Biografie 
							Sahra Wagenknecht Lebenslauf
                            
                            Die DDR-Bürgerin Sahra Wagenknecht soll am Tag des 
							Mauerfalls 1989 zu Hause geblieben sein, um in 
							Immanuel Kants Klassiker „Kritik der reinen 
							Vernunft“ zu lesen. Wenige Jahre später war die 
							häufig mit dem plump-dümmlichen Attribut „Schönstes 
							Gesicht des Kommunismus“ benannte Thüringerin eine 
							der bekanntesten deutschen Politikerinnen geworden.
							
							Sahra Wagenknecht wurde am 
							
							16. Juli 1969 in der 
							Universitäts- und Industriestadt Jena als 
							nichteheliche Tochter einer 21jährigen im 
							DDR-Kunsthandel arbeitenden Galeristin geboren. Ihr 
							Vater war ein Iraner, der in West-Berlin studierte 
							und 
1972 nach Ablauf seiner Aufenthaltsgenehmigung 
							in seine Heimat zurückkehren musste. Der Wunsch der 
							Mutter ihrer Tochter den in Europa ungewöhnlichen 
							persischen Namen „Sahra“ zu geben, konnte sich im 
							Jenaer Standesamtswesen nicht durchsetzen. 
							Versehentlich oder auch absichtlich wurde
							„Sarah“ als Vornamen des Babys eingetragen. 
							Nichtsdestotrotz hielten Mutter und Tochter im 
							alltäglichen Verkehr an der Schreibweise „Sahra“ 
							fest. 
							Die kleine Sahra wuchs in ihren ersten Lebensjahren 
							vor allem bei ihren Großeltern in dem zu Jena 
							gehörenden 400-Einwohner-Dorf Göschwitz auf. Die 
							Mutter studierte in Ost-Berlin und hätte ihr Kind 
							gerne bei sich gehabt. Sie hätte sich aber nicht 
							ausreichend um Sahra kümmern können. Das im 
							Verhältnis zu den anderen Dorfkindern dunkelhäutiger 
							aussehende Kind wurde nach eigenem Empfinden 
							ausgegrenzt und entwickelte sich zu einer 
							Einzelgängerin. Mit sechs Jahren holte sie ihre 
							Mutter in die Hauptstadt der DDR, wo Sahra 
							eingeschult wurde. Schon in der Unterstufe der 
							Polytechnischen Oberschule fiel sie durch ihre 
							Ernsthaftigkeit, eine gewisse Unnahbarkeit und den 
							für sie typischen intelligent fragenden Blick auf.
							
							1988 machte Sahra Wagenknecht ihr Abitur an der 
							Erweiterten Oberschule „Albert Einstein“ im Berliner 
							Neubauviertel Marzahn. Wegen einiger 
							Widersetzlichkeiten in der Schulzeit wurde Sahra 
							Wagenknecht mangelnde Kollektivfähigkeit 
							vorgeworfen. Deshalb wurde ihr die Aufnahme eines 
							Studiums verweigert und sie musste als Sekretärin 
							arbeiten. Im 
März 1989 trat die vom Kommunismus 
							überzeugte und vom DDR-System nicht ganz überzeugte 
							Sahra Wagenknecht in die SED ein, die sie für 
							reformfähig hielt. 
							Nach der Wende studierte sie von 1990 bis 1996 in 
							Jena (Friedrich-Schiller-Universität), Berlin 
							(Humboldt-Universität) und Groningen (Rijksuniversiteit) 
							Philosophie und Literatur. Sie schloss ihr 
							Magister-Studium mit einer Arbeit über die 
							
Hegelrezeption von Karl Marx ab. 
							1991 wurde die Studentin in den Parteivorstand der 
							SED-Nachfolgepartei PDS (ab 2005: Die 
							Linkspartei.PDS) gewählt. 1995 verlor Sahra 
							Wagenknecht, die dem extrem linken Flügel der PDS 
							zugerechnet wurde, ihren Vorstandsposten. Als 
							Leitungsmitglied der PDS-internen Kommunistischen 
							Plattform war sie vielen pragmatisch ausgerichteten 
							Parteitagsdelegierten als zu radikal-orthodox 
							erschienen. Die vom Verfassungsschutz als 
							„extremistisch“ eingestufte Kommunistische Plattform 
							war 1990 als Arbeitsgemeinschaft von PDS-Mitgliedern 
							gegründet worden, die sich die innerparteiliche 
							Wahrung und Fortentwicklung marxistischer 
							Traditionen zur Aufgabe gemacht hatten. Der KPF 
							wurden 2012 etwa 1200 Partei-Mitglieder zugerechnet.
							
							2005 kehrte Sahra Wagenknecht wieder in den 
							Parteivorstand zurück und konnte diese Position auch 
							nach der Fusion der vor allem in Ostdeutschland 
							präsenten Linkspartei.PDS mit der vorwiegend 
							westdeutschen linkssozialdemokratischen WASG (Arbeit 
							& soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative) zur 
							
Die Linke im Juli 2007 behaupten. Im Oktober 2007 
							wurde sie zudem in die Programmkommission der Partei 
							gewählt. 2010 gaben ihr 70 % der Delegierten des 
							Linken-Bundesparteitags das Vertrauen, als 
							stellvertretende Parteivorsitzende zu fungieren. 
							2010 erklärte sie ihre KPF-Mitgliedschaft aus 
							innerparteilichen Gründen für ruhend. 
							
							Von 2004 bis 2009 saß Sahra Wagenknecht im 
							Europaparlament. Im Anschluss gelangte sie bei der 
							Bundestagswahl 2009 über die NRW-Landesliste, der 
							Linken-Partei in den Bundestag. 2011 konnte sie sich 
							gegen ihren Rivalen Gregor Gysi nicht durchsetzen 
							und musste sich auf dem Parteitag 2011 mit dem 
							Posten einer dem Fraktionsvorsitzenden Gysi 
							nachgeordneten 1. stellvertretenden 
							Fraktionsvorsitzenden begnügen. 
							Die sich oft zu ökonomischen Themen äußernde 
							Linken-Politikerin wurde häufig mit dem 
							überheblichen Totschlag-Argument konfrontiert, als 
							studierte Philosophin nicht über genügend fundierte 
							Volkswirtschaftskenntnisse zu verfügen. Diese 
							angesichts des in Krisensituationen üblichen 
							politischen Versagens vieler studierter BWL- und 
							VWL-Entscheider in Wirtschaft und Politik wenig 
							tragfähige Häme entzog Sahra Wagenknecht im Herbst 
							2012 die Grundlage. Sie promovierte an der TU 
							Chemnitz mit einer die Grenzen wirtschaftlichen 
							Handelns in den Industriestaaten
							thematisierenden volkswirtschaftlichen Doktorarbeit. 
							Damit konnte sie ihrer recht
							
							beeindruckenden Veröffentlichungsliste ein weiteres 
							Werk hinzufügen. Besonderes Aufsehen haben ihre 
							programmatischen Analysen „Wahnsinn mit Methode.
 
							Finanzcrash und Weltwirtschaft“ (2008) und „Freiheit 
							statt Kapitalismus“ (2013) erregt. 
							Die in Sahra Wagenknechts Veröffentlichungen und 
							Reden aufgestellten Forderungen und Ansichten haben 
							regelmäßig zu heftigen Kontroversen innerhalb und 
							außerhalb ihrer Partei geführt. Insbesondere ihre 
							Weigerung, die DDR bei aller von ihr geäußerten 
							Kritik am SED-System als „Unrechtsstaat“ zu 
							bezeichnen, haben ihr Kritik und teilweise sogar 
							Feindschaft eingebracht. Andererseits wurden Sahra 
							Wagenknechts wirtschaftspolitische Ansätze zur 
							Regulierung des Finanzsystems und insbesondere ihre 
							Forderung nach stärkerer Inhaftungnahme 
							spekulierender Banken selbst bei eingefleischten 
							Anti-Kommunisten wohlwollend aufgenommen. Wenig 
							wohlwollend wurde Sahra Wagenknecht allerdings im 
							Januar 2014 vom 
Moderator Markus Lanz in einer 
							ZDF-Talkshow angegangen. Sahra Wagenknechts 
							höflich-unnahbare Sperrigkeit als Reaktion auf die 
							Attacken von „Lanz Bulldog“ verhalfen ihr bundesweit 
							zu Sympathiepunkten. 
							Anders als manche andere Akteure in der politischen 
							Arena hat sich Sahra Wagenknecht stets geweigert, 
							ihr Privatleben instrumentalisieren zu lassen oder 
							breit zu diskutieren. Zu dieser von ihr als 
							Privatsache verteidigten Sphäre gehörte auch die 
							1997 geschlossene und 2013 geschiedene Ehe mit dem 
							gleichaltrigen Filmproduzenten und 
							Linken-Abgeordneten Ralph Thomas Niemeyer. Ebenso 
							die 2011 bestätigte Beziehung zum ehemaligen SPD- 
							und Linken-Vorsitzenden Oskar Lafontaine (geb. 
							1943).
							
								Wie das Nachrichtenmagazin Focus mitteilte, war 
								Sahra Wagenknecht im November 2019 erstmals die 
								beliebteste Deutsche Politikerin. Laut einer 
								Umfrage des Instituts Insa, verdrängte sie 
								Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Platz 2.
								Im 
								November 2019 trat Sahra Wagenknecht 
								nach vier Jahren als Fraktionsvorsitzende der 
								Links Partei nicht mehr zur Wahl an. Ihre 
								Nachfolger wurden
								
								Amira Mohamed Ali und Dietmar 
								Bartsch. Sahra Wagenknecht wollte sich wegen 
								Burn-outs aus der ersten Reihe der 
								Spitzenpolitik zurückziehen. Sie blieb 
								Abgeordnete im Bundestag und konnte sich 
								vorstellen, wieder für den Bundestag zu 
								kandidieren. Wagenknecht wollte die frei 
								werdende Zeit für Lesen, publizistisch zu 
								arbeiten und Bücher zu schreiben nutzen. Sie 
								wollte politisch aktiv bleiben und sich 
								weiterhin für all die Themen, die ihr am Herzen 
								liegen, engagieren, wollte aber keine 
								innerparteilichen Kämpfe mehr austragen.
								Sahra Wagenknecht privat
								Im 
								Mai 1997 heiratete Sahra Wagenknecht 
								Ralph Thomas Niemeyer. Am 12. November 2011 
								erklärte der ehemalige SPD-Politiker und spätere 
								Partei- und Fraktionsvorsitzende der Linken 
								Oskar Lafontaine, dass er und Wagenknecht eng 
								befreundet seine. Beide lebten von ihren 
								Ehepartnern getrennt. Seit Juni 2012 wohnen sie 
								zusammen in Merzig im Saarland. Im Jahr 2014 
								kurz vor Weihnachten heiratete Sahra Wagenknecht 
								und Oskar 
								Lafontaine im saarländischen Merzig in 
								aller Stille. Ansonsten hält das Ehepaar sein 
								Privatleben aus der Öffentlichkeit heraus.
								
								Sahra Wagenknecht Film
								Wagenknecht (2020), Regie: Sandra Kaudelka
								Der Dokumentarfilm begleitet Wagenknecht und ihr 
								Team vom Bundestagswahlkampf 2017 bis zu ihrem 
								Rücktritt aus der Spitzenpolitik 2019.
							
							Sahra Wagenknecht 
							Seiten
							
							
							
							www.sahra-wagenknecht.de - die offizielle 
							Sahra Wagenknecht Homepage
							
							Sahra Wagenknecht 
							Bücher
							
							Freiheit statt Kapitalismus: Über vergessene Ideale, 
							die Eurokrise und unsere Zukunft
							Reichtum ohne Gier: Wie wir uns vor dem Kapitalismus retten
							
							Kapitalismus, was tun? Schriften zur Krise