Länderinfo Nigeria Geschichte
Nigeria ist ein gutes Beispiel misslungener
Kolonialpolitik. Das westafrikanische Land wurde
im
19. Jahrhundert zusammengefasst und wurde so
Heimat unterschiedlicher Völker wie den Yoruba,
Hausa und Ibo, die unterschiedliche Kulturen,
Sprachen und Religionen aufwiesen. Dies führte
zu einem anhaltenden ethnischen Konflikt, der
bis in die Gegenwart andauert und das Land
jahrzehntelang in Unruhe und Krieg versetzte.
Frühzeit
Nigeria ist seit mindestens zehntausend Jahren
besiedelt. In dieser Zeit lassen sich die ersten
Kulturen im Niger-Tal feststellen. Später
entwickelte sich die Region aufgrund ihrer
idealen Lage zu einem der Drehkreuze im
afrikanischen Handel. Um 1000 n. Chr. entstanden
die ersten Reiche, die Reiche von Songha und
Kanem, während die östlichen Landesteile unter
Einfluss des Edo-Reiches von Benin kam. Das Volk
der Ibo gründete lose Stammesverbindungen. Die
nigerianischen Reiche kamen bereits im 12.
Jahrhundert mit dem Islam in Kontakt, der zur
Religion der Hausa-Völker wurde. Der Handel mit
den arabischen Staaten Nordafrikas und den
zentralafrikanischen Staaten bescherte den
Staaten auf dem nigerianischen Boden einen
beträchtlichen Wohlstand.
Neuzeit
1485 erreichten die Portugiesen die Küste
Nigerias und kamen zum ersten Mal in Kontakt mit
den nigerianischen Reichen. Es entwickelte sich
ein intensiver Handel. Die Portugiesen stiegen
in den Sklavenhandel ein und bezogen Afrikaner,
die sie in die Neue Welt bzw. nach Nordafrika
vermittelten. Da die nigerianischen Fürsten
jedoch zu mächtig waren, wurden keinerlei
Anstrengungen unternommen, das Gebiet der
portugiesischen Kolonialwelt zuzuordnen. Die
Kontakte verblieben wirtschaftlicher und
diplomatischer Natur. Der Sklavenhandel
destabilisierte jedoch das soziale und
wirtschaftliche Gefüge Afrikas enorm. Es
entstanden neue Reiche wie das Oyo-Reich der
Yoruba und die Aro-Konförderation der Ibo. Das
Reich von Kanem-Bornu dehnte sich auf
nigerianisches Territorium aus. Die Hausa
errichteten mehrere Emirate, die ein Zentrum des
Sklavenhandels bildeten. 1804 rief Fulbe Usman
Dan Fodio einen Dschihad aus, eroberte einen
Großteil des nigerianischen Gebietes und
begründete das Kalifat von Sokolo.
Mitte des
19. Jahrhunderts kamen die Briten nach
Afrika. Sie übten einen großen Einfluss auf die
nigerianischen Staaten aus. Im Wettlauf um die
Kolonien konkurrierten die Briten mit dem
Deutschen Reich, das sich das benachbarte
Kamerun als Kolonie gesichert hatte. Die Briten
besetzten
1862 die Stadt Lagos und erklärten sie
und das Hinterland der Stadt zum Protektorat.
Danach begannen sie mit der Eroberung und
Absicherung des Hinterlandes. Die Briten
verfolgten vor allem das Ziel, den Sklavenhandel
zu unterbinden. Sie zerstörten das Reich Benin
1897 und eroberten die Gebiete der Yoruba und
Ibo. 1903 wurde Kano erobert. Nigeria war zu
diesem Zeitpunkt in zwei große Protektorate
geteilt, den Norden und den Süden. Die
muslimischen Reiche im Norden ergaben sich der
britischen Übermacht relativ schnell, während
der Süden erst Mitte des ersten Jahrzehnts
integriert wurde. Während des
Ersten Weltkriegs
besetzten die Briten das benachbarte
Deutsch-Kamerun, das
1920 unter britische
Verwaltung als Mandatsgebiet gestellt wurde. Die
britische Verwaltung vertiefte dabei innere
Spannungen, da die Aufteilung Nigerias in nun
vier Teile die bisherige ethnische Aufteilung
unterwanderte. Zudem wurden in den vier
Protektoraten unterschiedliche Maßnahmen
verfolgt. Im Süden fanden 1922 erstmals Wahlen
statt und er erhielt 1957 erstmals die innere
Selbstverwaltung zugestanden. In allen
Landesteilen waren seit den
1930er Jahren die
Forderungen nach mehr Autonomie und
Unabhängigkeit aufgekommen. Der Norden wurde
1959 selbstbestimmt.
1960 wurde die
Unabhängigkeit vorbereitet und durchgeführt.
1961 stimmte Kamerun über den Verbleib in
Nigeria ab. Der Norden Kameruns stimmte dafür,
der Süden dagegen und bildete
1961 den eigenen
Staat „Kamerun“.
Moderne
Die erste Aufgabe des jungen Staates unter
Ministerpräsident Tafala Balewa war die
Zusammenführung der unterschiedlichen
Landesteile zu einer Nation. Dies gelang der
Regierung Balewa nicht. Es kam zu Unruhen, die
1966 im Sturz Balewas endeten. Es wurde eine
Militärregierung gebildet.
1967 riss Yakuba
Gowon die Macht an sich und regierte als
Diktator bis 1975. Unruhen und Aufstände, auch
Kriege nahmen zu.
1975 übernahm General Murtala
Mohammed die Macht. Er begann mit demokratischen
Reformen. Auch sein Nachfolger Obasanjo regierte
zwar als Militärmachthaber, aber führte das Land
in die Demokratie zurück. Im gleichen Jahr
übergab er die Macht wieder an eine zivile
Regierung unter Präsident Shagari.
Die boomende Ölindustrie des Landes hatte
Nigeria ein gutes Einkommen beschert und die
Wirtschaft des Landes wuchs. An der instabilen
politischen Lage änderte sich indes nichts.
Mehrere Aufstände und Putschversuche schlugen
fehl, bis
1985 General Babangida die zivile
Regierung wieder absetzte und bis 1993 regierte.
1993 errichtete sein Nachfolger Sani Abacha eine
der brutalsten Diktaturen Afrikas. Bis 1998 ließ
Abacha zahlreiche Oppositionspolitiker und nicht
genehme Landsleute verfolgen und umbringen. Nach
dem Schauprozess gegen den Schriftsteller Ken
Saro-Wiwa und dessen Hinrichtung verlor Nigeria
jegliche Unterstützung aus dem Ausland. Das
Regime Abachas hielt sich nur noch bis 1998 –
dem Todesjahr des Diktators. Sein Nachfolger
führte einige demokratische Reformen durch und
übergab die Regierung erneut an Präsident
Obasanjo. Die Wahl Obasanjos war nicht
unumstritten, auch seine Wiederwahl
2003 war von
heftigen Protesten überschattet.
Nigeria hat massive innenpolitische Probleme und
war ständig von Protesten und Unruhen bedroht.
Seit 2002 wurde die Abacha-Diktatur juristisch
aufgearbeitet, doch Korruption und
Vetternwirtschaft sind in dem Land immer noch
stark vertreten.