Biografie Joachim Gauck Lebenslauf
Kindheit und
Studium
Joachim Gauck, der sich als evangelischer und politisch
engagierter Pastor bei der Mitgestaltung der deutschen
Wiedervereinigung profilierte, wurde am
24. Januar 1940 in Rostock geboren.
Gaucks Vater, von Beruf Kapitän, arbeitete nach dem
Krieg auf der Rostocker Neptun-Werft,
von wo er
1951
unter einem Vorwand verschleppt wurde und jahrelang als
verschwunden galt. Erst
1955 kehrte er als Invalide aus
einem sibirischen Arbeitslager zurück. Gaucks Mutter,
eine gelernte Bürokauffrau, der Sohn Joachim und die
zwei Geschwister Gaucks waren bis zu diesem Zeitpunkt
über den Prozess vor einem sowjetischen Militärtribunal
wegen angeblicher Spionage und antisowjetischer Hetze im
Unklaren gelassen worden. Auch von dem Urteil auf zwei
Mal 25 Jahre Freiheitsentzug hatte die Familie erst nach
der Rückkehr des Vaters erfahren.
Die Haltung der Familie zum herrschenden SED-Regime als
staatliche Obrigkeit war ablehnend und
Gauck selbst, der
den Volksaufstand vom
17. Juni 1953 als dreizehnjähriger
erlebte und dessen Auswirkungen kurzzeitig in der Schule
als gelockert empfand, wurde, seinen eigenen Worten nach
im Sinne eines „...gut begründeten Antikommunismus...“
erzogen. Das Verschwinden des Vaters, über den keine
DDR-Dienststelle Auskunft zu geben vermochte oder
wollte, tat sein Übriges, um diese Erziehung zu
untermauern.
Gauck, dessen Chancen in der DDR, ein
Journalismus-Studium aufzunehmen, gering waren, begann
1958 in Rostock, Theologie zu studieren.
Nach dem Studium
Nach Beendigung des Studiums im Jahre 1965 arbeitete er
als Vikar bei der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche
Mecklenburg und ab 1967, nach seiner Ordination, als
Pastor. Hier war Gauck erfolgreich in der
missionarischen Arbeit tätig, ebenso als Kreis- und
Stadtjugendpfarrer. Gaucks Aktivitäten wurden ab 1974
von der Staatssicherheit kontrolliert, ein Kontakt mit
oppositionellen Gruppierungen konnte jedoch nicht
festgestellt werden. In den Jahren
1982 bis 1990 gehörte
die Tätigkeit als Leiter der Kirchentagsarbeit
in
Mecklenburg zu Gaucks Aufgaben. Die Zeit der 1980er
Jahre war schon beeinflusst von den Reformvorschlägen
des sowjetischen Staatschefs
Michail Gorbatschow. Den
Kirchentag 1988, der unter dem Motto „Brücken bauen“
stand, sah Gauck als einen Versuch, einen Dialog mit der
SED zu erzwingen.
Im Vorfeld des Mauerfalls 1989 war Gauck Mitglied in der
oppositionellen, politischen Vereinigung „Neues Forum“,
als deren Sprecher er auch fungierte. Er war aktiv in
der Protestbewegung engagiert und leitete in Rostock
Gottesdienste, in deren Anschluss große Demonstrationen
stattfanden.
Engagement im Neuen Forum
Nach dem Fall der Mauer war Gauck von März bis Oktober
1990 für das „Neue Forum“ als Abgeordneter der ersten
frei gewählten Volkskammer tätig und wurde Leiter des
„Sonderausschusses zur Kontrolle der Auflösung des
Ministeriums für Staatssicherheit (MfS)/Amt für
Nationale Sicherheit (AfNS)“. Gauck
gehörte im August
1990 zu den Initiatoren eines Stasi-Unterlagen-Gesetzes,
das hauptsächlich die Öffnung dieser Akten beinhalten
sollte.
Am 3. Oktober desselben Jahres wurde Gauck mit
überwältigender Mehrheit zum „Bundesbeauftragten für die
personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen
Staatssicherheitsdienstes der DDR“ gewählt. Die
Stasi-Unterlagen-Behörde wurde bald zur Gauck-Behörde,
die der Namensgeber zwei Amtsperioden lang bis zum Jahr
2000 leitete. Sein gesellschaftliches Engagement setzte
Gauck fort. Vorträge und Aktivitäten in den Medien und
Publikationen, die der Aufklärung über die Verbrechen
des Kommunismus und dem demokratischen Verständnis
dienten, waren wiederholt Anlass für Ehrungen.
Gauck gehört seit 2003 dem Verein „Gegen Vergessen – Für
Demokratie“ an, dessen Vorsitzender er auch ist.
Außerdem ist Gauck Mitglied im Senat der Deutschen
Nationalstiftung und im Verein Atlantik-Brücke. Als
Vertreter Deutschlands war Gauck in den Jahren von 2001
bis 2004 ehrenamtliches Mitglied des Verwaltungsrates
der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus
und Fremdenfeindlichkeit in Wien.
Bundespräsidentschafts-Kandidatur
Im Jahr 2010 wurde Gauck für die kurzfristig anberaumte
Wahl eines neuen Bundespräsidenten von der SPD und
B’90/Grünen als Kandidat vorgeschlagen. Erst im dritten
Wahlgang unterlag Gauck seinem Gegenkandidaten Christian
Wulff. Gauck wurde nach dessen Rücktritt am 17. Februar
2012 wiederum als Präsidentschaftskandidat nominiert.
Diesmal geht der 72-jährige, parteilose Joachim Gauck
als gemeinsamer Kandidat von CDU/CSU, SPD, FDP und von
Bündnis 90/Grüne ohne Gegendkandidat ins Rennen um das
Amt des 11.
Bundespräsidenten der Bundesrepublik
Deutschland.
Bundespräsident Gauck
Am 18. März
2012 wurde Gauck durch den Wahlvorgang innerhalb
der Bundesversammlung als neuer
Bundespräsident bestätigt und ist seitdem der
erste Mann des Staates. Die von den Linken als
Kandidatin aufgestellte 73-jähreige Beate Klarsfeld
blieb chancenlos. Bundespräsident Gauck ist mit der
Journalistin Daniela
Schadt liiert.
Der seit 2012 als 11. Bundespräsident amtierende Joachim
Gauck stand für keine zweite Amtszeit zur Verfügung. Er
beendete seine Amtszeit am 18. März 2017. Seine
Nachfolge trat Frank-Walter Steinmeier an.
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