Länderinfo Somalia Geschichte
Somalia hat eine lange und reiche Geschichte, die
aber im
20. Jahrhundert ins Chaos gestürzt ist.
Das ostafrikanische Land ist gefangen zwischen
Tradition und Moderne, zwischen Christentum und
Islam. Somalia ist eines der wenigen Länder, die
den Terror offen unterstützt haben – denn eine
eigentliche Regierung existiert faktisch nicht,
da das Land in Clans und Kriegsherrschaften
gespalten ist.
Frühzeit
Somalia ist seit mindestens seit 100.000 Jahren
besiedelt. Im Altertum unterhielt es Kontakte zu
den ägyptischen Pharaonen. Um ca. 3000 v. Chr.
berichteten ägyptische Quellen über einen Staat
Punt, den Historiker in Nordostsomalia,
lokalisierten. Auch die Griechen und Römer
kannten den Norden Somalias, der bereits zu
dieser Zeit regen Handel zur arabischen
Halbinsel und bis nach Indien trieb. Ab dem 5.
Jahrhundert kam die Region unter die Herrschaft
des äthiopischen Reiches von Aksum. Das
Christentum verbreitete sich ebenfalls, konnte
sich aber nicht halten. Ab dem 7. Jahrhundert
nahmen die Kontakte zur arabischen Halbinsel zu.
Die Muslime flohen von dort nach Somalia und
brachten den Islam mit. In der Folge bildeten
sich zahlreiche muslimische Sultanate wie Adal.
Wohlstand erreichten die Somali durch den Handel
über das Rote Meer. Im Süden entwickelten sich
Stadtstaaten und erste kleinere Königreiche.
Neuzeit
Die Portugiesen erreichten um 1480 herum zum
ersten Mal das heutige Somalia, gründeten kleine
Stützpunkte und verübten Überfälle auf die
Küstenstädte der Region. Sie konnten aber die
Macht der arabisch geprägten Stadtstaaten nicht
brechen. 1550 vereinigten sich im Süden Somalias
einige Stadtstaaten zum Reich von Arjuran. Der
Norden fiel dabei unter Herrschaft des
Osmanischen Reiches bzw. der ägyptischen
Khediven. Ab dem
17. Jahrhundert wurde die
gesamte Küste von Oman bzw. Sansibar aus
beherrscht. Im
19. Jahrhundert erkundeten Briten
und andere europäische Nationen das Gebiet. Die
Franzosen, Italiener und Briten stritten dabei
auch um Somalia, das aufgrund seiner Lage eine
ausgezeichnete Kolonie ergab. Somalia wurde in
die vier Kolonien Kenia, Französisch-Somaliland,
Britisch-Somaliland und Italienisch-Somaliland
aufgeteilt. 1888 stimmten die Sultane der
Majerteen-Staaten der italienischen Oberhoheit
zu. Auch in dem britisch besetzten Gebiet gab es
nur wenig Widerstand. Italien konnte bis 1925
den gesamten Osten und Süden Somalias für sich
in Anspruch nehmen. 1943 gründete sich die
Somali Youth League.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
blieb der südlich-östliche Teil Somalias
weiterhin unter italienischer Verwaltung.
Während Französisch-Somaliland in Kenia aufging,
vereinigten sich
1960 die beiden Kolonien
Britisch-Somaliland und Italienisch-Somaliland.
Vorausgegangen waren massive Forderungen der
Somali Youth League nach einem Groß-Somalia.
Moderne
Gleichzeitig bedeutete die Vereinigung auch die
Unabhängigkeit von den Kolonialstaaten. Die
Forderungen der Somali Youth League erwiesen
sich dabei aber hinderlich für die junge
Demokratie. Denn sowohl Äthiopien als auch Kenia
wollten nicht auf die somalischen Gebiete ihrer
Staatsgebiete verzichten. Somalia entwickelte
sich in den ersten Jahren trotzdem
wirtschaftlich gut und zählte sich zu den
Blockfreien Staaten.
1969 wurde der erste
Präsident Shermarke jedoch ermordet. General
Siad Barre übernahm die Macht und etablierte
eine Militärregierung. Seine Politik zeichnete
sich durch sozialistische Ideen aus und näherte
das Land
an die Sowjetunion an. Die
Militärregierung übergab 1976 die Macht an die
MOD-Allianz, eine Allianz aus verschiedenen
Clans Somalias. Offiziell regierte nun die
Somalische Revolutionäre Sozialistische Partei.
1977 griff Barre Äthiopien an, um Ogaden zu
besetzen, eine Provinz, in der viele Somali
lebten. Der Angriff schlug fehl, da die
Sowjetunion Äthiopien unterstützte. Barre
verließ danach den sozialistischen Kurs und
normalisierte die Beziehungen zum Westen. Sein
zunehmend autoritärer Führungsstil führte 1991
zum Sturz. Das Machtvakuum konnte indes nicht
politisch gefüllt werden. Es etablierten sich
Clans und Kriegsherren und Bürgerkrieg brach
aus. Somaliland erklärte sich einseitig für
unabhängig. UNO-Missionen führten zu keiner
Besserung. 2000 wurde eine Übergangsregierung
eingesetzt, die aber bereits
2003 wieder
zerfiel. Auch eine zweite Übergangsregierung
konnte sich nicht behaupten. 2006 konnte sich
die Union Islamischer Gerichte behaupten und
weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle
bringen. Sie forderten einen
islamischen
Gottesstaat und führten die Scharia ein.
Äthiopien, das nun eine Islamisierung seiner an
Somalia grenzenden Provinzen befürchtete,
erklärte dem Land den Krieg.
2007 und 2008 kam
es zu chaotischen Aufständen. Eine dritte
Übergangsregierung wurde 2009 eingesetzt, konnte
sich aber ebenfalls nicht halten. Rebellenführer
wie al-Shabaab und die Hizbul Islam
kontrollierten weiterhin große Teile Somalias.
2011 konnte die Regierung jedoch al-Shabaab aus
Mogadischu vertreiben. Im gleichen Jahr begann
auch Kenia mit einer Intervention und besetzte
große Teile Somalias, um eine stabile Kontrolle
wieder herzustellen. Somalia ist und bleibt ein
Krisenherd.