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Filmjahr 1908
– Filmzeitschriften und die erste Filmmusik
Fast war es schon zu einer Selbstverständlichkeit
geworden, dass es im Unterhaltungsbereich das Medium
Film gab. Wer diesen oder jenen Film nicht sehen
konnte, hatte die Möglichkeit, in einer
Filmzeitschrift nachzulesen, was es an Neuigkeiten
im Filmgeschäft gab. Immer mehr Zeitschriften für
die Filmbranche kamen auf den Markt.
Die Rede ist
hier noch lange nicht von einer
Zeitschriften-Schwemme, aber von einer
kontinuierlich wachsenden Zahl von
Neu-Illustrierten. Die erste Filmzeitschrift, die in
Deutschland über das Genre berichtete, erschien am
19. April 1908 und hieß „Lichtbild-Bühne“ (LBB).
Diese Illustrierte war von dem Verleger Karl
Wolffssohn (1881-1957) herausgegeben worden und zwar
als „Fachorgan für das Interessengebiet der
kinematographischen Theaterpraxis“. Wolffsohn war
nicht nur Verleger, er war ein Pionier in Sachen
Kino und Theater. Seine Zeitschrift ist vor allem
auch deshalb von großer Bedeutung, weil im Jahr
darauf Paul Lenz-Levy begann, Filmkritiken zu
veröffentlichen. Mit diesen Rezensionen legte Levy
1909 den Grundstein für die Geschichte des
Publizierens von Filmkritiken. Mit dem Titel „Der
österreichische Komet“ erschien 1908 die Erstausgabe
der zweiten Filmzeitschrift des Landes.
In den Vereinigten Staaten hatte in jenem Jahr
Thomas Edison (1847-1931) die „Motion Picture
Patents Company“ (MPPC) gegründet, auch „Edison
Trust“ genannt. Bedeutende Unternehmen der
Filmindustrie waren in diesem Trust vereint, der als
das erste Oligopol bekannt wurde. Das Ziel war, alle
Patente der beteiligten Unternehmen unter Dach zu
vereinen und Verstöße gnadenlos zu verfolgen. Der
US-amerikanische Film sollte damit eine weltweite
Vormachtstellung erlangen, wobei die meisten Patente
bei Edison selbst lagen. Nach 1912 verlor der Trust
an Bedeutung und zwar aufgrund von zahlreichen
Gerichtsentscheidungen. Er bestand bis 1915, dann
war er für illegal erklärt worden.
Es war in der Stummfilmzeit üblich, dass Filme in
den Vorführstätten mit Musik begleitet wurden, die
meist von einem Klavierspieler während des Films
dazu improvisiert wurde. Für den französischen
Historienfilm „Die Ermordung des Herzogs von Guise“
(„L’Assassinat du duc de Guise“) entstand erstmals
eine Original-Filmmusik. Komponiert hatte sie
Camille Saint-Saëns (1835-1921). Der 15 Minuten
dauernde Film war damit weltweit der erste, der eine
eigene Filmmusik hatte. Diese Musik wurde dann zu
der jeweils dazugehörigen Szene während des Films
von Grammophonplatten eingespielt. Für die Zuschauer
war es zu jener Zeit auch eine Sensation,
hochkarätige Bühnen-Schauspieler im Film zu sehen.
In diesem Film waren es Schauspieler der Comédie
Française. Der Film wurde zu einem Meilenstein, weil
er auch verdeutlichte, dass das Medium Film völlig
andere Anforderungen an die Inszenierung und die
Darstellungsweise stellte als das Theater. Die
Premiere erlebte der Film am 17. November 1908.
Nicht nur bekannte Theaterschauspieler waren in das
Filmgeschäft eingestiegen, es wurden auch durch den
Film selbst Stars geboren. Beispielsweise hatten die
US-amerikanischen Schauspieler Henry B. Walthall
(1878-1936) und David Wark Griffith (1875-1948) ihr
Filmdebüt in dem Fünf-Minuten-Film „Rescued from an
Eagle’s Nest“ hatten, den James Searle Dawley
(1877-1949) produziert hatte. Im selben Jahr drehte
Griffith auch seinen ersten Film, bei dem er Regie
führte – „The Adventures of Dollie“.
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