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Das Autojahr 1906 - Italiens neues Automobilunternehmen – Lancia


Der aus Turin stammende Rennfahrer, Pilot und Ingenieur Vincenzo Lancia gründete am 29. November 1906 mit dem für Fiat tätigen Versuchsfahrer Claudio Fogolin das Unternehmen Lancia. In den frühen Jahren seiner Firmengeschichte war Lancia vor allem im Rennsport aktiv und konnte in dieser Sparte viele wichtige Erfolge verzeichnen. Auch mit innovativen Ideen und technischen Neuerungen etablierte sich die Marke ab den zwanziger Jahren als eines der Prestigeunternehmen Italiens.
Durch die regelmäßig zum Patent angemeldeten technischen Pionierleistungen, die Lancia im Bau von innovativen Fahrzeugen absolvierte, kamen in kurzen Abständen immer wieder neue Lancia-Modelle auf den Markt, die sich stark von der Konkurrenz abhoben. Wie viele andere Unternehmen der Automobilindustrie Europas musste auch Lancia in der Zeit der beiden Weltkriege auf den Bau von Nutzfahrzeugen für das Militär umsatteln. Nach 1945, als das starke Wirtschaftswachstum einsetzte, fertigte Lancia nicht wie die meisten Konkurrenz-Unternehmen vermehrt erschwingliche Kleinwagen an, sondern setzte weiterhin auf in der Herstellung teure und nach aufwendigen Entwürfen produzierte Autos der oberen Preisklasse. Darüber hinaus war Lancia in jenen Jahren für seine sportlich-eleganten Form-Entwürfe bekannt, die die außergewöhnlichen Lancia-Fahrzeuge zu begehrten Designobjekten machten. Nach dem tragischen Unfalltod des Lancia-Testfahrers Alberto Ascari im Jahr 1955 zog sich Lancia für neun Jahre aus dem Rennsport zurück und verschenkte seine Formel 1-Sparte an Ferrari. Seit dem Jahr 1969 wird Lancia als die Nobelmarke des führenden Automobilkonzerns Fiat geführt, seit 2009 besteht eine enge Kooperation mit Lancias Schwestermarke, dem US-amerikanischen Luxusauto-Hersteller Chrysler. Anfang des Jahres 2014 wurde bekannt, dass sich der Konzern künftig von den internationalen Märkten zurückziehen und nur mehr das Kleinwagen-Modell Ypsilon in Italien verkaufen will.
In Frankreich bedeutete das Jahr 1906 die Geburtsstunde des von Louis Renault entwickelten Renault Grand Prix, eines Rennautos, das erstmals mit Michelin-Reifen ausgestattet wurde. Am 27. Juni 1906 gewann der von Ferenc Szisz gefahrene Grand Prix mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 101 km/h sein erstes Rennen.
Peugeot brachte 1906 sein großzügiges Familienauto Typ 181 auf den Markt, von dem bis zum Produktionsende im selben Jahr 251 Stück die Fabriken verließen.
In Großbritannien wurde 1906 das Geburtsjahr des legendären Rolls Royce Silver Ghost, der in mehreren Ausführungen fast zwanzig Jahre lang hergestellt wurde. Nicht nur in den Royce-Fabriken in Manchester wurde dieses elegante Luxusauto gebaut, sondern auch in der englischen Stadt Derby und ab 1921 in Springfield im US-Bundesstaat Massachusetts. Bis der erfolgreiche Silver Ghost im Jahr 1926 von seinem Nachfolger, dem Phantom I, abgelöst wurde, hatten insgesamt 7874 Exemplare die Fabriken in England und den USA verlassen.
Auch die erst kurz davor gegründete Austin Motor Company brachte in England im Jahr 1906 zwei Modelle, den Austin 15/20 und den 25/30 auf den Markt.
In den Vereinigten Staaten versuchte Henry Ford im Jahr 1906 abermals, mit einem hochpreisigen Fahrzeug die zahlungskräftige Oberschicht als Kunden zu gewinnen. Der Ford Model K wurde jedoch wie zuvor schon der Model B zu einem finanziellen Desaster für die Ford Motor Company, die bereits in ihren frühen Jahren erfolgreich Autos für den Mittelstand produziert und verkauft hatte. Kunden, die ihr Geld in Luxusmodelle investieren wollten, fanden andere Marken wesentlich attraktiver als Ford, und so verzeichnete der Ford Model K wegen seiner schlechten Qualität und dem zu hohen Preis das schlechteste kommerzielle Ergebnis in der jungen Geschichte des führenden US-amerikanischen Automobilkonzerns. Nachdem etwa 900 Stück des Model K die Detroiter Ford-Fabriken bis zum Jahr 1908 verlassen hatten, wurde die Produktion eingestellt und das Unternehmen konzentrierte sich fortan auf die Entwicklung erschwinglicher Mittelklasse-Fahrzeuge.
Zu den Glanzstücken, die die Automobilindustrie der USA im Jahr 1906 auf den Markt brachte, zählen die 1906 Moon Limousine, der Baker Electric, der Stanley Steamer sowie der American Mercedes der Daimler Manufacturing Company of Long Island City.

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