Frisuren der 70er Jahre - Lang, kurz oder androgyn

Die siebziger Jahre wurden das Jahrzehnt der großen Vielfalt der Haarmode. Die unterschiedlichsten Einflüsse aus Mode, Musik, Fernsehen und Film bedeuteten vor allem für die Frauen, aber auch für die Jugend unbegrenzte Möglichkeiten, ihren individuellen Stil auszuleben. Von langen Haaren in den unterschiedlichen Arten bis zu kurzen, androgynen Schnitten war in dieser Dekade alles zu finden. Die Dauerwelle setzte sich in den siebziger Jahren ebenso durch wie die Möglichkeit, die Haare in beliebigen Farben zu tragen.
Das Jahrzehnt war geprägt von dem großen Erfolg des Fernsehens, das das Leben der  Zuschauer und deren Einstellung zu Mode und Stil nachhaltig prägte. Farah Fawcetts Löwenmähne, die sie in der beliebten Fernsehserie „Charlie’s Angels“ trug, wurde zum Stilvorbild vieler Frauen. Die lange, üppige Haarpracht wurde gestuft und um das Gesicht herum nach außen geföhnt und erzeugte so den Eindruck von Flügeln, die das Antlitz der Trägerin umrahmten.
Auch Olivia Newton-Johns Lockenmähne, die sie in „Grease“ trug, wurde zum Vorbild vieler Frauen. Langes glattes Haar war schon in der Dekade zuvor populär und wurde auch in den Siebzigern gerne getragen, nun aber vermehrt mit Mittelscheitel und längeren Ponys, die seitlich das Gesicht einrahmten.
Der britische Friseur Trevor Sorbie entwarf, wie schon sein Lehrmeister Vidal Sassoon in den sechziger Jahren einen Schnitt, der ihm große Berühmtheit und einen Namen brachte, den er höchst erfolgreich vermarkten konnte. Wie Vidal Sassoon entwickelte er mit seinem Ruf als Starfriseur eine Produktpalette, die die Frauen begehrten und ihn zu einem Multimillionär machten. Seine Kreation mit dem Namen „The Wedge“ war eine flach winkelig geschnittene Kurzhaarfrisur, die der Trägerin durch das leicht gestufte Deckhaar ein androgynes und fedriges Aussehen verlieh.
Durch das Revival des Art-Deco-Stils, das vor allem durch die Literaturverfilmung „The Great Gatsby“ und die englischen Modemarke Biba inspiriert war, kam auch der zeitlose kurze Bob der zwanziger Jahre wieder in Mode. Als Variation waren auch die Topffrisur oder der Pagenlook und die dazugehörigen runden, tiefen Stirnfransen sehr beliebt.
Der Afro wurde ebenfalls zu einer der beliebtesten Haarmoden. Als politisches Statement und damit verbundenes modisches Ausdrucksmittel wurde er hauptsächlich von Afro-Amerikanern getragen, setzte sich aber auch bei einigen Hollywood-Größen durch. Durch das Aufkommen 
der Technik der Dauerwelle war es auch Frauen wie
Barbra Streisand oder Bette Midler möglich, den Afro zu tragen. Durch die Dauerwelle wurden kleinste Locken äußerst populär.
Die Männer trugen nach Vorbild von Hollywood-Stars wie Robert Redford oder Burt Reynolds ihre Haare hauptsächlich etwas länger und leicht gestuft und neben fedrigen Schnitten gerne auch Afros.
Durch das Aufkommen der unterschiedlichsten Jugendkulturen wurden die siebziger Jahre auch in der Haarmode das Jahrzehnt des großen Experimentierens. Neben der Dauerwelle setzte sich das Färben allmählich durch, nachdem es vor allem von Punks und Rockstars aufgegriffen wurde. Von dem Platinblond einer Debbie Harry über das Tiefschwarz von Gruftie-Legende Siousie Sioux, den farbenfrohen Mohikanerköpfen der Punks und den bunten Fransenfrisuren der Glam-Rock-Stars wie David Bowie war nun alles vertreten.
Die kahl rasierten Köpfe der Skinheads waren allmählich genauso verbreitet wie die langen, geflochtenen Mähnen der Hippies.
Diese Vielfalt führte dazu, dass die siebziger Jahre einen regelrechten Boom in der Haarmittelindustrie erlebten. Mit Haarfärbeprodukten für den Privatgebrauch, den unterschiedlichsten Utensilien wie beispielsweise Lockenaufsätze für Föhne und mit Pflegeprodukten für jeden erdenklichen Haartyp und Style-Aufwand wurde experimentiert, was das Zeug hielt.
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