Biografie Dave Brubeck Lebenslauf
Der amerikanische Komponist und
Pianist Dave Brubeck wurde als
Bandleader der Combo „Dave Brubeck
Quartet“ mit seinem sowohl eigenwilligen
wie publikumstauglichen, Elemente
klassischen Bombasts und filigraner
Improvisation verbindenden Musikstil zu
einem der bekanntesten Musiker der
Jazz-Geschichte.
David „Dave“ Warren Brubeck wurde am
6.
Dezember 1920 als Sohn der
Klavierlehrerin Elizabeth Brubeck (geb.
Ivey, 1886–1964) und des Rinderbauern
Howard Peter „Pete“ Brubeck (188 –1954)
in der nordkalifornischen Stadt Concord
geboren. Dave Brubecks
Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater Adam Brodbeck jr.
war 1721 im zur Stadt Basel gehörenden
Dorf Muttenz geboren worden. Der
Schweizer war Mitte des 18. Jahrhunderts
nach Virginia ausgewandert und
Stammvater einer weit verzweigten, sich
„Brubeck“ nennenden Familie geworden.
Dave Brubecks Vorfahren der mütterlichen
Linie Ivey kamen aus England und
Deutschland.
Dave Brubeck wuchs zunächst mit seinen
beiden Brüdern Henry und Howard in
seinem Geburtsort auf, bis die Familie
1932 in das unweit von Concord gelegene,
von fruchtbaren Hügeln umgebende
Städtchen Ione zog. Rinder und
Klavierspielen waren wesentliche
Bestandteile von Dave Brubecks Kindheit
und
Jugend. Seine Mutter, eine hochbegabte
Pianistin, verhalf ihm zu profunden
Kenntnissen klassischer
Klavierspielkunst. Allerdings liebte
Brubeck es damals bereits zu
improvisieren und weigerte sich, vom
Blatt zu spielen. Sein ältester Bruder
Henry, der als Sänger und Schlagzeuger
Jazz-Musik machte, beeinflusste den
kleinen Dave ebenfalls prägend.
Nach der Schule begann Brubeck 1938
Tiermedizin im nordkalifornischen
Stockton zu studieren. Brubecks Ziel war
es, die Ranch des Vaters zu übernehmen.
Er wechselte aber in seinem zweiten
Studienjahr ans Konservatorium, an dem
er beinahe wegen seiner Unfähigkeit,
Noten zu lesen, relegiert worden wäre.
Lediglich die massive Unterstützung
seiner Professoren, die vom
Ausnahmetalent ihres Studenten überzeugt
waren, und Brubecks Versprechen, nie als
Klavierlehrer zu arbeiten, verhinderten
den Studienabbruch. Während seiner Zeit
in Stockton lernte Brubeck die Studentin
Iola Whitlock kennen, die er im
September 1942 heiratete.
Brubeck schloss sein Musikstudium
erfolgreich ab und erhielt 1942, kurz
nach dem Eintritt der USA in den Zweiten
Weltkrieg, seine Einberufung zum Dienst
im Heer. Brubeck wurde nach der
Grundausbildung einer Militärband
zugeteilt und blieb zunächst in den USA.
Bei der 253rd Army Band lernte er auch
den Saxophonisten Paul Desmond
(1924–1977) kennen, seinen späteren
langjährigen musikalischen Weggefährten.
Im Sommer 1944 wurde Brubecks Einheit
nach Europa verlegt. Dem Kampfeinsatz
mit General Pattons 3. US-Armee bei der
Ardennenschlacht im Dezember 1944
entging er wegen einer Jazz-Aufführung
in einem Lazarett, die seine
Vorgesetzten so beeindruckte, dass sie
Brubeck nicht an die Front schickten.
Stattdessen befahlen sie ihm, eine
Army-Jazz-Band aufzustellen. Bis zu
seinem Militärabschied
1946 leitete
Brubeck die Jazz-Band „The Wolfpack“. In
der Band spielten auch afroamerikanische
Musiker mit. „The Wolfpack“ war eine der
wenigen gemischtrassigen Einheiten in
den damals noch weitgehend vom Geist der
Rassentrennung beherrschten
US-Streitkräften. Um weiter bei seinen
Musikern in der Kaserne wohnen zu
können, verzichtete der Gefreite Brubeck
auf eine in Aussicht gestellte
Beförderung.
Nach seiner Dienstzeit vervollständigte
Brubeck seine Ausbildung in Oakland am
Mills College, an dem der französische
Komponist Darius Milhaud Fugen- und
Kontrapunkttechnik sowie Harmonielehre
und Orchestrierung lehrte. Mit einigen
seiner Kommilitonen gründete Brubeck ein
Oktett, das innovativen Avantgarde-Jazz
spielte, aber kaum Resonanz beim
Publikum fand und schließlich mit einem
finanziellen Desaster endete. Um seine
Familie - dem 1947 geborenen Sohn Darius
folgten vier weitere Söhne und eine
Tochter - zu ernähren, spielte Pianist
Brubeck deshalb auch mit Don Ratto und
Darrell Cutler in einer
konventionelleren Jazzband, dem Trio „The
Three Ds“. Das Trio wurde oft von Paul
Desmond als Gastsaxophonisten begleitet.
Paul Desmond warb die beiden anderen „Ds“
ab und gründete mit ihnen eine eigene
Formation. Brubeck, der damals in San
Francisco lebte, blieb außen vor. Eine
Zeitlang musste er seine Familie mit
obskuren Jobs als Barpianist
durchbringen.
Mit zwei anderen Musikern gelang es ihm,
ein neues Trio aufzubauen, das
vielversprechende
Anfangserfolge in der Jazz-Szene
verbuchen konnte. Ein fast tödlicher
Badeunfall (
1951), durch den Brubeck in
Folge monatelang ans Krankenbett
gefesselt blieb, drohte auch diese
Chance, auf Dauer im Musikbusiness Fuß
zu fassen, zu zerbrechen. Nach seiner
Genesung tat sich Brubeck trotz der
persönlichen Schwierigkeiten, die er mit
Paul Desmond gehabt hatte, mit dem
Saxophonisten zusammen und gründete das
„Dave Brubeck Quartet“. Hauptgrund für
diesen Schritt war die einzigartige
Harmonie, die beide Männer musikalisch
verband.
Das Quartett, das außer Brubeck und
Desmond mit wechselnden Besetzungen auf
den Positionen Schlagzeug und Bass
auftrat, hatte 16 Jahre lang Bestand und
begründete Brubecks Ruf als einen der
wichtigsten Jazzmusiker des 20.
Jahrhunderts. Insbesondere zwei Alben
galten bereits kurz nach ihrem
Erscheinen als Meilensteine in der
Geschichte des Genres: „Jazz in Oberlin“
(
1953) und vor allem das legendäre „Time
Out“ (
1959) mit den Hits „Take Five“,
„Pick Up Sticks“ und „Blue Rondo a la
Turk“. Das Album „Time Out“ sorgte nicht
zuletzt deshalb für Aufsehen, weil
Brubeck und sein Quartett ungerade
Taktarten wie 9/8 oder 5/4 verwendeten
und nicht wie üblicherweise 4/4-Takte.
„Take Five“, das erst als Single 1961
zum Welthit wurde, war zwar nicht von
Brubeck, sondern von Desmond komponiert
worden, Brubeck hatte aber an der
Entwicklung des Stücks beratenden
Anteil. 1961/62 stellte er mit seiner
Frau das Jazz-Musical „The Real
Ambassadors“ vor.
Nach der Auflösung des Brubeck-Quartetts
1967 spielte Brubeck mit verschiedenen
Jazz-Größen und konzentrierte sich vor
allem auf das Komponieren orchestraler
Werke sowie von
Filmmusik. Er trat auch
häufig mit seinen musikalischen Kindern
auf. Mit Darius, Chris (geb. 1952) und
Dan (geb. 1954) veröffentlichte er als „Two
Generations of Brubeck“ 1973 ein Album.
Der hochgeehrte Brubeck, dem sein Ruf
als „Erster Popstar des Jazz“ eher
unangenehm war, spielte bis ins hohe
Alter mit gleichbleibender Virtuosität.
Kurz vor seinem 92. Geburtstag starb er
am
5. Dezember 2012 in Norwalk,
Connecticut, an Herzversagen.