1930
1931
1932
1933
1934
1935
1936
1937
1938
1939
Schlager der 30er Jahre
Die Beliebtheit solcher Schlager, die
witzig und unterhaltsam waren, frivol
und leichtlebig, eine Richtung, die sich
in den 20er Jahren in Deutschland
hervorragend etabliert hatte, konnte
sich in den 30er Jahren nicht mehr
aufrechterhalten. Obwohl Liane Haid noch
von ihrem kleinen Gardeoffizier sang
oder Siegfried Arno mit seinem Lied
„Wenn die Elisabeth nicht so schöne
Beine hätt’“ das Augenzwinkern nicht
unterdrücken konnte, war die Tendenz
musikalischer Veränderungen längst
gegeben.
Mit der Machtergreifung der Nazis und
ihrem Oberhaupt und Führer Adolf Hitler,
die sich gemeinsam und rigoros der
Aufgabe einer moralisch deutschen
Säuberung widmeten, veränderte sich die
Musik und mit ihr der Musikgeschmack,
mochten die Sterne auch noch so
leuchten, wie es Ralph Maria Siegel 1930
sang.
Die Frivolität des Schlagers wurde bald
schon untersagt, viele Lieder wurden
verboten. Durch den aufkommenden
Faschismus und damit einhergehenden
Rassismus erhielten etliche Musiker
zunächst Auftrittsverbot, wurden später
verfolgt oder mussten in die Emigration
flüchten, insbesondere, wenn sie
jüdischer Herkunft waren. Viele Lieder,
die weiterhin gespielt wurden,
unterlagen einer strengen Zensur. Ganze
Passagen fielen dem Schnitt zum Opfer,
vor allem zweideutige, weil sie damit
für die Nazis „anzüglich“, frivol oder
humorige Auszüge hatten. Gruppen, wie
die „Comedian Harmonists“, die große
Erfolge gefeiert hatten, mussten sich
unter diesen Bedingungen auflösen,
obwohl ihr „Kleiner, grüner Kaktus“
weiterhin gespielt wurde.
Dagegen blieb der Schlager musikalisch
weiterhin durchaus wirkungsvoll, das
wussten auch die Nazis, die sich den
Geschmack an dieser Musik zunutze
machten und Textinhalte zu
Propagandazwecken umfunktionierten.
Während etliche Komponisten und Musiker
das Land verlassen mussten, waren andere
nur zu gerne bereit, dem Führer die
geeigneten Kompositionen zu liefern.
Alles war erlaubt, das dem „arischen
Humor“ entsprach. Musiker und
Schauspieler wurden zum Zweck der
propagandistischen Vermarktung
eingespannt.
Als 1939 der Krieg ausbrach waren
Soldatenlieder der Renner, Schlager, die
Mut machten und zum Durchhalten
aufforderten. Ganz neue Versionen wurden
komponiert, mit Inhalten wie „Davon geht
die Welt nicht unter“ oder Zarah
Leanders „Ich weiß, es wird einmal ein
Wunder geschehn“. Marlene Dietrich
erschien mit „Ich bin die fesche Lola“
und „Nimm dich in Acht vor blonden
Frauen“. Lale Andersen sang in den 30ern
ihren Schlager „Lili Marleen“, doch
aufgrund des bald schon unheilvollen
Inhalts wurde selbst dieses Lied in
Deutschland verboten.
Natürlich konnte nicht alles zensiert
oder „aus der Welt geschafft“ werden,
ein gewisser Spielraum wurde toleriert.
Der „Volksempfänger“, der sich im
Deutschen Reich hervorragend
durchsetzte, um seine Botschaft zu
verkünden und das Volk unter Kontrolle
zu halten, spielte nur zu gerne
deutschen Schlager, hauptsächlich wenn
sie vom Geschehen ablenkten.
Hans Albers sang „Flieger, grüß’ mir die
Sonne“ oder „Komm’ auf die Schaukel,
Luise“. Jan Kiepura trat mit dem Lied
„Heute Nacht oder nie“ auf und Lilian
Harvey verkündete: „Wir zahlen keine
Miete mehr“.
Auch Heinz Rühmann erfüllte die Aufgabe
der Propaganda nur allzu gut, zeigte
sich mit Liedern wie „Ich brech’ die
Herzen der stolzesten Frau’n“ und „Das
kann einen Seemann nicht erschüttern“.
Schlager Hits der 20er
Jahre
<<
Schlager der
20er
Jahre
|
Schlager
der 40er Jahre >>