- und Caicos-Inseln gesamt und integrierte sie in seine Verwaltung. Die Inseln liefen deswegen in Gefahr, während der jamaikanischen Unabhängigkeitsphase von Großbritannien verloren zu gehen. 1959 wurden sie deswegen ausgegliedert und erhielten einen eigenen Gouverneur. 1962 wurden sie zur Kronkolonie erhoben. Die Verwaltung übernahm der Gouverneur der Bahamas. 1973 wurden die Bahamas ebenfalls unabhängig und die Turk- und Caicos-Inseln erhielten einen eigenen Gouverneur.

Moderne
Obwohl es auf den Turk- und Caicos-Inseln eine Unabhängigkeitsbewegung gab, konnte sie sich nicht durchsetzen. Nach der Unabhängigkeit der Bahamas gab es erste Forderungen nach der Lösung von Großbritannien. 1973 wurde ein Anschluss an Kanada diskutiert, aber verworfen. 1980 stellte Großbritannien die Unabhängigkeit in Aussicht. Die Partei People's Democratic Movement, die für die Loslösung war, verlor jedoch die Wahlen. Die Inseln verblieben in britischen Besitz. Ende der 1980er Jahre geriet die Politik der britischen Kolonie jedoch ins Chaos. Die innere Autonomie, die den Inseln gewährt wurde, garantierte die eigenständige Regierung durch einen Premierminister, der einem britischen Gouverneur unterstand. Ende der 1980er Jahre waren viele der Premierminister in Skandale verwickelt, waren im Drogenhandel involviert oder vielen sonst Großbritannien negativ auf. Der britische Gouverneur nahm die Verwaltung selber in die Hand und löste das lokale Parlament auf. 1988 wurde eine neue Verfassung erlassen. Während der 1990er Jahre stabilisierte sich die Politik, verfiel aber nach 2005 erneut ins Chaos. Großbritannien setzte 2009 die neue Verfassung erneut außer Kraft und löste das Parlament auf. Unter der Leitung des Gouverneurs wurde die politische Lage erneut stabilisiert. 2011 stellte Großbritannien die Unabhängigkeit in Aussicht. 2012 wurde dafür eine Kommission ins Leben gerufen. Wichtigstes Ziel der Politik seit 2010 war die Stabilisierung der Wirtschaft, um den Inseln bei der Unabhängigkeit, die zwischen 2016 bis 2020 erfolgen soll, eine solide finanzielle Basis zu geben.
Seiten zum Thema Turks- und Caicosinseln