Länderinfo Liberia Geschichte
Liberia ist ein künstlich geschaffener Staat in Westafrika. Als sich das Zeitalter der Sklaverei dem Ende näherte, entstand die Idee, die aus Afrika geholten Sklaven dorthin wieder zurück zu bringen. So entstand Liberia, ein Gemisch aus den unterschiedlichsten Stämmen, Kulturen und Völkern, die alle in Freiheit vereint waren. Doch daraus erwuchsen neue, vor allem wirtschaftliche und soziale, Probleme, die sich in zwei der schlimmsten Bürgerkriege Afrikas entluden.

Frühzeit
Liberia war bereits vor Jahrtausenden besiedelt und hatte Kontakte zu den innerafrikanischen Kulturen. Im ersten Jahrtausend v. Chr. hatten die liberianischen Stämme Kontakt zu den phönizischen Siedlungen in Nordafrika und auch zu den Ägyptern. Im Mittelalter kam die liberianische Küste unter Kontrolle nigerianischer Königreiche. An der Küste siedelten sich auch arabische Händler an und verbreiteten den Islam an die Guinea-Küste, wie die Region genannt wurde.


Neuzeit
1461 kamen die Portugiesen an die liberianische Küste. Sie siedelten sich nicht an, aber gründeten kleine Stützpunkte, um mit den afrikanischen Stämmen vor Ort zu handeln und machten den Arabern Konkurrenz. Die Portugiesen stiegen in den Sklavenhandel ein, der für sie sehr lukrativ war. 1590 erreichten auch die Holländer, neben den Spaniern, die Region. Auch sie zeigten wenig Interesse an der westafrikanischen Küste. Zu jenem Zeitpunkt bot die Neue Welt weitaus mehr Aussicht auf Erfolg. Die Entdeckung und Ausbeutung hatte dort massive Folgen. Die indianischen Kulturen starben aus. Auf den Westindischen Inseln wurden ganze Landstriche entvölkert. Die Spanier und Portugiesen importierten deshalb afrikanische Sklaven nach Amerika. Sie fanden dort eine neue Heimat. Aber es gab auch freigelassene bzw. geflohene Sklaven, die im 19. Jahrhundert mehr und mehr ein soziales Problem wurden. USA sahen sich in einer Vorreiterrolle und überlegten, diese Sklaven zurück nach Afrika zu bringen (zu dem Kontinent, zu dem die meisten Sklaven, die in 3. oder 4. Generation in Amerika waren, überhaupt keinen Kontakt hatten). Die American Colonization Society erwarb deshalb 1822 das Küstengebiet in Liberia, um dort eine Kolonie freigelassener Sklaven zu errichten. Ironischerweise wurde diese neue Kolonie von der weißen Elite verwaltet, so dass Liberia keineswegs die neue, freie Heimat der ehemaligen Sklaven wurde. Zuvor waren bereits Versuche der Ansiedlung an Krankheiten und feindlichen Stämmen gescheitert. Die Monrovia-Siedlung gedieh jedoch durchaus. Jehudi Ashmun, der sie 1822-1828 leitete, hatte maßgeblichen Einfluss auf die Siedlung. 1824 wurde mit New Georgia eine weitere Kolonie gegründet, es folgten noch andere. 1839 vereinigten sich diese zum Commonwealth of Liberia. 1847 erklärte sich Liberia für unabhängig. Die Macht in der Präsidialrepublik lag bei den ehemaligen schwarzen Sklaven. Liberia vergrößerte sein Staatsgebiet durch Erschließen des Hinterlandes und Integration der dort lebenden Stämme. Dies geschah nicht immer friedlich. Mit Erweiterung seines Territoriums kam Liberia aber schnell mit Frankreich und Großbritannien in Konflikt, den beiden Kolonialmächten der Region. Nach jahrelangen Kämpfen musste Liberia nach der Kongokonferenz auf einen Großteil seines Staatsgebiets verzichten. Zudem schwebte der Staatsbankrott über der jungen Republik.

Moderne
Ein soziales Problem stellten die afrikanischen Eingeborenen dar, die über keinerlei Rechte verfügten, während die ehemaligen Sklaven volle Bürgerrechte besaßen. 1904 wurden den Afrikanern volle Rechte gewährt und 1907 durften sie erstmals auch an den Wahlen teilnehmen. Während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelang es Liberia, sich wirtschaftlich zu konsolidieren. Amerikanische Firmen legten Kautschukplantagen an. Der Kautschukexport stieg rasant, da die modernen Technologien diesen Rohstoff benötigten. Liberia konnte sich aus seiner Schuldenkrise lösen. Die Weltwirtschaftskrise ließ jedoch Liberia erneut in eine Wirtschaftskrise fallen. Die Präsidentschaft William Tubmans jedoch brachte einen rasanten Wirtschaftsaufschwung. Tubman wurde 1944 Präsident und verstand es, das kleine Land an die USA anzunähern. In den Zeiten des Kalten Krieges, als die meisten afrikanischen Staaten sich der Sowjetunion annäherten, verstand es Tubman, den USA eine stabile Partnerschaft zu bieten, die sich auch wirtschaftlich lohnte. Sein Nachfolger Tolbert 1971 stand unter großem Druck. Der wirtschaftliche Aufschwung hatte nicht zum erhofften Abbau der liberianischen Schulden geführt. Die Politik stützte in eine erneute Krise, die das Land schließlich vollkommen destabilisierte. 1980 wurde Tolbert in einem Putsch gestürzt. Das Militär unter Hauptfeldwebel Samuel K. Doe übernahm die Macht, führte das Land in ein Einparteiensystem über und verwirklichte zum Teil sozialistische Ansätze. Der liberianischen Wirtschaft versetzte dies endgültig den Todesstoß, zumal das Land sich nun auch international isolierte. Innenpolitisch kämpften nun verschiedene Fraktionen um die Macht. Doe konnte sich 1985 noch gegen einen Putschversuch wehren, doch 1989 stürzte das Land in einen Bürgerkrieg. Der Politiker Charles Taylor griff die Regierung von der Elfenbeinküste aus an, im Verlaufe der ersten Kampfhandlungen kam Präsident Doe 1990 ums Leben. Danach verfiel das Land vollständig ins Chaos, bis 1995 ein Staatsrat die Geschäfte übernehmen konnte. Taylor kontrollierte zu diesem Zeitpunkt bereits fast ganz Liberia. 1996 kam es zum Friedensschluss, bei dem Taylor an der Regierung beteiligt wurde. Trotzdem herrschte kein Frieden im Land. 1997 wurde Taylor Präsident und isolierte das Land vollkommen. Liberia unterstützte die Bürgerkriege in den Nachbarländern und verfolgte eine international geächtete Politik. 1999 kam es zum Zweiten Bürgerkrieg, der erst 2003 beendet wurde, nachdem UNO und Afrikanische Union intervenierten. An dem Krieg waren zudem auch die Nachbarstaaten beteiligt. 2003 trat Taylor schließlich zurück und ging ins Exil. Es kam zum Friedensschluss und die UNO stationierte eine Friedenstruppe. Nach den Wirren des Bürgerkrieges verfolgte das Land eine Politik der Demokratisierung, obwohl es noch unter massiven wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Krieges zu leiden hatte.
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