Biographie
Sebastian Kurz Lebenslauf
Üblicherweise sind Politiker und Politikerinnen,
die es in ihrer Karriere geschafft haben,
Regierungschef(in) in ihrem Land zu werden,
altersmäßig in ihren 50er oder 60er Jahren.
Statistische Ausreißer nach oben wie nach unten sind
eher selten. So war BRD-Kanzler
Konrad Adenauer beim
Antritt seiner ersten Amtsperiode 1949 mit damals 73
Jahren schon außergewöhnlich betagt. Auf der anderen
Seite wurden Regierungschefs im frühen 40er-Alter
wie der bei seiner Amtseinführung 43 Jahre alte
US-Präsident
John F. Kennedy als ausgesprochen
juvenil wahrgenommen. In der Öffentlichkeit fast
schon als schulbubenjung betrachtet werden
Ministerpräsidenten, Premiers oder Kanzler im Alter
von weniger als 40 Jahren. So sorgte das Alter des
1998 frischgebackenen ungarischen
Ministerpräsidenten Vikor Orbán (damals 35) ebenso
für mediales Aufsehen wie die 39 Lebensjahre, die
Frankreichs Präsident
Emmanuel Macron beim Einzug in
den Élysée-Palast 2017 zählte.
Bei seiner Angelobung - wie die Amtsvereidigung in
Österreich heißt - am 18. Dezember 2017 ließ der
ÖVP-Politiker Sebastian Kurz sogar Orbán und Macron
alt aussehen. Austrias Neu-Bundeskanzler Sebastian
Kurz brach nicht nur den seit 1934 von Kurt
Schuschnigg (Amtsantritt mit 36 Jahren) behaupteten
Jugend-Rekord als Ösi-Bundeskanzler (der jüngste
deutsche Kanzler wurde übrigens 1982
Helmut Kohl mit
52 Jahren). Kurz war bei Beginn seiner Kanzlerschaft
auch der jüngste amtierende Regierungschef weltweit.
Er war zwar nicht ganz so blutjung wie der bei
seiner ersten Ernennung zum britischen
Premierminister gerade einmal 24 Jahre zählende
William Pitt der Jüngere, aber mit 31 Jahren befand
sich Kurz durchaus noch im politischen
Turnschuhalter. Trotz seiner Jugend konnte Kurz bei
seinem Antritt als Kanzler auf eine längere
Erfahrung in politisch hochrangigen Funktionen
zurückblicken als manche seiner Amtskollegen in
anderen Ländern. Bereits 2011 war der damals
24-jährige in die Regierungssphäre gelangt.
Der äußerlich wie ein brav-sympathischer und leicht
melancholisch-introvertierter Elite-Student im
dritten Semester wirkende Sebastian Kurz ist am
27.
August 1986 in Wien geboren worden. Er wuchs in
bescheiden-bürgerlichen Verhältnissen als einziges
Kind der Eheleute Elisabeth (Lehrerin) und Josef
Kurz (technischer Angestellter) im weder noblen noch
prekären Wiener Bezirk Meidling auf. Nach
Volksschule und Gymnasium beendete er seine
Schulzeit mit der Matura (Notenschnitt besser als
1,6). Es folgte von Oktober 2004 bis Juni 2005 der
achtmonatige Präsenzdienst beim Bundesheer als
Wehrpflichtiger. Kurz diente beim in der Wiener
Maria-Theresien-Kaserne stationierten
Gardebataillon. Nach dem Wehrdienst begann er ein
Jus-Studium an der Universität Wien.
Kurz hat sich schon als Schüler intensiv für Politik
interessiert. 2003 wurde er Mitglied der JVP (Junge
Volkspartei), der Jugendorganisation der
bürgerlich-konservativen ÖVP (Österreichische
Volkspartei). Von 2009 an war er Bundesobmann der
JVP. Dieses Amt gab Kurz im Mai 2017 ab. Als
Jung-ÖVPler brachte Kurz sich und die JVP mehrmals
durch provokante Aktionen („Schwarz macht geil!“)
werbewirksam in die Schlagzeilen. 2010 gelang ihm
der Sprung auf die Wiener Abgeordnetenbank. Dem
Doppelcharakter der Donaumetropole als Stadtgemeinde
und als Bundesland entsprechend wurde Kurz damit
Mitglied in den getrennt verfassten
Legislativ-Organen Gemeinderat und Landtag.
Werner Faymann (SPÖ), der zu der Zeitseiner Großen
Koalition von SPÖ (Sozialdemokratische Partei
Österreichs) und ÖVP vorstehende Bundeskanzler,
machte den 24-jährigen Kurz im April 2011 zum
Inhaber des zum Innenministerium gehörenden
Staatssekretariats für Integration. Im selben Jahr
beendete Kurz sein Studium unter Hinweis auf seine
berufliche Tätigkeit ohne Abschluss. Als
Integrationsstaatsekretär war es die Hauptaufgabe
von Kurz, die Bedingungen für eine erfolgreiche
Eingliederung von Zuwanderern und Flüchtlingen in
die österreichische Gesellschaft zu verbessern.
Dabei war es für Kurz, der recht erfolgreich ein
Konzept von „Fördern und Fordern“ vertrat, besonders
wichtig, den Migranten möglichst früh
Deutschkenntnisse zu vermitteln.
Nach den Wahlen zum Nationalrat (Abgeordnetenkammer)
2013 blieb Faymann trotz Stimmenverluste als Kanzler
an der Spitze der Großen Koalition im Amt. Er
beförderte seinen bisherigen
Integrationsstaatssekretär zum Außenminister. Als
Chef des Außenministeriums, dem 2014 auch Kurz´
vorheriger Tätigkeitsbereich Integration zugeordnet
wurde, stieß Kurz etliche Projekte an, die großes
mediales Interesse und zum Teil heftige öffentliche
Diskussionen auslösten. Unter anderem seine
offensive Politik gegen extremistische Ausformungen
des Islam bei gleichzeitiger Förderung gemäßigter
Muslime sorgte für Schlagzeilen. Im Zusammenhang mit
der Flüchtlingskrise verfocht Kurz die Linie einer
Regulierung der Migration durch drastische Maßnahmen
wie die Schließung der Balkan-Route oder die
Einrichtung von außerhalb der EU zu errichtender
Einreisezentren.
Diese Politik fand in der ÖVP eine so breite
Unterstützung, dass Kurz, der 2017 zur Wahl zum
Bundesobmann seiner Partei antrat, am
1. Juli 2017
mit fast 100 % der Stimmen zum ÖVP-Chef gewählt
wurde. Bei den Nationalratswahlen 2017 wurde die ÖVP
mit ihren Spitzenkandidaten Kurz mit 31,5 % der
Stimmen zum ersten Mal seit 2002 wieder stärkste
Partei. Das Wahlprogramm der „Liste Sebastian Kurz –
Die neue Volkspartei (ÖVP)“ hatte unter anderem
Steuersenkungen, Restriktionen bei den
Sozialleistungen für Migranten und obligatorische
Abschiebung bei illegaler Einwanderung versprochen.
Statt erneut mit der SPÖ (26,9 %) ein Koalition
einzugehen, entschied sich die Wahlsiegerin ÖVP mit
der rechtspopulistischen FPÖ (Freiheitliche Partei
Österreichs) (26,0 %) ein „türkis-blaues“
Regierungsbündnis einzugehen. Von seinen Anhänger
wurde Kurz als Aufbruch statt Attentismus à la
Merkel versprechender „Sonnenkanzler“ gefeiert. Der
von Heinz-Christian Straché (Vizekanzler) geführten
FPÖ wurden im Kabinett unter anderem die Ressorts
Inneres, Verteidigung und Soziales zuerkannt. Viele
politische Beobachter stuften die
Regierungsmannschaft als bedenklich rechtslastig
ein. Sebastian Kurz konnte diese Bedenken aber
zumindest teilweise durch sein besonnenes und
eloquentes Auftreten auf EU-Ebene oder bei seinem
Besuch in Israel ausräumen.
Der ledige, aber mit seiner Schulzeitliebe, der ein
Jahr jüngeren Wirtschaftspädagogin Susanne Thier, in
Wien-Meidling zusammenlebende Kurz blieb auch 100
Tage nach seinem Amtsantritt über die Parteigrenzen
hinaus einer der populärsten Politiker der
Alpenrepublik. Dabei half ihm sein Ansatz, eine
Verbesserung der Beziehungen zu Putins
Russland zu
finden. Ebenso seine Anstrengungen, eine Alternative
zur deutsch-französischen Dominanz in der EU durch
Kooperation der kleineren EU-Mitgliedsstaaten zu
suchen. Auch der innenpolitische Kurs von Kurz,
extrem rechte Auswüchse des Koalitionspartners FPÖ
abzukanzeln, bei seinem Stab weniger auf Berater aus
dem für seine Intrigen berüchtigten
ÖVP-Parteiapparat als auf parteilose Fachleute zu
setzen und zum ersten Mal seit einem Menschenalter
einen stabilen Haushalt auf den Weg zu bringen,
trugen zu seiner Beliebtheit bei.
Aufgrund der gegen ihn erhobenen Korruptionsvorwürfe trat Kurz am
9. Oktober
2021 vom Amt des Bundeskanzlers zurück.
Sebastian Kurz
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n.n.v.
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